Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Die Basis ist bestens für Pyeongchang
Deutscher Skiverband eröffnet Olympiawinter traditionell mit Einkleidung – Besondere Ehre für Laura Dahlmeier
KÜNZELSAU - Der Superlativ hatte seine Berechtigung, Franz Steinle neigt nicht zum Übertreiben. Gewiss, wurde der Präsident des Deutschen Skiverbandes (DSV) am Donnerstag in Künzelsau gefragt, blicke er auf den vergangenen Winter mit einem Lächeln zurück? „Mit einem ganz breiten Grinsen!“, antwortete der 67-Jährige aus Schlier-Fenken (Landkreis Ravensburg) – und blieb die Erklärung nicht schuldig. Eine „hervorragende Saison“sei das gewesen, ja: „die erfolgreichste Saison aller Zeiten für den Deutschen Skiverband“. Franz Steinle ist Jurist, und wer jetzt ein „iudex non calculat“(„Der Richter rechnet nicht“) einwirft, den kontern die Zahlen: 20-mal Edelmetall – 13-mal Gold, viermal Silber und dreimal Bronze – haben DSV-Starterinnen und -Starter 2016/17 bei Weltmeisterschaften gewonnen. Eine Bilanz, die ihresgleichen sucht. Die deshalb, das war Franz Steinle wichtig, als Messlatte „sehr hoch gesetzt ist“für Kommendes: für Pyeongchang, das Abschneiden der Ski-Sparte bei den XXIII. Olympischen Winterspielen kommenden Februar. Der DSV-Präsident: „Wenn wir an diese Leistungen anknüpfen könnten, wären wir sehr froh.“Zweimal Konjunktiv. Erfolg im Sport lässt sich nicht garantieren.
Erfolg braucht Training, Training, Training. Mentale Stärke auch. Und: optimales Material ... Traditionell eröffnete der DSV deshalb auch diesen, den Olympiawinter mit der Einkleidung seiner (heuer mehr als 550) Spitzenathleten samt Betreuern und Funktionären. Rund 50 Bekleidungsstücke und diverse andere Ausrüstungsgegenstände gab es in den Hangars des „Adolf Würth Airport“je Nase, für die Besten hatte DSV-Premiumpartner Audi zudem die diesjährigen Dienst-Pkw vor dem „Carmen Würth Forum“geparkt. Neue Autos fahren künftig einige: Zu den 20 WM-Medaillen in Biathlon (siebenmal Gold, einmal Silber), Nordischer Kombination (viermal Gold, je einmal Silber und Bronze), Spezialsprung (je zweimal Gold und Silber, einmal Bronze) und Ski alpin (einmal Bronze) kamen sage und schreibe 54 Weltcupsiege, 50 zweite und 46 dritte Plätze. Biathletin Laura Dahlmeier und Kombinierer Eric Frenzel haben den Gesamtweltcup gewonnen, Johannes Rydzek (Nordische Kombination) fand sich im Saisonklassement auf Rang zwei.
Jetzt also Olympia. Über das dort Machbare sinnierten Wolfgang Maier, Sportdirektor Alpin (Ziel sei, „dass wir die maximale Vorstellung geben“), und Karin Orgeldinger, die vom „Selbstvertrauen“sprach, das „wir uns geholt haben“, und die feinen Leistungen im von ihr verantworteten Bereich Nordisch/Biathlon als „Basis“deutete. Darauf wolle man aufbauen – angeleitet von Trainern, die heute „Topmanager, Chefpsychologen, Pressesprecher“seien. Und keineswegs satt. „Ihre Qualität ist einer der größten Werte, die wir im Verband haben.“Noch ein Erfolgsfaktor.
Ob er greift in Südkorea, greifen kann? Natürlich ist der Konflikt Kim/ Trump, sind die nordkoreanischen Raketentests ein Thema während zwei Tagen Einkleidung. Natürlich bezieht Franz Steinle Stellung. So gut ein deutscher Sportverbandspräsident eben Stellung beziehen kann knapp vier Monate vor dem Tag der Eröffnungsfeier. „Man muss“, sagt Franz Steinle, „die Entwicklung einfach abwarten bis Januar. Man muss auch wissen: Es gibt keinen Plan B. Man kann die Olympischen Spiele nicht einfach in ein anderes Land verlegen, sondern die würden ersatzlos ausfallen. Aber die Sicherheit unserer Athleten steht an erster Stelle, und wir werden sicher kein Risiko eingehen, das wir nicht kalkulieren können.“
Ihre Gedanken macht sich auch Laura Dahlmeier. Sie wolle „jetzt nicht nicht mehr heimkommen, bloß weil die Olympischen Spiele in einem Land sind, wo es 60 Kilometer entfernt politische Unruhen gibt“, hat die 24-Jährige unlängst erklärt. In Künzelsau – soeben von ihren DSV-Kollegen aus allen Kadern und Lehrgangsgruppen zur „Skisportlerin des Jahres“gekürt – hieß der Wunsch der siebenmaligen Biathlon-Weltmeisterin so: „Ich hoff’, wir haben bei Olympia wirklich eine gute Zeit.“Franz Steinle dürfte genickt haben. Nicht nur er. Mit dem seiner höchsten Auszeichnung für Aktive, ehrte der DSV in Künzelsau: Viktoria Rebensburg (SC Kreuth), Felix Neureuther (SC Partenkirchen/beide Alpin); Sabrina Cakmakli (SC Partenkirchen/ Freeski); Heidi Zacher (SC Lenggries), Tim Hronek (SV Unterwössen/beide Ski Cross); Laura Dahlmeier (SC Partenkirchen), Simon Schempp
(SZ Uhingen/beide Biathlon); Eric Frenzel (WSC Erzgebirge Oberwiesenthal), Johannes Rydzek (SC 1906 Oberstdorf/beide Nordische Kombination); Carina Vogt (SC Degenfeld), Andreas Wellinger (SC Ruhpolding/ beide Skisprung); Nicole Fessel
(SC 1906 Oberstdorf/Skilanglauf).