Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Gruselhaus steht auf Applaus
Irisches Ehepaar lebt seit 2016 in Laichingen und schmückt sein Haus zu Halloween
LAICHINGEN - Totenköpfe, Skelette und Spinnen liegen vor der Hofeinfahrt. Leuchtende Kürbisse und Geister hängen am Garagendach. Federmäuse und Hexen fliegen daran vorbei. Es ist Halloween-Zeit – auch in Laichingen. Seit knapp einer Woche hat das aus Irland stammende Ehepaar O’Keeffe sein Eigenheim im Lerchenweg in ein gruseliges Geisterhaus verwandelt. „Das ist ein kleines Stück Irland hier in Laichingen auf der Schwäbischen Alb“, sagt Louis O’Keeffe.
Denn Halloween ist ein irischer Brauch. „Das kommt nicht aus Hollywood“, erklärt der 47-Jährige. „Das haben wir erfunden.“Beziehungsweise die keltischen Ureinwohner Irlands: Für sie war der 31. Oktober – und nicht der 31. Dezember – das Ende des Jahres. In der letzten Nacht vor der Jahreswende feierten die Kelten ein großes Totenfest zu Ehren des Totengottes Samhain.
Um sich vor den Seelen der Toten zu schützen, wurde Lärm und Krach gemacht sowie ein großes Feuer angezündet. Die glühende Asche wurde anschließend an die Haushalte verteilt, um quasi mit neuem Feuer ins neue Jahr zu starten. Erst irische Auswanderer brachten das Brauchtum dann in die USA. „Und da wurde es kopiert, denn sie haben dort ja keine Tradition“, sagt Louis O’Keeffe, der jetzt das irische Brauchtum nach Laichingen bringen will.
Klatschen, wenn Sie sich trauen
„Wir wussten nicht, wie es angenommen wird“, erklärt er weiter. Doch inzwischen würden die Nachbarn das Gruselhaus lieben. Und auch die Kinder vom Kindergarten Brühl hätten ihre Freude an dem Hausschmuck. „Sie kommen immer vorbei und klatschen.“Denn die Hexen, Totenköpfe und Fledermäuse hängen nicht einfach nur so rum. Wer klatscht oder laut spricht, bekommt eine Reaktion der vermeintlich toten Puppen zurück. Die Augen der Skelettköpfe fangen an zu leuchten. Und die Fledermäuse lassen ihre Flügel schlagen. „Klatschen, wenn Sie sich trauen“, steht auf einem Zettel, der an die Hecke angebracht ist.
In Irland sei es Tradition, sein Haus zu Halloween zu schmücken. 2007 hat Louis seine erste Geisterpuppe gekauft. Auch sie hängt jetzt in Laichingen. Im vergangenen Jahr zum ersten Mal, denn erst dann waren alle Puppen aus Irland nach Laichingen transportiert worden, erzählt Louis O’Keeffe. Er lebt bereits seit 2014 in Deutschland, arbeitet als Servicetechniker bei Siemens und muss deshalb viel nach Kirchheim, Ravensburg und Ulm. Seine Frau reiste Mitte des Jahres 2016 nach. Ihr Haus in Irland haben sie verkauft. Laichingen ist jetzt ihre neue Heimat, die sie bereits ins Herz geschlossen haben.
An Deutschland beeindrucke sie besonders das gute Gesundheitssystem und die Ehrlichkeit der Menschen. Woran sie das festmachen? „Beim Kauf von Blumen zum Selberschneiden“, erklärt Louis. „Das ist supercool. Das gibt es in Irland nicht.“Doch während Louis – aufgewachsen auf dem Land in Tullamore – sich in seiner Schulzeit für Deutsch als Fremdsprache entscheiden konnte, musste seine Frau Deirdre O’Keeffe – in der Stadt Cork groß geworden – Französisch nehmen. Das rächt sich jetzt. Sie muss nachsitzen: Einmal die Woche geht sie zur Volkshochschule, um Deutsch zu lernen. „Eine schöne Sprache“, sagt sie. Man könne vieles ableiten: „Deshalb ist es nicht so schwer“, sagt die gelernte Konditorin. Bald will Deirdre mit ihrem Mann auf dem Laichinger Wochenmarkt einen Stand eröffnen und dort allerlei Süßgebäck wie Kuchen und Torten verkaufen – allerdings mit irischem Mehl. „Das ist weicher“, sagt sie. Denn schon in Irland führte sie eine kleine Konditorei und kreierte zum Beispiel aufwändige Hochzeitstorten.
Noch bis Halloween am Dienstag, 31. Oktober, liegen Totenköpfe, Skelette und Spinnen vor der Hofeinfahrt. Dann wird alles wieder abgehängt – bis zum nächsten Jahr. schwäbische.de/halloween-haus
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