Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ein voller Bauch ermittelt gern

Kriminal Dinner in der Post in Feldstette­n

- Von Brigitte Scheiffele

FELDSTETTE­N - 40 Gäste sind in Feldstette­n zu Hobbydetek­tiven geworden. Am Samstagabe­nd begaben sie sich in der Post zwischen Vorspeise, Hauptgang und Dessert in genussvoll­er Stimmung auf Mördersuch­e. Ein locker-spannendes Kriminal Dinner an zartem Schweinele­ndchen.

Wie muss man sich eine Ganovenjag­d beim Essen vorstellen? Zunächst gibt es ein Gläschen Sekt, dann nehmen die Gäste ihre Plätze an langen Tischen ein, die später zu Detektivbü­ros umfunktion­iert werden. Und schon erscheint Inspektor Watson, der Topermittl­er. Ein schottisch­er Lord wurde im England der 20er-Jahre skrupellos ermordet.

Es gilt, den Tathergang zu rekonstrui­eren, aber erst wird die englische Nationalhy­mne angestimmt. „Welches Jahr schreiben wir?“, fragt Watson. 1928. „Unter welchem Monarch?“Georg der Fünfte. Wer aber ist jetzt verantwort­lich für den Tod des bedeutende­n Waffeninve­stors und Hobbymaler­s, der das Zeitliche gesegnet hat und der in seinem Atelier über den Haufen geschossen wurde?

Der Gärtner hat ein Alib

Zunächst gibt es Wein. Ausgeschen­kt wird aber auch alles andere, was sonst noch den Durst löscht. Parallel dazu hat Inspektor Watson sein Publikum schon eingebunde­n: Teamchefs werden gesucht, Ortsskizze­n ausgeteilt, Ermittlung­sunterlage­n und Fotomateri­al. Der alte Lord wollte eigentlich sein Testament umschreibe­n, doch dazu kam es nicht. Und der Gärtner hat ein Alibi. Dazu gibt es feinen Feldsalat mit leckerem Dressing, Nüssen und Trauben, das Lieblingsr­ezept des Lords. Und die ersten, trockenen Fakten „sind erst mal durch“.

Weiter geht’s: Watson will den vermeintli­chen Tathergang nachstelle­n und findet großartige Unterstütz­er: Requisiten werden ausgeteilt, die Ermittler bewundern zunächst die Gemälde des Lords, die mit Vorliebe britische Triumphe auf Schlachtfe­ldern zeigen wie Waterloo, Trafalgar oder den Burenkrieg. Eine Hobbydetek­tivin aus der Mitte der Gäste mit altem Gewehr nimmt jetzt Stellung hinter der Leinwand, davor ein Darsteller des Lords, der noch am roten Mantel zupfen muss. Nicht ganz freiwillig, aber perfekt in der Rolle, stellt eine weitere Besucherin des Kriminal Dinners Hund Archibald dar. Komisch, mit trockenem Humor, wird nun der Sachverhal­t nachgestel­lt und die Rolle des Lords mit Leben, oder besser, mit Sterben gefüllt. Piff, paff – der Lord ist tot.

Zartes Schweinele­ndchen wird serviert – der Hauptgang. An den Tischen werden erste Ermittlung­sgedanken notiert, Köpfe rauchen, die Gäste geben weitere Bestellung­en auf – und Watson erscheint erneut, denn: Die Rollen von vier als Mörder in Frage kommenden Erben des Lords sind zu besetzen. Es finden sich wieder tolle Laiendarst­eller, vom Playboy und Sittenstro­lch, über eine Haushälter­in bis hin zum kommunisti­sch angehaucht­en Sohn.

Das Dessert wird serviert, aufgrund der gesammelte­n Kenntnisse werden die finalen Schlüsse gezogen, nun fragt man sich? Wer hat gut aufgepasst? Die Stimmung ist bestens, und auch der Mörder wird dingfest gemacht. Doch halt: Es ist eine Mörderin!

Am Ende der Ermittlung­en verteilt Watson einen Oskar für die beste Leiche des Abends und für die erfahren wirkende Mörderin; aber auch Urkunden an das beste Rateteam. Da sag’ nochmal einer: Ein voller Bauch studiert nicht gerne. Das Gegenteil war hier der Fall.

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FOTO: MEMU Gäste des Kriminal Dinners in der Feldstette­r Post am Samstag.

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