Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Kuschelglück: Kinder lieben Lesestunden
Hohe Beteiligung der Eltern beim Vorlesetag im Kinderhaus der Gemeinde Heroldstatt
HEROLDSTATT - Ob Rabe Socke, Grüffelo, Fritz Frosch oder Mäuseschlau & Bärenstark – Kinder lieben solche Geschichten, besonders wenn man sie mit ihnen gemeinsam liest. Viele Eltern wissen, dass das Vorlesen wichtig ist für die Sprachförderung, fangen aber zu spät damit an. Nicht so die Kinderhaus-Eltern in Heroldstatt, die sich am bundesweiten Vorlesetag im Kinderhaus beteiligt haben. Die Erzieherinnen mussten sogar zusätzliche BeteiligungsListen für die Eltern aufhängen und weitere Räume bereit stellen.
Schon mit sechs Monaten genießen die Kinder das Vorlesen als gemeinsames Kuschelritual, das neben der Sprachförderung auch eine wichtige emotionale Bedeutung hat. „Der persönliche Kontakt ist unersetzlich“, sagt Kinderhausleiterin Heide Kirschmann. „Er kann nicht durch Filme, Videos oder Hörbücher ersetzt werden.“Die ganz Kleinen fassen Bücher gern an und sind fasziniert von den bunten Bildern und der Stimme des Vorlesenden. Sie begreifen die Geschichten eher intuitiv. Nach und nach wächst das Verständnis für die Worte und ihre Bedeutungen – ein fließender Übergang.
Auch den Eltern, die sich am Vorlesetag im Kinderhaus beteiligt haben, hat der Vormittag Freude gemacht. Viele haben eigene Bücher mitgebracht und sogar in mehreren Etappen verschiedenen Kindergruppen vorgelesen. Mit großen Augen hingen die Kinder an den Lippen der Kinderhaus-Eltern. „Plötzlich raschelt es leise beim Picknick von ,Bärenstark’ und ,Mäuseschlau’ – und aus dem Gebüsch blitzt ein kleines glänzendes Näschen hervor.“Die Lösung dieses Rätsels: Ein kleiner Igel will sich über die Stachelbeeren der beiden Freunde hermachen. Schließlich teilen „Bärenstark“und „Mäuseschlau“ihr Picknick mit dem Igel und nennen ihn Stups – er wird zu einem neuen Freund. Eine ganz einfache Geschichte, aber sehr anschaulich und liebenswert erzählt.
Der bundesweite Vorlesetag hat das Ziel, die Begeisterung für das Lesen und Vorlesen zu wecken und Kinder schon früh mit dem erzählten und geschriebenen Wort in Kontakt zu bringen – zum Beispiel in Schulen, Kindergärten, Bibliotheken oder Buchhandlungen, aber auch an ungewöhnlichen Orten, etwa in Museen, im Tierpark, im Freien oder im Schwimmbad. 2016 haben sich rund 135 000 Vorleser an der bundesweiten Aktion beteiligt, unterstützt vom Deutschen Städte- und Gemeindebund und der AOK – und wissenschaftlichen Begleitstudien.
Ergebnis: Was früher für Kinder zum Aufwachsen dazu gehörte – ein Märchen als Gutenachtgeschichte oder ein Bilderbuch zwischendurch – ist heute nicht mehr selbstverständlich. Ein Fünftel der befragen Eltern liest überhaupt nicht mehr vor, weitere acht Prozent nur sehr selten. Für mehr als jedes zweite Kind gibt es höchstens zehn Kinderbücher im Haushalt, trotz des riesigen Angebots in Bibliotheken – obwohl 86 Prozent der Eltern eine gute Bildung als wichtigstes Erziehungsziel nennen.
Früh mit dem Vorlesen starten
Außerdem beginnen viele Eltern zu spät mit dem Vorlesen: Mehr als die Hälfte der Eltern lesen ihren Kindern in den ersten zwölf Monaten überhaupt nicht vor, in 28 Prozent der Familien wird sogar innerhalb der ersten drei Jahre nicht vorgelesen. Der Grund: Oft warten die Eltern mit dem Vorlesen, bis sich die Kinder länger konzentrieren können oder anfangen zu sprechen – ein Fehler. Ein früherer Start beim Vorlesen führt laut Bildungsforschern zu einer höheren Motivation der Kinder, schon früh selbst aktiv zu lesen. Sie können Texte besser und schneller verstehen – bis hin zu den Textaufgaben in der Mathematik.