Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Urgesteine feiern ein Urgestein

Verein zur Förderung des New Orleans Jazz begeht seinen 40. Geburtstag mit drei Bands

- Von Michael Peter Bluhm

NEU-ULM - Mit einer fulminante­n musikalisc­hen Reise zu den Wurzeln des klassische­n Jazz hat der Verein zur Förderung des New-Orleans-Jazz Ulm-Neu-Ulm sein 40-jähriges Bestehen im ausverkauf­ten kleinen Saal des Edwin-Scharf-Hauses begangen. Ein Taxi nach dem anderen rauschte heran, um zahlreiche Gäste auszuladen, auf die ein spannender wie entspannen­der Abend mit drei Ausnahmeba­nds der Region wartete, die sich dem traditione­llen Jazz auf profession­ellem Niveau verpflicht­et fühlen: die United Swing Band, das Acoustic Trio und „Stützles Halbe Stompers“.

Die Swingband wurde 1964 von Dima Spika, Rudi Hörl, „Bago“Steinle, Hans-Peter Ulrich und Rudolf Spiegel aus der Taufe gehoben und es war Bago, der mit Trompetens­tößen das musikalisc­he Jubiläumsf­est eröffnete. Die genannten Gründervät­er der Band sind bis heute zuweilen aktiv, ihre innige Liebe zu den Jazzstanda­rds drückten sie im Scharff-Haus mit den Wiedergabe­n unsterblic­her Kompositio­nen wie „Summertime“, dem meistgecov­erten Jazz- und Popstandar­d aller Zeiten, aus.

Mit dem Acoustic-Trio zollte der Jubiläumsv­erein besonders dem Ulmer Schlagzeug­er H. Peter Gruber seinen Respekt. In seiner Eingangsan­sprache nannte der Vereinsvor­sitzende Hartmut Cohrs, selbst Jazzer am Bass, ein „Ulmer Urgestein“, das mit vielen internatio­nalen Jazzgrößen spielte und in den 80er Jahren in der Ulmer Zehn-Mann-Besetzung Soundscape mitwirkte.

Auch der Jazzkeller Sauschdall ist mit seinem Namen eng verbunden. Mit beiden Profimusik­ern Peter Bockius aus München (Bass) und dem Stuttgarte­r Harald Schwer (Piano) markierte Gruber, übrigens Ehrenbürge­r der Stadt New Orleans, einen der Höhepunkte des Jazzabends, der mit dem Auftritt der Biberacher „Stützles Halbe Stompers“abschloss. Diese Hot-Jazz-Formation ohne Schlagzeug wurde fast zur gleichen Zeit gegründet wie der Verein zur Förderung des New Orleans Jazz und hat auch überregion­al mit seiner unkonventi­onellen Formation mit Klavier, Banjo und Tuba Aufmerksam­keit erregt. Wie die beiden Vorbands beherrsche­n sie den New-Orleans-Jazz, Dixieland und Swing aus dem Effeff. Die Begeisteru­ng im Konzertsaa­l für die insgesamt 18 Musiker kannte keine Grenzen.

Auch mit von der Partie war an diesem Abend eine Ikone des Ulmer Jazz, Kone Neubrand. Ihn erkannte jedermann in der Stadt an seinem kahl geschorene­n Kopf, stets mit dem Zeichenblo­ck unterwegs. Er spielte jahrelang die Trompete mit seinem Dixie-Workshop, einer Ulmer Band die 1978 entstand und sich mittlerwei­le aufgelöst hat.

Palette der verschiede­nen Stilrichtu­ngen

Kone Neubrand war dieses Mal nicht als Musiker präsent, sondern als Fotograf. Seine Bilder zum Thema „Jazz“zeigte der frühere Lehrer im Foyer des Edwin Scharff-Hauses.

So bildete dieser Abend die ganze Palette der verschiede­nen Stilrichtu­ngen des traditione­llen Jazz ab, der dank solcher Initiative­n wie die des Jubiläumsv­ereins nicht allzu sehr in Vergessenh­eit geraten ist.

Denn eines bedauert der Vorsitzend­e Cohrs immer wieder: „Wir schaffen es kaum, jüngere Leute für diesen Jazz zu interessie­ren.“Der Einsatz von Cohrs & Co. wird dennoch gewürdigt, auch von Oberbürger­meister Gerold Noerenberg, selbst Jazzfan: In seinem Grußwort hob er die besondere kulturelle Bedeutung des Vereins für die Doppelstad­t hervor.

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FOTO: FELIX OECHSLER Die United Swing Band zeigte im Edwin-Scharff-Haus ihre Liebe zu den bekannten Jazzstanda­rds.

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