Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Eiszeitkunst strahlt über die Region hinaus
Ministerpräsident Kretschmann nimmt Welterbe-Urkunde entgegen - Festakt in Ulm
ULM (lsw/mö/pm) - Die Höhlen der Schwäbischen Alb und die darin entdeckte Eiszeitkunst sind im Juli zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt worden – am Mittwochabend folgte ein Festakt. Staatsministerin Maria Böhmer (CDU) überreichte in Ulm die entsprechende Urkunde an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne).
Die sechs Höhlen der Eiszeitkunst auf der Schwäbischen Alb waren am 9. Juli von der Unesco in die Welterbeliste aufgenommen worden. Laut Unesco zeugen sie von einer der frühesten figurativen Kunst weltweit und liefern wichtige Erkenntnisse über die Entwicklung der Kunst. Sie sind laut Unesco die 42. Welterbestätte Deutschlands. Staatsministerin Maria Böhmer (CDU) berichtete vom persönlichen Besuch in der Region. Der universelle Wert der Funde bestehe in Phantasie, Dichte und Qualität der Funde. Die Funde geben nach Böhmers Worten Hinweise auf die Verwurzelung der Menschen. Dies sei in Zeiten wie heute mit großer Unsicherheit wichtig. Weiter sei die Kombination aus wissenschaftlicher Expertise und ehrenamtlichem Engagement vorbildlich.
„Es ist nicht zu viel gesagt, wenn man die Schwäbische Alb als Wiege der Menschheit, als Wiege von Kunst und Kultur bezeichnet. Und es ist daher nur folgerichtig, dass die Fundstätten und die sie umgebende Landschaft nun von der Unesco zum Welterbe erklärt wurden“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann beim Festakt in Ulm. „Mit der Verleihung geht aber auch eine Verpflichtung einher, die Welterbestätte zu schützen, zu pflegen und die Vermittlung dieser frühen Epoche der Menschheitsgeschichte zu stärken.“Dieser Verpflichtung sei sich das Land gemeinsam mit der Region, dem Alb-Donau-Kreis, dem Landkreis Heidenheim und den Kommunen vor Ort bewusst. Der Titel sei auch eine besondere Auszeichnung und Würdigung der jahrzehntelangen archäologischen und paläontologischen Forschung im Land.
„Ich danke dem Welterbekomitee für die Einschreibung der Höhlenlandschaften in die Welterbeliste und allen am Verfahren Beteiligten für die sehr gute Zusammenarbeit. Die Eintragung ist ein wunderbarer Erfolg für die Landesdenkmalpflege und alle unsere Kooperationspartner“, sagte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Nun gelte es, die Stätte mit Leben zu erfüllen und den Welterbegedanken in die Öffentlichkeit zu tragen. „Mit der Welterbeauszeichnung sind die Höhlenlandschaften nicht mehr allein das Erbe unseres Landes und ihrer Fundregionen, sie sind das Erbe der ganzen Menschheit.“
„Am Antrag, in die Liste der Unesco-Welterbestätten aufgenommen zu werden, waren viele Institutionen und Köpfe beteiligt“, so Kretschmann und Hoffmeister-Kraut. Das Auswärtige Amt, das Wirtschaftsministerium, das Wissenschaftsministerium, das Landesamt für Denkmalpflege, die Landratsämter und beteiligten Gemeinden haben sich ebenso wie die Ehrenamtlichen, Förderer und die Fachwissenschaftler der Universität Tübingen mit großem Engagement in den Antrag zum Unesco-Welterbe eingebracht. „Sie alle haben dazu beigetragen, dass die Welt der Jäger und Sammler auf der Alb mehr und mehr erschlossen wird“, so Kretschmann.
In seiner Begrüßung forderte Landrat Heiner Scheffold den Ausbau der bisher schon guten Zusammenarbeit. Das Welterbe sei eine Chance für mehr Geltung und Strahlkraft der ganzen Region. Die Übergabe der Urkunde sei Signal für die Fortführung der engen Kooperation.