Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Weniger ist mitunter mehr
Verbraucher sollten den Dosierungshinweisen der Hersteller nicht blind Folge leisten
RAVENSBURG - Viele Verbraucher verwenden Haushaltshelfer unbedacht und zu großzügig. Die richtige Dosierung spart Geld und hilft der Umwelt.
Zahnpasta
Der Blick in das Waschbecken offenbart schon wieder ein gewisses Maß an Verschwendung. Die Hälfte der Zahnpasta hat den Weg zur Reinigung des Mundraumes nicht geschafft. Trotzdem fühlen sich die Zähne sauber geputzt an. War dann vielleicht zu viel Zahnpasta auf der Bürste? Über das richtige Maß wird in Internetforen gestritten. Eine Fraktion hält die Pasten für völlig überflüssig. Andere geben sich mit einem Klecks zufrieden. „Im Prinzip reicht ein Strang, der sich über die Bürste erstreckt“, klärt ein Experte der Bundeszahnärztekammer die Frage auf. Für Kinder reiche eine erbsengroße Menge. Im Waschbecken findet sich demnach nur ein Resultat der Schusseligkeit, nicht eines verschwenderischen Umgangs mit der Creme.
Rund sechs Tuben Zahncreme verbraucht der Deutsche jährlich im Schnitt, weniger als die von den Ärzten empfohlenen sieben. Warum die Verwendung so wichtig ist, erklärt der Experte auch. „Die wichtigsten Komponenten sind Fluoride“, sagt er. Dieser Stoff verhindert die Kariesbildung. Mitunter wird vor Fluorid gewarnt. Doch die Stiftung Warentest hat jüngst festgestellt, dass bei den üblichen eingesetzten Mengen keine Befürchtungen nötig seien.
Reinigungsmittel
Im Haushalt finden sich häufig viele verschiedene Spezialreiniger, vom Silberputzmittel bis hin zum starken Rohrreiniger. Die meisten Ausgaben sind vergeudet und schaden obendrein der Umwelt. Das sagt Marcus Gast vom Umweltbundesamt (UBA). „In einem üblichen Haushalt reichen Allzweckreiniger, Handspülmittel, Scheuermilch und saurer Sanitärreiniger auf Basis von Zitronensäure“, erläutert der Fachmann.
Der Allzweckreiniger dient der Reinigung von Schmutz auf den Böden oder anderen Flächen. Das Spülmittel beseitigt fettige Flecken oder säubert die Fenster, die Scheuermilch verhärteten Schmutz. Kalk und Seifenrückstände werden mit dem säurehaltigen Mittel beseitigt. (Auch die WC-Reiniger enthalten in der Regel die hilfreiche Zitronensäure.) „Untersuchungen haben gezeigt, dass Reinigungsmittel häufig überdosiert werden“, sagt Gast. Die Angaben auf den Verpackungen seien häufig mangelhaft. Die Anwendung von Reinigungsmitteln hängt indivuell vom Grad der Verschmutzung ab.
Waschpulver
Das Shirt ist nur leicht verschwitzt, die Sporthosen des Nachwuchses dagegen sind völlig verdreckt. Wie viel Waschpulver wird nun benötigt, um beides optimal zu säubern? Was bedeutet eigentlich die auf den Verpackungen von Ariel & Co zu findende Einordnung in leicht, normal oder stark verschmutzte Kleidung? Als „leicht“verschmutzt gelten Textilien ohne Flecken, als „normal“werden Hemden oder Wäsche eingestuft, wenn sie durchgeschwitzt sind oder leichte Flecken aufweisen. Zwangsläufig richtet sich die Dosierung dann nach den stärksten Klecksen auf Hemden und Hosen.
Grundsätzlich ist die richtige Menge Pulver von drei Faktoren abhängig: dem Härtegrad des Wassers, der Verschmutzung und der Wäschemenge in der Maschine. Der Härtegrad lässt sich mit einem Anruf beim Wasserwerk leicht ermitteln. Beim Gewicht der Maschinenladung wird es in der alltäglichen Praxis schon etwas schwieriger. „Die Hinweise sind verwirrend und unpraktisch“, stellt die Verbraucherzentrale Hamburg fest und hat eine Faustformel für den Haushalt parat: „Wichtig ist, dass oben in die Trommel noch eine Hand hochkant hineinpasst.“Dann ist die Wäsche locker genug verteilt und das Waschmittel kann sich optimal verteilen. Zusammen mit dem Härte- und Verschmutzungsgrad lässt sich dann anhand der Angaben auf der Verpackung des Waschmittels die beste Dosierungsmenge ermitteln. Ein bewusster Umgang mit flüssigen Helfern oder denen in Perlenform lohnt sich nach Einschätzung der Verbraucherzentrale. „Richtig dosiertes Waschmittel spart Geld, schont die Umwelt und verhindert Schäden an Wäsche und Maschine“, sagen deren Experten.
Shampoo, Bodylotion, Creme
Wenn es um die Schönheit geht, darf es oft gerne etwas mehr sein. Dabei reichen kleine Mengen oft schon aus, wie das Kosmetikportal Naturalbeauty.de feststellt. „Pro zehn Zentimeter Haarlänge genügt ein haselnussgroßer Klecks Shampoo“, erläutern die Schönheitsexperten, beim Conditioner sollte maximal die doppelte Menge eingesetzt werden. Um das Gesicht mit einer Feuchtigkeit spendenden Creme zu versorgen, reicht danach eine Menge im Umfang eines Zweicentstückes. Und Bodylotion im Umfang eines Doppelkekses reiche, um den gesamten Körper damit zu pflegen.
Schuhcreme
„Viel hilft viel“ist eine gängige wie falsche Einschätzung. Das gilt auch für Schuhcreme. Das Unternehmen Colloni, Hersteller von Pflegemitteln für Stiefel und Halbschuhe, warnt vor einem allzu großzügigen Einsatz der Creme. „Hier liegt das Geheimnis darin, eine dünne Schicht in wirklich jeden Winkel der Oberfläche aufzutragen und dann ausgiebig trocknen zu lassen“, verraten die Profis. Nur so könnten die Pigmente ins Leder einziehen. Werde dagegen das Lederfett zu dick aufgetragen, bildeten sich schnell brüchige Krusten im Auftrag.