Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Freiburg seift Köln ein
SCF dreht nach 0:3-Rückstand die Partie beim Letzten
KÖLN (SID/dpa) - Christian Streich wirkte nicht so, als habe der SC Freiburg soeben einen denkwürdigen Sieg errungen. „Es ist ja auch kurz nach dem Spiel und vor einer Stunde haben wir noch 0:3 in Köln zurückgelegen“, erklärte der Trainer der Breisgauer seinen Missmut nach dem unfassbaren 4:3 (1:3)-Sieg seiner Mannschaft beim Tabellenletzten bei Eurosport. Später sagte er: „Ich habe nicht mehr viel Kraft, mich zu freuen. Aber ich bewundere, welche Frustrations-Toleranz die Spieler haben. Offenbar eine höhere als ich.“
Eine ganz andere Frustrationsschwelle haben sie dagegen beim besiegten 1. FC Köln erreicht. Hier heißt es: neuer Trainer, alte Probleme, weiterer Tiefpunkt: Und so saß Stöger-Nachfolger Stefan Ruthenbeck, einst auch beim VfR Aalen tätig, minutenlang geschockt auf der Trainerbank, die Kölner Spieler kämpften mit den Tränen – und die Fans forderten unmissverständlich: „Vorstand raus!“Was zum sportlichen Befreiungsschlag werden sollte, wurde innerhalb weniger Minuten zur bittersten Niederlage einer ohnehin historisch schlechten Saison. Auch eine Woche nach der Trennung von Peter Stöger bleibt der FC ein hoffnungsloser Fall. „Was soll ich dazu sagen, das ist die Krönung“, sagte Verteidiger Dominique Heintz, den Tränen nahe. „Es lief alles gegen uns, die Mannschaft ist brutal niedergeschlagen“, sagte Ruthenbeck.
Selbst der Freiburger DreifachTorschütze Nils Petersen, der mit zwei späten Elfmetern mitten ins Kölner Herz traf, hatte Mitleid: „Wenn man Tabellenletzer ist, dann braucht es nur eine negative Sache, dann geht es nach hinten los. Der Fußball schreibt solche Geschichten. Es ist bitter für den FC, das tut mir leid.“
Dabei hatten die Kölner mit einer spektakulären Anfangsphase alles für den ersten Saisonsieg vorbereitet. Lukas Klünter (8.) und Sehrou Guirassy (16., Foulelfmeter) trafen mit den ersten Chancen für die Kölner, zudem lenkte Freiburgs Caleb Stanko (29.) eine Flanke von Konstantin Rausch ins eigene Tor. 3:0, alles klar. Eigentlich. Doch dann kippte das Spiel – mit dem dramatischen Höhepunkt in der Nachspielzeit. Petersen (39., 90. Foulelfmeter/90.+5, Handelfmeter) traf dreimal, zudem war der Wangener Janik Haberer (65.) im Schneechaos erfolgreich.
120 Helfer hatten seit Sonntagmorgen versucht, den Platz in Köln von den Schneemassen zu räumen. Dies gelang allerdings nicht rechtzeitig, der für 13.30 Uhr geplante Anstoß wurde auf 14 Uhr verschoben. Auch zu diesem Zeitpunkt waren weite Teile des Rasens noch vom Schnee bedeckt. Es gipfelte sogar darin, dass Schiedsrichter Robert Kampka vor dem Strafstoß zum 2:0 den Elfmeterpunkt unter dem Schnee nicht fand – er schritt wie bei einem Jugendspiel elf Meter ab. Auch die Spieler rutschten und hatten Probleme mit der Standfestigkeit. Und auch wenn die Kölner mit den schwierigen Bedingungen viel besser zurechtkamen, rutschten sie am Ende doch gewaltig aus.