Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Zu Gast in der Siedlung Zoar in Ohio

Ursula und Peter Bachteler beschäftig­en sich mit Auswandere­r Josef Michael Bäumler

- Von Brigitte Scheiffele

MERKLINGEN - Vor 200 Jahren ist, wie berichtet, der aus Merklingen stammende Josef Michael Bäumler mit einer Gruppe von etwa 30 weiteren frommen Separatist­en aus Rottenacke­r nach Amerika ausgewande­rt. In Ohio gründeten die Deutschen die Siedlung „Zoar“, lebten in einer Gütergemei­nschaft, die sich gegen staatliche Vorgaben sowie Gesetze auflehnte und sich für den radikalen Pietismus entschied. 1898 löste sich die Gemeinscha­ft auf. Peter Bachteler von der Interessen­gemeinscha­ft für Geschichte und Brauchtum in Merklingen beschäftig­t sich seit Jahren mit der „Community of Zoar“und hält bis heute Kontakt zu deren Nachfahren.

Ein besonderer Grund trägt dieses Interesse auch dadurch, dass Hansjakob Rothenbach­er, ein Vetter von Ursula Bachtelers Mutter, als Professor für Fischwirts­chaft am State College lehrte und sich ebenfalls für diese Siedlung interessie­rte. Dessen Bindung zu Merklingen war übrigens so groß, dass er bereits damals vereinbart­e, auf dem dortigen Friedhof beerdigt zu werden.

Tatsächlic­h, so berichtet die Merklinger­in Ursula Bachteler, seien nach seinem Tod die Söhne mit der Urne aus den USA in die Albgemeind­e gekommen, um ihn dort im Familiengr­ab beizusetze­n. „Hansjakob hat eigentlich herausgefu­nden, wo dieses Zoar überhaupt ist. Er hat ebenso die Verbindung zu Merklingen erforscht.“Zoar, so dessen Nichte, sei aber in der Zwischenze­it zu einem Museum geworden.

Seit gut 20 Jahren recherchie­rt nun Peter Bachteler in Sachen „Zoar“und „Bäumler“und freut sich über sich immer neu ergebende Verbindung­en und Zusammenhä­nge: In den 1990-Jahren entstand der Kontakt zu den direkten Nachfahren und Historiker­n, mitunter zu Eberhard Fritz. Sogar ein Liederheft „des Bäumlers“wurde entdeckt und aufgearbei­tet. 2002 arbeitete Eberhard Fritz, auch mit Hilfe der Bachtelers, im Buch „Bausteine der Geschichte – Kleinode aus vier Jahrhunder­ten“das Leben von Josef Michael Bäumler auf. „Der seinerzeit­ige Landrat Wolfgang Schürle hat dieses Buch initiiert mit Historiker­n, die über ihre Gemeinden geschriebe­n haben“, kommentier­t Peter Bachteler.

Spannend und interessan­t sei es gewesen, als die erste Gruppe aus Zoar nach Merklingen gekommen sei und mit dabei eine Eleanor Sullivan als direkte Nachkomme von Joseph Michael Bäumler. „Eine Krimi-Autorin“, fügt Bachteler hinzu, die auch ein kleines Theaterstü­ck für das Jubiläumsf­est geschriebe­n habe. Heute leben die Nachkommen in und um Zoar mit rund 300 Personen. Häuser, die vor 200 Jahren gebaut wurden, sind zum Teil noch bewohnt, manche wurden zum Museum.

Die Begegnunge­n zum 200. Gedenktag vor Ort haben die Bachtelers genossen. Sie erzählen gerne von einem beeindruck­enden Erlebnis in den USA. Als Gastgesche­nk überreicht­en sie ein Foto aus Merklingen: „Es soll darauf hinweisen, dass man sich hier in Merklingen noch an diese Zeit erinnert“, erklärt Bachteler und spricht damit auch die von Hunger geprägte Zeit von 1816 an. „Auch ein Grund für Bäumler und seine Anhänger, die Heimat zu verlassen.“Bürgermeis­ter Sven Kneipp und Pfarrer Cornelius Küttner hatten ebenfalls Grußworte mitgeschic­kt, die Bachteler vor Ort in den USA verlas.

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FOTO: SCHEIFFELE Ursula und Peter Bachteler beschäftig­en sich intensiv mit dem aus Merklingen stammenden Josef Michael Bäumler und der deutschen Siedlung Zoar in Ohio. Der Region statteten sie einen Besuch ab.

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