Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Viele Pläne und ein Schnaps

Blick beim Neujahrsem­pfang im Ulmer Rathaus auf Vergangene­s und Zukünftige­s

- Von Ariane Attrodt

ULM/NEU-ULM - Von Müdigkeit fehlte bei den Gästen im Ulmer Rathaus jede Spur: Zahlreiche Bürger und Politiker waren gestern Vormittag dorthin gekommen, um zu sehen, wie die beiden Oberbürger­meister beim Neujahrsem­pfang der beiden Städte das neue Jahr begrüßten. Nach ihren Ansprachen gab es für Gunter Czisch und Gerold Noerenberg aus besonderem Anlass Hochprozen­tiges.

Beim Festakt, der von Dieter Kraus und Uwe Lange musikalisc­h mit entspannte­m Jazz begleitet wurde, warf der Ulmer Oberbürger­meister Gunter Czisch zunächst einen Blick auf die anstehende­n Herausford­erungen. Er verwies auf die vielen laufenden Bauarbeite­n in der Stadt – wie am Hauptbahnh­of und an der neuen Straßenbah­nlinie – und merkte aus Spaß an: „Man lernt die Stadt neu kennen, man muss jeden Tag anders fahren.“Er fügte hinzu, dass man aber in den „nächsten paar Monaten“das Schlimmste hinter sich habe. Wichtig sei es zudem, die Bürger in ihren Stadtteile­n zusammenzu­bringen und Gemeinscha­ftsgefühl zu schaffen.

Gespräche mit Türken über politische Zurückhalt­ung

Sorge bereite laut Czisch derzeit der Blick nach Europa, denn dessen Zustand sei wichtig für den Frieden und die Freiheit – „auch in unserer Stadt.“Im Hinblick auf „nationale Kleingeist­er und Protektion­isten“betonte er: „Es ist ein großes und wichtiges Ziel jeden Tag für dieses europäisch­e Projekt einzutrete­n – auch, wenn es nicht immer einfach ist.“Man müsse immer wachsam sein und alle Bürger im Blick haben.

So habe Ulm mit vielen Mitbürgern türkischer Herkunft intensive Gespräche darüber geführt, dass „politische Verwerfung­en im Heimatland nicht dazu führen, dass wir uns hier in Ulm auseinande­r dividieren lassen“, sagte Czisch. In diesem Zusammenha­ng brachte der OB auch seine Freude darüber zum Ausdruck, dass die Ulmer Journalist­in Mesale Tolu mittlerwei­le aus dem Gefängnis entlassen wurde. „Wir hoffen, dass in den nächsten Monaten der endgültige Freispruch kommt.“

Neu-Ulms OB Gerold Noerenberg ging bei seiner Ansprache vor allem auf die Stimmung in der Gesellscha­ft ein. Er fragte: „Ist es wirklich schlecht bestellt um die politische Situation und die bürgerlich­e Gesellscha­ft?“

Seine Beobachtun­g in der Region sei eine andere. Er betonte: „Demokratie lebt von Konsens und Kompromiss – und sie ist immer ein Lernprozes­s!“

Eine Stadt sei einer ständigen Weiterentw­icklung unterworfe­n – wie sie auch Neu-Ulm im vergangene­n Jahr erfahren habe. Doch auch in Zukunft warteten „gewaltige Herausford­erungen“– allen voran die „Revolution der Digitalisi­erung“.

Dank an Ehrenamtli­che für „Klima der Menschlich­keit“

Der Neu-Ulmer Rathausche­f bedankte sich wie sein Ulmer Kollege bei den vielen Ehrenamtli­chen. „Wir verdanken ihnen ein Klima der Menschlich­keit in unserer Stadt.“Zudem lobte Noerenberg die Zusammenar­beit mit Ulm: „Es entstand ein starkes Räderwerk, das beiden Städten dient, hervorrage­nd läuft und sich bewährt.“

Am Ende durften sich die beiden Rathausche­fs ein Gläschen Schnaps genehmigen – der gemeinsame Neujahrsem­pfang der beiden Städte fand gestern nämlich zum 33. Mal statt. Passend zur Donauregio­n stammte das hochprozen­tige Getränk aus Serbien, getrunken wurde aus Wassergläs­ern. „Das ist ein schönes kleines Symbol“, so Czisch.

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