Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Kirche will Esoterik Boden entziehen

Die Deutung von Edelsteine­n hat in der Bibel und im christlich­em Glauben eine Jahrtausen­de alte Tradition - Diese soll in Wiblingen wieder aufleben

- Von Dagmar Hub

ULM - Ein Amethyst zum neuen Jahr? Immerhin sieht die Esoterik den Stein als Heilstein mit reinigende­r Wirkung. Doch auch Bibel und christlich­er Glaube haben in der Deutung von Edelsteine­n eine dreitausen­djährige Tradition, sagt Wolfgang Steffel, Referent des katholisch­en Dekanats Ulm-Ehingen – das Alte Testament ist älter als das Christentu­m. Es verwundert Steffel, dass die Kirche die Edelsteine irgendwann der Esoterik überließ. Gemeinsam mit dem Wiblinger Dekan Ulrich Kloos will der Referent des Dekanats dies ändern: Am Dreikönigs­tag, findet in der Wiblinger Basilika ein Gottesdien­st statt, bei dem Steine gesegnet werden.

Der Name des Amethysts bedeutet „nicht berauscht“, erklärt Steffel. Die Farbe des Halbedelst­eins, erinnere an verdünnten Rotwein. Glaubten die alten Griechen, mittels eines Amethysts oder eines Bechers aus dem Quarzgeste­in gegen die berauschen­de Wirkung von Alkohol gefeit zu sein, interpreti­ert die christlich­e Symbolik den violetten Halbedelst­ein als Inbegriff einer „nüchternen Trunkenhei­t“, einer Hingabe, die gleichzeit­ig auf Realitätss­inn setzt Begeisteru­ngsfähigke­it und Besonnenhe­it gleichzeit­ig. In der Frühgeschi­chte galt das Mineral auch als Schutzstei­n gegen Diebstahl, die Esoterik sieht in ihm einen Heilstein mit reinigende­r Wirkung. Glaubenssy­mbolik, Legendenbi­ldung und Magie klar voneinande­r abzugrenze­n ist schwierig.

Steffel und Kloos wollen die Deutung der Edelsteine durch Bibel und christlich­en Glaube wieder aufgreifen. Der Gottesdien­st am 6. Januar in der Wiblinger Basilika steht unter dem Motto „Gold, Weihrauch und Myrrhe“– passend zu den wertvollen Geschenken der drei Weisen aus dem Morgenland. Im Gottesdien­st wird es um die biblische Botschaft von Schmuck und Edelsteine­n gehen. Ulrich Kloos will dabei den früher am Dreikönigs­tag praktizier­te Brauch der Segnung von Steinen am wieder aufleben lassen.

Der Dekan wird im Gottesdien­st, der um 10.30 Uhr beginnt, die katechetis­chen Edelsteine des Dekanats segnen – und ebenso die Steine und den Schmuck, die Kirchenbes­ucher mitbringen. Ein anschließe­nder Vortrag zum Thema des biblischen Verständni­sses von Edelsteine­n und Halbedelst­einen, den Wolfgang Steffel hält, beginnt um 11.30 Uhr im Kapitelsaa­l. In diesem Vortrag wird sich Steffel insbesonde­re mit den Edelsteine­n des himmlische­n Jerusalem im neutestame­ntarischen Buch der Offenbarun­g des Johannes beschäftig­en; die Grundstein­e dieses neuen Jerusalems sind Jaspis, Saphir, Chalzedon, die für Glaube, Hoffnung und Liebe stehen, dazu Smaragd, Sardonyx, Karneol, Chrysolith, Beryll, Topas, Chrysopras, Hyazinth und Amethyst. Die Deutung dieser Steine wird Wolfgang Steffel mit guten Wünschen für 2018 verbinden.

Auch um so genannte Berufsstei­ne und deren zum Teil vergessene Deutungen wird es gehen: So galt der schwarze Onyx dem Landwirt früher als fruchtbark­eitssteige­rnd für seine Felder, sollte ihm aber auch helfen, die richtige Frau zu finden. Und Malachit, im Volksmund „Hebammenst­ein“genannt, gehört für manche Geburtshel­ferinnen heute noch zur Grundausst­attung, sollte er doch bei Geburten beruhigend und entkrampfe­nd wirken.

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FOTO: DAGMAR HUB Wolfgang Steffel, Referent des katholisch­en Dekanats Ulm-Ehingen, spricht am Dreikönigs­tag über die Bedeutung von Mineralien im Christentu­m.

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