Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Bed and Breakfast am Allgäuer Ring
In Neu-Ulm hat ein neues B&B-Hotel mit 123 Zimmern eröffnet - Harter Konkurrenzkampf
NEU-ULM - Der Allgäuer Ring ist vor allem als brenzliger Unfallschwerpunkt bekannt, an dem sich allzu oft Autofahrer und Radler in die Quere kommen. Künftig sollen dort aber auch Touristen verstärkt ihre Kreise ziehen – so wie bis Anfang der 90er Jahre, als dort noch das Ringhotel stand. Jetzt hat auf dem Areal zwischen Memminger Straße und Ringstraße ein neues B&B-Hotel eröffnet. Die Betreiber wollen von dem Bettenboom profitieren, der in Ulm und Neu-Ulm seit Jahren anhält.
Auf der langjährigen Brache entstand in etwa sieben bis acht Monaten Bauzeit ein siebengeschossiges Gebäude, also ein echter Blickfang. Das Hotel ist ein Haus der Kategorie „Zwei Sterne Superior“, zwischen Standard und Komfort, und hat 123 Zimmer. Einzelzimmer kosten ab 56 Euro, Doppelzimmer 66 Euro und Familienzimmer für bis zu vier Personen 86 Euro. Die Zielgruppe: „Unter der Woche vor allem Berufstätige, etwa Monteure und Handwerker“, sagt Hotelmanager Rhamin Naebkhil. „Am Wochenende Touristen – Familien, Städtereisende, auch Durchreisende, die in den Süden wollen.“
Dass es nur wenige Kilometer entfernt bereits ein B&B-Hotel gibt – die 2013 am Ehinger Tor in Ulm eröffnete Filiale – hält Naebkhil nicht für problematisch. Aus den Erfahrungen in anderen Städten heraus glaube er nicht, dass sich die beiden Häuser etwas wegnähmen. In manchen Städten gebe es noch mehr B&B-Hotels, und das funktioniere. „Ich denke, dass wir den anderen etwas wegnehmen“, sagt Naebkhil.
Der Ableger in Neu-Ulm ist bereits das 99. B&B-Hotel in Deutschland. Eigenen Angaben zufolge will die Kette weiter stark expandieren und plant jährlich 15 bis 20 Neueröffnungen in Deutschland. Die Marke sei einfach ein Begriff, und deshalb habe das Unternehmen viele Stammgäste, glaubt Naebkhil. Die Gäste wüssten, was sie bekommen – beispielsweise W-Lan und Sky-Empfang kostenlos.
Marktsättigung erreicht
Auch wenn der Manager denkt, dass die Doppelstadt groß genug für zwei B&B-Hotels ist, sieht er ein Ende des Wachstums in Ulm und Neu-Ulm kommen: „In dem Segment, in dem wir arbeiten, Low Budget, reicht es allmählich. Irgendwann ist die Kapazität erschöpft.“
Nachdem es über Jahre hinweg nach Einschätzung von Tourismusexperten deutlich zu wenig Betten in Ulm und Neu-Ulm gab, stieg die Zahl seit 2010 stark an – von knapp 3700 auf 4600 im Jahr 2016. Es gab einige Neueröffnungen, das hat die bestehende Konkurrenz beflügelt, die zum Teil kräftig in ihre Häuser investierte.
Inzwischen dürfte die Bettenzahl in der Doppelstadt bereits die 5000 überschritten haben, zumal in den Statistiken der bayerischen und baden-württembergischen Landesämter nur Übernachtungsbetriebe mit zehn und mehr Betten auftauchen.
Im nächsten Jahr drängt ein weiteres großes Hotel auf den Markt: das Leonardo Royal im nördlichen Dichterviertel in Ulm. Ob der Markt dann allmählich gesättigt ist und die Preise fallen, ist selbst aus Sicht von Fachleuten schwer einzuschätzen, zumal die Wirtschaftkraft der Region weiter hoch ist und Ulm und NeuUlm durch etliche Großprojekte weiter an Attraktivität gewinnen.
Studentenheim in der Nähe
Steigender Beliebtheit erfreuen sich auch die Uni und die Hochschulen in Ulm und Neu-Ulm. In jüngster Zeit entstanden mehrere neue Studentenwohnheime – unter anderem am Allgäuer Ring. Drei Häuser mit insgesamt 260 Appartements baute das Unternehmen „Uni Apart“für gut 32 Millionen Euro dort. Die Gebäude befinden sich direkt hinter dem neuen B&B-Hotel. Wie gut Studenten, Touristen und Geschäftsleute in unmittelbarer Nachbarschaft miteinander auskommen, wird sich im neuen Jahr herausstellen. Hotel-Manager Rhamin Naebkhil findet die Frage jedenfalls „sehr spannend“.