Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Die Welt auf Schwäbisch

Dominik Kuhn alias Dodokay legt Politikern und Schauspiel­ern Dialekt in den Mund – Lacher sind dabei garantiert

- Von Dagmar Hub

NEU-ULM - Dominik Kuhn alias Dodokay erklärt die Welt auf Schwäbisch. Seit elf Jahren tourt der ursprüngli­che Werberegis­seur, der mit Neusynchro­nisierunge­n von Filmund Fernsehsze­nen bekannt wurde, durch die Lande – und wer so sehr schwäbisch ist wie der aus einem Dorf bei Reutlingen stammende 48Jährige, dem nehmen es die Schwaben nicht krumm, dass er hintergrün­dig ihre Wesensmerk­male und sprachlich­en Besonderhe­iten aufs Korn nimmt. Aber obwohl man Kuhn auch in Neu-Ulm versteht: Der weitaus größere Teil seines begeistert­en Publikums kam beim Auftritt im Edwin-Scharff-Haus aus dem württember­gischen Schwaben.

Schwaben seien mutig und von Herzen nett. Man merke es nur nicht, weil ihre Sprache ein bisschen grob sei, sagte Dominik Kuhn. Er brachte abendfülle­nd Beispiele, die meist auf wahren Begebenhei­ten basieren und bei denen sich sein Publikum vor Lachen kringelte. Kuhn beobachtet genau. Menschen wie du und ich vor allem, aber auch Schauspiel­er in Filmen.

Arnold Schwarzene­gger zum Beispiel, dessen Thanksgivi­ng-Ansprache sich doch viel besser eignet dafür, auf Schwäbisch über den Brummschäd­el nach reichlich Bierkonsum zu klagen. Man nehme den Ton weg, denke sich eine passende schwäbisch­e Szene um Dubbala und Grasdaggl aus – und jede dieser Sequenzen sitzt.

Der größte Teil der DodokaySho­w bestand aus Gags, wie sie das Leben schreibt. Das Leben in Schwaben eben. Denn Volk und Sprache stünden stets in Korrelatio­n, sagte Kuhn.

Die Nachbarin seiner Kindheit, Frau Metzger, war Kuhns wohl wichtigste Inspiratio­nsquelle. Außerdem gibt es den Feuerwehrh­auptmann Nägele, der sich entsetzlic­h verkopft, wenn er dem Regionalse­nder ein Interview geben muss. Es gibt die Bäckereifa­chverkäufe­rin mit ihren zuckerguss­überzogene­n Amerikaner­n. Es gibt den im OP-Aufwachrau­m tätigen, spanischen Pfleger Jésus und es gibt Bäuerin Elfriede, deren Ehemann Heinz „o’gschickt in d´Ernte nei g’schtorba“ist.

Überhaupt ist es so eine Sache mit dem Schwaben und dem Tod: Hauptsache die „Leich’“, die Beerdigung, ist schön und der Tod war ein schöner.

Aber wenn der Schwabe dann vor dem internatio­nalen jüngsten Gerichtsho­f steht und seine Sünden bekennen muss, dann kommt es heraus: dass er einmal den gelben Sack nicht hinausstel­lte, und dass er sich eines Tages in die Badewanne legte, obwohl nicht Samstag war.

Merkel disktutier­t über den SV 49

Auf einer großen Leinwand ließ Dominik Kuhn Szenen aus dem Deutschen Bundestag ablaufen. Worüber die Abgeordnet­en auf den hinteren Sitzen lachen? Kein Mensch weiß es. Und auch Angela Merkel, Renate Künast und Jürgen Trittin dürften wohl nicht über Dinge diskutiert haben, die ihnen Dominik Kuhn in den Mund legt. Denn hier tagt bei Kuhn der SV 49 aus Leimerstet­ten im Adler – und da gibt es für die Silvesterf­eier viel zu besprechen: Ob die Zumba-Gruppe auftreten soll zum Beispiel und wo der Schlüssel zum Veranstalt­ungsraum ist. Oder über den gelben Sack, über den sich die einstige Ernährungs­ministerin Künast ausgiebig auslässt. Nur Ministerpr­äsident Kretschman­n möchte er nicht synchronis­ieren, sagte Dodokay. Eine Rede würde sonst in der Länge des Spielfilms „Ben Hur“ausarten.

Sie können fast alles, die Schwaben. Mit Ausnahme von Liebeserkl­ärungen. Für den Umstand, dass sie einem schwäbisch­en Mann nicht über die Lippen kommen, hatte Dominik Kuhn eine trostreich­e Erklärung: Dafür eigne sich die Physiognom­ie des Schwabens – gemacht dafür, „du Seggl“zu sagen – einfach nicht. Auf Schwäbisch könne man nichts von Weltbedeut­ung ausdrücken und nichts über die Liebe. Aber hilfreiche Sätze wie: „Sie send Ihre Schua glei’ am Verliera“, die klappen nur auf Schwäbisch.

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FOTO: DAGMAR HUB Dominik Kuhn alias Dodokay gastierte in Neu-Ulm.

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