Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Stuttgarter Feinschliff für die EM
Deutsche Handballer starten mit dem Lehrgang in der Landeshauptstadt in die EM – Halbfinale für Kapitän Gensheimer Mindestziel
STUTTGART (SID/dpa) - Christian Prokop gerät ins Schwärmen, wenn er an Stuttgart denkt. „Der Standort hat einen exzellenten Ruf. Für unsere finale Vorbereitung ist es ein sehr gutes Umfeld“, sagte der HandballBundestrainer vor dem Start des Titelverteidigers in die heiße Phase der EM-Vorbereitung.
Zehn Tage vor Beginn der Europameisterschaft in Kroatien (12. bis 28. Januar) steht laut Prokop der „Feinschliff“für die deutsche Nationalmannschaft an, bevor als Abschluss der Vorbereitung am 5. Januar das Duell der DHB-Auswahl in Stuttgart gegen die Isländer ansteht. Am 7. Januar folgt der zweite Test in NeuUlm. Die Spiele werden Trainer Prokop und Teamchef Oliver Roggisch auch für Experimente nutzen. Bis dahin werden Taktiken trainiert, Spielzüge einstudiert. Viele der 20 Akteure kämpfen noch um einen Platz im 16er-Kader. „Ich habe mir das bewusst offen gelassen“, sagte Prokop. Zwölf Europameister von Polen 2016 stehen im erweiterten Kader, das Gros davon scheint gesetzt. Am Dienstag musste allerdings Europameister Niclas Pieczkowski seine Teilnahme wegen einer Schulterverletzung absagen. Für den Leipziger rückte sein Teamkollege Maximilian Janke in den Kader.
Christian Prokop, Nachfolger von Erfolgscoach Dagur Sigurdsson, steht vor seinem ersten großen Turnier als Bundestrainer. „Ich möchte die Arbeit meines Vorgängers erfolgreich fortsetzen, aber keineswegs nur verwalten“, sagte er. „Unsere Gruppengegner entwickeln sich stetig weiter und das müssen wir auch tun“, pflichtete er seinem Rechtsaußen Groetzki bei.
Für Kapitän Uwe Gensheimer ist bei der Europameisterschaft dennoch das Halbfinale das Mindestziel der deutschen Mannschaft. Vor allem, da die Mannschaft in der Vorrundengruppe mit Auftaktgegner Montenegro (13. Januar), Slowenien (15. Januar) und Mazedonien (17. Januar) als wahrscheinlicher Gruppensieger gilt. „Wir gehören zum Favoritenkreis dazu und wir wollen zumindest das Halbfinale erreichen“, sagte der 31 Jahre alte WeltklasseLinksaußen der „Stuttgarter Zeitung“. „Aber die Leistungsdichte in der Weltspitze ist so eng, da gehört auch das Quäntchen Glück dazu.“
Neidfaktor in Deutschland
Dass er selbst weiter auch im Verein auf diesem Level agiert, dafür sorgt wohl zeitnah sein Arbeitgeber, der französischen Meister Paris SaintGermain. „Es gibt Signale, dass der Verein mit mir verlängern will. Wenn das EM-Turnier vorbei ist, werden wir sprechen“, so Gensheimer, dessen aktuelles Arbeitspapier noch bis 2019 gültig ist. Der 31-Jährige, der 2016 von den Rhein-Neckar Löwen zum Starensemble aus der französischen Hauptstadt gewechselt war, fühlt sich in Frankreich mehr wertgeschätzt als in der deutschen Heimat. „Du wirst in Frankreich als Sportler anders wahrgenommen, dir stehen alle Türen offen“, sagte Gensheimer und führte aus: „Dieser Neidfaktor ist in Frankreich nicht da. In Deutschland wirst du als Sportler oft abgestempelt als einer, der nichts gelernt hat.“