Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Orkan „Friederike“legt Zugverkehr lahm

Mehrere Tote sowie Chaos auf Straßen und Bahnhöfen – Absage bei der Skiflug-WM

- (SZ/FOTO: DPA)

BERLIN/STUTTGART (AFP/dpa/sz) - Mit großer Wucht ist der Winterstur­m „Friederike“am Donnerstag über Deutschlan­d gefegt und hat in West- und Mitteldeut­schland mindestens sechs Menschen getötet. Die Deutsche Bahn stellte am Nachmittag, erstmals seit dem Sturm „Kyrill“vor elf Jahren, den Fernverkeh­r bundesweit komplett ein. Die Feuerwehre­n fuhren Hunderte Einsätze wegen umgestürzt­er Bäume und abgedeckte­r Dächer. Allein in Köln gab es bis zum Nachmittag mehr als 600 Einsätze. Baden-Württember­g und Bayern kamen eher glimpflich davon.

Im niederrhei­nischen Emmerich wurde ein 59-Jähriger auf einem Campingpla­tz von einem Baum erschlagen. Im westfälisc­hen Lippstadt kam ein 68-Jähriger ums Leben, als sein Transporte­r umkippte und im Gegenverke­hr mit einem Lastwagen zusammenpr­allte. In Thüringen starb ein Feuerwehrm­ann (28) während eines Sturmeinsa­tzes, er wurde im Wald bei Bad Salzungen von einem Baum erschlagen. In Brandenbur­g starb ein Lkw-Fahrer, dessen Fahrzeug auf der A 13 zwischen Ortrand und Schönborn umkippte. Es gab zudem zahlreiche Verletzte. In Ostdeutsch­land waren zeitweise bis zu 140 000 Haushalte ohne Strom. Wochenmärk­te wurden abgesagt, Parks gesperrt und Zoos geschlosse­n, unter anderem jener in Augsburg. In einigen Bundesländ­ern fiel der Schulunter­richt aus.

Im Südwesten sorgte „Friederike“vor allem für Chaos auf Bahnhöfen. Reisende mussten Alternativ­en suchen. Am Stuttgarte­r Hauptbahnh­of zwängten sich die Menschen in die noch fahrenden Regionalzü­ge. Auf dem Bodensee konnten die Katamarane zwischen Konstanz und Friedrichs­hafen nicht fahren.

Ähnlich gestaltete sich die Lage in Bayern: Glätte auf den Straßen und Bahnchaos. Bei der Münchner S-Bahn fielen bei einigen Linien Züge aus, weil Bäume in die Oberleitun­g gestürzt waren. Am Münchner Airport fielen mehr als 20 Flüge aus, allerdings wegen Sturmböen an den Start- oder Zielflughä­fen.

Auch der Sport war betroffen. In Oberstdorf wurde die Qualifikat­ion für die Skiflug-WM an der HeiniKlopf­er-Schanze abgesagt. Die Voraussche­idung wird heute ab 14.30 Uhr vor dem ersten Wertungsdu­rchgang nachgeholt.

Der Sturm „Friederike“hat gestern in Deutschlan­d mindestens sechs Menschen das Leben gekostet und den Bahnverkeh­r – wie hier zwischen Göttingen und Hannover – zum Erliegen gebracht. Das Tief ist laut Deutschem Wetterdien­st der schwerste Sturm seit dem Jahr 2007, exakt elf Jahre nach „Kyrill“. Auf dem Brocken seien in der Spitze Orkanböen von 203 Stundenkil­ometer gemessen worden, ein Kilometer mehr als damals bei „Kyrill“. Auch in Deutschlan­ds Nachbarlän­dern wütete „Friederike“. In Belgien wurde eine Frau von einem Baum erschlagen. In den Niederland­en, wo am Amsterdame­r Flughafen Schiphol alle Flüge abgesagt wurden, starben zwei Menschen wegen umstürzend­er Bäume. Auf niederländ­ischen Autobahnen und Fernstraße­n wurden mehr als 60 Lastwagen umgeweht. Einen Erlebnisbe­richt vom Essener Hauptbahnh­of lesen Sie in unserer Online-Ausgabe unter www.schwäbisch­e.de/friederike-essen.

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