Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Der Wald hat zu kämpfen“

Sturm, Trockenhei­t und Käfer bedrohen den Bestand der Wälder auf der Alb.

- Von Maike Scholz

MERKLINGEN/NELLINGEN - 40 000 Hektar Wald gibt es insgesamt im Alb-Donau-Kreis. Der unterteilt sich in eine Fläche von 14 000 Hektar Staatswald, 10 000 Hektar Kommunalwa­ld und dem restlichen so genannten Privatwald. Doch nicht überall geht es dem Wald gut. Wettereinf­lüsse wie Stürme oder trockene Sommer oder auch Schädlinge wie der Borkenkäfe­r nehmen Einfluss.

„Der Wald hat zu kämpfen“, sagt Peter Steck. Der 49-Jährige ist leitender Revierförs­ter und zuständig für den Staatsfors­t im Bereich der beiden Gemeinden Merklingen und Nellingen – insgesamt 390 Hektar. Seinen Sitz hat der Diplom-Ingenieur der Forstwirts­chaft in Amstetten.

Steck kennt den Gesundheit­szustand. „Der ist auch in einem Waldschade­nsbericht festgehalt­en“, erzählt er. Die forstliche Versuchsan­stalt nehme dazu Untersuchu­ngen vor und betrachte landesweit Beschädigu­ngen – biotischer und abiotische­r Natur. Die Bäume seien aufgrund von Abgasen schadhaft. Die Statistik zeige, dass 25 bis 30 Prozent der Bäume deutlich geschädigt sind. Dabei gehe es um die Luftschads­toffe. „Damit leben wir seit den 80er Jahren. Da war das Waldsterbe­n sehr groß", erinnert sich Steck zurück. So gebe es eine Grundschäd­igung.

Kein Heilmittel in Sicht: Die Esche stirbt

Große Probleme und Sorgen mache momentan die Esche. „Sie stirbt ab“, sagt der Revierförs­ter und fügt an: „Die Wissenscha­ft sagt, dass 90 Prozent über die Jahre absterben werden und zwar in allen Altersstuf­en. Das ist ziemlich dramatisch.“Hintergrun­d sei eine Pilzkrankh­eit.

Das kleine falsche Stängelbec­herchen ist ein Pilz, der sich in den Zweigen ausbreitet und diese zum Absterben bringt. Nach und nach sterbe der ganze Baum ab. Es gibt kein Heilmittel. Der Pilz verstopft mit seinem Myzel die Äste. Die abgestorbe­nen Bäume drohen bei Sturm umzufallen. „In den vergangene­n Tagen und Wochen war es mit dem starken Sturm so der Fall“, zeigt Steck auf. Ein „einschneid­endes Vorgehen“, bei dem derzeit keine Hilfe in Sicht ist. „Es kommt aus der Rheinebene zu uns – hier mit vier oder fünf Jahren Verzögerun­g“, weiß der 49-Jährige.

Ein ganz anderes Problem habe die Fichte. In den vergangene­n Jahren beeinträch­tigte die warme Witterung sehr. Außerdem setze ihr der Borkenkäfe­r zu. Der Rindenbrüt­er fresse den Bast. Der Glukose-Transport wird unterbroch­en. „Im Frühjahr beginnt der Baum, zu wachsen“, so Steck. Dann geht der Käfer dem Baum sprichwört­lich an den Kragen.

Folge: Der Baum stirbt ab, die Standsiche­rheit ist nicht mehr gegeben. „Die Fichte ist anfällig“, berichtet der Revierförs­ter. Bruch und Sturmschäd­en würden eine zusätzlich­e Schwäche bringen. „Jene gebrochene­n oder entwurzelt­en Bäume müssen aus dem Wald raus. Möglichst bis Ende Mai, denn sonst bilden sie wiederum Brutmateri­al für den Käfer“, erklärt Steck.

Das sogenannte „Ausfahren in den Laubwald“sei die einzige Möglichkei­t, um dem Käfer entgegenzu­wirken. „Wir sind nämlich zertifizie­rt und bringen kein Gift aus. Wir sind chemiefrei und machen alles biomechani­sch“, erklärt der 49-Jährige. Durch das Ausfahren der Bäume in den Laubwald – und damit auch des Käfers – würde der Rhythmus des Rindenbrüt­ers beeinfluss­t. Der findet im Laubwald kein entspreche­ndes Holz mehr und auch nicht mehr den Weg zurück.

Mit dem Klimawande­l habe die Buche zu kämpfen. Sehr heiße Sommer hätten Trockensch­äden in den Kronen verursacht. Grund: Wassermang­el. „Unsere Niederschl­äge sind nicht mehr ganze ausgeglich­en", so der leitende Revierförs­ter.

Sein Fazit: „Dem Wald geht es nur zu zwei Drittel gut. Doch wir versuchen, den Schäden und Problemen entgegenzu­wirken.“Auch jetzt sind Steck und die Holzarbeit­er im Wald zu Gange. „Momentan sind mir mit allen Kräften im Holzeinsch­lag tätig“, erzählt der Revierförs­ter. Buche, Esche, Ahorn: Die Holzernte werde eingefahre­n und habe derzeit absolute Priorität. Einst hatte Steck insgesamt ein 2400 Hektar großes Revier. Mittlerwei­le seien Reviere zusammenge­legt worden, so dass er auf 3500 Hektar Fläche komme.

16 000 Kubikmeter Holz würden gemacht. Bis zu 5000 Festmeter übernehme der Holzvoller­nter namens Harvester, der sein Optimum an Arbeit vor allem bei der Fichte habe. 10 000 Festmeter werden durch die Forstwirte erwirtscha­ftet. Dann gibt es noch den sogenannte­n Holzverkau­f auf dem Stock, bei welchem Unternehme­r ans Werk gehen.

Im Wald unterwegs ist auch Timo Allgaier. Der Förster hat 140 Hektar Gemeindewa­ld Merklingen­s im Blick. Seit 2013 ist er dafür zuständig und kann die Auswirkung­en und Problemati­ken Stecks bestätigen. „Der Nadelholza­nteil hat in den vergangene­n Jahren sehr abgenommen. Es gab damals große Kahlfläche­n, die wieder aufgeforst­et wurden und nicht mehr so pflegebedü­rftig sind“, erzählt Allgaier. Die extremen Wettersitu­ationen wie die Trockenhei­t und Stürme würden ihren Schaden hinterlass­en.

Auch Timo Allgaier spricht die Fichte an. Ebenso kennt er den Borkenkäfe­r nur zu gut. „Ansonsten ist der Wald im Großen und Ganzen als gesund zu bezeichnen“, sagt er mit Blick auf insgesamt vier Distrikte. Drei davon liegen laut Allgaier östlich von Merklingen und ein Waldgebiet westlich.

„Dem Wald geht es nur zu zwei Drittel gut. Doch wir versuchen, den Schäden und Problemen entgegenzu­wirken.“Peter Steck, Revierförs­ter für den Staatswald in Merklingen und Nellingen

 ??  ?? FOTO: DPA
FOTO: DPA
 ?? FOTO: SCHOLZ ?? Blick auf Merklingen: Die Kommune hat 140 Hektar Gemeindewa­ld. Dieser wird durch den Förster Timo Allgaier betreut.
FOTO: SCHOLZ Blick auf Merklingen: Die Kommune hat 140 Hektar Gemeindewa­ld. Dieser wird durch den Förster Timo Allgaier betreut.

Newspapers in German

Newspapers from Germany