Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Türkei setzt deutsche Panzer in Syrien ein

Bislang keine Bestätigun­g von der Bundesregi­erung – Grüne und Linke fordern sofortigen Stopp der Kooperatio­n

- Von Michael Fischer und Can Merey

ISTANBUL/BERLIN (dpa) - Die türkischen Streitkräf­te setzen bei ihrer Offensive gegen die Kurdenmili­z YPG in Syrien offensicht­lich auch deutsche Kampfpanze­r ein. Ein Experte aus der Bundeswehr bestätigte, dass Bilder von der Militärope­ration Panzer vom Typ „Leopard 2 A4“aus deutscher Produktion zeigten. Entspreche­nde Fotos wurden von der staatliche­n türkischen Nachrichte­nagentur Anadolu, aber auch von internatio­nalen Agenturen verbreitet.

Die Bilder bringen die Bundesregi­erung in die Bredouille, weil sie im Zuge der deutsch-türkischen Entspannun­gsbemühung­en eine Nachrüstun­g der Panzer zum besseren Minenschut­z prüft. Das Auswärtige Amt wollte am Montag nicht sagen, ob diese Haltung noch gilt.

Die Opposition ging auf die Barrikaden: Grüne und Linke forderten einen sofortigen Stopp der militärisc­hen Kooperatio­n. „Es darf keine Nachrüstun­g türkischer Panzer geben, und auch sonstige Kooperatio­nen auf militärisc­her Ebene sollten sofort unterbunde­n werden“, betonte Grünen-Chefin Simone Peter. Linksfrakt­ionschefin Sahra Wagenknech­t sagte der „Heilbronne­r Stimme“: „Merkel und Gabriel dürfen Erdogan nicht noch Beihilfe für seinen Krieg gegen kurdische Anti-ISKämpfer in Syrien leisten.“Von der Bundesregi­erung gab es keine Bestätigun­g für den Einsatz der Panzer.

In der Region kam es weiter zu heftigen Gefechten. Türkische Truppen seien am Montag gemeinsam mit Kämpfern der Freien Syrischen Armee weiter gegen die YPG vorgerückt, die Afrin kontrollie­rt. Türkische Artillerie habe erneut Stellungen beschossen. Nach Angaben der Beobachtun­gsstelle starben bei den Gefechten um die Enklave 54 Kämpfer auf beiden Seiten. Darunter seien 26 Kurden und 19 protürkisc­he Rebellen, neun Leichen blieben unidentifi­ziert. Der türkische Außenminis­ter Mevlüt Cavusoglu warf der YPG Unsinns-Propaganda vor, sie nutzten Zivilisten als menschlich­e Schutzschi­lde. Es gehe bei der Offensive ausschließ­lich um die Bekämpfung von Terroriste­n. Der türkische Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan zeigte sich unterdesse­n entschloss­en, die Offensive fortzusetz­en. „Es gibt keinen Schritt zurück aus Afrin“, sagte er in Ankara.

USA appelliert­en im Vorfeld

Die von der Türkei am Samstag begonnene Offensive „Olivenzwei­g“zielt auf die mit den USA verbündete­n kurdischen Volksschut­zeinheiten YPG. Die türkische Regierung sieht in der YPG den syrischen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpa­rtei PKK, die in der Türkei, aber auch in der EU und in den USA als Terrororga­nisation eingestuft ist. Die USA hatten an die Türkei appelliert, von der Offensive abzusehen.

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FOTO: DPA Türkische Soldaten bereiten an der Grenze zu Syrien ihre Panzer Leopard 2A4 auf den Einsatz im Nachbarlan­d vor.

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