Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Der Wunschkandidat steht für Kontinuität
US-Senat bestätigt Jerome Powell als neuen Fed-Vorsitzenden
WASHINGTON - Der US-Senat hat Jerome Powell als neuen Vorsitzenden der Notenbank Federal Reserve bestätigt. 85 Senatoren stimmten für den 64-Jährigen, zwölf votierten dagegen. Präsident Donald Trump hatte Powell im November nominiert.
Die meisten Volkswirte erwarten, dass er die moderate und vorsichtige Linie seiner Vorgängerin Janet Yellen mit vorsichtigen Zinsschritten fortsetzen wird. Politisch gilt er als den regierenden Republikanern nahestehend. Er war auch der Wunschkandidat von Finanzminister Steven Mnuchin, woraus eine gewisse Nähe zwischen Regierung und Notenbank abgeleitet werden könnte. Powell ist bereits seit 2012 Mitglied im Board of Governors, dem Führungsgremium der Fed.
Powell tritt sein Amt Anfang Februar an. „Mit ihm würde sich der geldpolitische Kurs nicht wesentlich ändern“, sagt Rudolf Besch, USA-Experte der Dekabank. Kurzfristig wären keine Marktturbulenzen zu erwarten. Denn in den vergangenen Jahren hatte er immer für den Kurs von Yellen gestimmt. Die glaubt, dass die im historischen Vergleich niedrige Inflation nur behutsame Erhöhungen der Leitzinsen zulasse. Dreimal hat die Fed 2017 die Zinsen erhöht, drei weitere Zinsschritte könnten im laufenden Jahr folgen. Die Bilanz der Notenbank werde weiter abgebaut wie bisher geplant, glaubt Besch. Die war in den vergangenen Jahren durch die Anleihekäufe aufgebläht worden. Nun soll dieses Portfolio mit einem Volumen von 4,5 Billionen Dollar allmählich abgeschmolzen werden. Bis Ende vergangenen Jahres hat die Fed pro Monat Anleihen im Wert von zehn Milliarden Dollar abgestoßen, 2018 soll die Abbausumme schrittweise auf 50 Milliarden Dollar pro Monat anwachsen.
Doch Powell dürfte in seiner Amtszeit auch darüber entscheiden müssen, wie lange man die Zinsen erhöhen wolle. „In der Vergangenheit hat die Fed mit ihren Zinserhöhungen oft überzogen, mit negativen Folgen für die Wirtschaft“, erklärt Bernd Weidensteiner, Volkswirt der Commerzbank. Das erschwere seine Aufgabe. Doch noch wachse die Wirtschaft, und das wegen der Auswirkungen der Steuerreform in den USA sogar stärker als erwartet – zumindest kurzfristig.
Forderung nach Deregulierung
Powell dürfte aber auch die Regulierung der Banken wieder etwas zurückdrehen. Einer gewissen Lockerung steht er offen gegenüber. So hatte man die Dodd-Frank-Gesetze als Lehren aus der Finanzkrise erlassen, um die Banken etwas stärker „an die Leine“zu nehmen. Schon Yellen hatte angekündigt, dass die Regulierung in einigen Bereichen wohl zu weit gegangen sei. Die Fed könne manche Forderungen der Republikaner und von Präsident Trump nach einer Deregulierung im Bankensektor unterstützen, hatte auch der von Trump berufene Vize-Chef der Fed, Randal Quarles, vor Kurzem angedeutet. In den USA sei die Bürokratie im Finanzbereich auch nicht geringer als in Deutschland, sagt Weidensteiner. Deshalb wolle man da einige Auswüchse beseitigen.