Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Hassmord: Heute gibt es die Plädoyers
Ein Jugendlicher soll aus Homophobie getötet haben
ULM (sz) - Im Verfahren gegen einen inzwischen 16 Jahre alten Jugendlichen, dem unter anderem Mord aus Hass auf Schwule vorgeworfen wird, sind am Dienstag elf Zeugen vernommen worden. Das berichtet eine Sprecherin des Gerichts. Der Prozess läuft unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Ein Zeuge habe versucht, zu Gunsten des Angeklagten falsch auszusagen, musste seine Aussage der Gerichtssprecherin zufolge dann aber korrigieren.
Zudem habe der psychiatrische Sachverständige das Ergebnis seines Gutachtens vorgestellt.
Die Verhandlung wird heute mit der Befragung des Sachverständigen fortgesetzt. Möglicherweise werden danach Staatsanwaltschaft und Verteidigung ihre Plädoyers halten. Ein Urteil soll noch nicht verkündet werden.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Jugendlichen Mord in Tateinheit mit Raub sowie schwere Brandstiftung vor.
Der weitgehend geständige Beschuldigte soll sein Opfer in der Nähe des Ulmer Bahnhofs um etwas zu trinken, zu rauchen und einen Schlafplatz gebeten haben, woraufhin der Mann ihn mitnahm.
In der Wohnung soll der 64-Jährige den Jugendlichen zum Sex aufgefordert, ihn aber nicht bedrängt haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass den Beschuldigten „bei der Tat seine generelle Abneigung und Verachtung von Homosexuellen geleitet haben dürfte“.
Der Jugendliche soll den 64-Jährigen in dessen Wohnung mit einem Küchenmesser erstochen und danach ein Sofa sowie Kleidungsstücke angezündet haben. Aus der Wohnung soll er Bargeld und eine Kamera gestohlen haben. Die Feuerwehr konnte eine Ausweitung des Brandes verhindern.
Der mutmaßliche Mörder wurde wenige Tage später festgenommen.
Außerdem soll der heute 16-Jährige versucht haben, ein Mehrfamilienhaus in Beimerstetten (Alb-Donau-Kreis) in Brand zu setzen.