Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Wir sagen Nein!
Ex-Bundeskanzler Martin Schulz hat ein neues Problem. Es heißt Kevin Kühnert. Der Juso-Chef hat eine innovative Politik für die SPD ausgerufen: Neinsagen. Damit ist er ähnlich erfolgreich wie Schulz in den seligen Tagen der 100prozentigen Gefolgschaft, als sich die Menschen um die Mitgliedsbücher der Sozialdemokraten rissen. Kühnert hat der erschlafften Bewegung neuen Schub verschafft und 10 000 Unterschriften für „NoGroKo“gesammelt.
Diese Initiative ist unbedingt begrüßenswert, schon weil sie Schluss macht mit faulen Kompromissen. Man sagt einfach Ja zur SPD und dann Nein zur Großen Koalition und schaut mal, was rauskommt. Das Jasagen wird ohnehin überschätzt und hat schon viel Leid verursacht. Ungezählte unglückliche Beziehungen sind dem leichtfertigen Gebrauch des Wörtchens Ja geschuldet. Allein innerhalb der ehemaligen Sozi-Führung hätten sich mit einem Nein zur rechten Zeit sieben Scheidungen einsparen lassen, vier im Hause Schröder und drei im Hause Lafontaine.
Die Misere ist freilich nicht ganz neu: Hätte Eva dem Apfel damals ein entschiedenes Nein entgegengeschmettert, statt zuzugreifen, müssten wir uns jetzt bestimmt nicht mit der verkorksten Regierungsbildung herumschlagen. Wir wollen deshalb mit Konstantin Wecker singen: „Ob als Penner oder Sänger, Bänker oder Müßiggänger/ob als Priester oder Lehrer, Hausfrau oder Straßenkehrer/misch dich ein: Sage Nein!“Sollte die SPD bei den Neuwahlen weitere fünf Prozent verlieren, waschen wir unsere Hände in Unschuld und zeigen auf Kühnert: Der da war’s. (hü)