Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Landesregi­erung erinnert an Nazi-Verbrechen

Heute Gedenkstät­te, früher Tötungsans­talt: Grafeneck bei Gomadingen

-

WEINSBERG (dpa) - Am Gedenktag für die Opfer des Nationalso­zialismus hat das Land bei einer zentralen Gedenkfeie­r der Zentren für Psychiatri­e an die Massenmord­e an Patienten erinnert. Sozialmini­ster Manne Lucha (Grüne) weihte dazu im Zentrum für Psychiatri­e Weinsberg (Kreis Heilbronn) eine Gedenktafe­l ein, wie sein Ministeriu­m am Samstag mitteilte. Zur Zeit des Nationalso­zialismus waren von dort 908 Menschen in die Tötungsans­talt Grafeneck bei Gomadingen (Kreis Reutlingen) deportiert worden. Die heutige Gedenkstät­te Grafeneck erinnert daran, dass dort 1940 mehr als 10 000 psychisch kranke und geistig behinderte Menschen mit Gas getötet wurden.

„Staatliche Behörden machten dabei mit und viele Heil- und Pflegeanst­alten auch. Die Täter waren Polizisten, Verwaltung­skräfte, Krankenpfl­eger und Ärzte“, sagte Lucha einer Mitteilung des Ministeriu­ms zufolge. Es mache bis heute fassungslo­s, wie einfache Menschen zu Massenmörd­ern wurden. Das Gedenken helfe dabei, den Opfern Würde zu geben. „Wir dürfen nicht vergessen, was damals passiert ist“, mahnte Lucha.

Der 27. Januar ist Gedenktag für die Opfer des Nationalso­zialismus, weil an dem Tag sowjetisch­e Soldaten 1945 das Konzentrat­ionslager Auschwitz befreit hatten. Vor den Rat- häusern hingen am Samstag die Flaggen auf Halbmast und waren teils zudem mit einem Trauerflor versehen.

Besorgt äußerte sich Lucha auch darüber, dass nach dem Völkermord an den Juden durch die Nazis der Antisemiti­smus heute mancherort­s wieder aktuell sei. „Antisemiti­sche Parolen und Verbrennun­gen israelisch­er Fahnen in aller Öffentlich­keit, linke, rechte und muslimisch­e Judenhasse­r und dazu eine Partei, die relativier­t, verharmlos­t, manchmal leugnet und jetzt auch im Bundestag sitzt – all das ist eine Schande für unser Land“, sagte Lucha auch mit Blick auf die AfD.

 ?? FOTO: PIERRE-CHRISTIAN FINK ?? Schloss Grafeneck (Kreis Reutlingen), das 1940 der Sitz der Täter im Massenmord an geistig behinderte­n und psychisch kranken Menschen. In einem nahen Schuppen wurden von Januar bis Dezember 1940 mehr als 10 000 Menschen mit Kohlenmono­xid-Gas getötet. Heute ist auf dem Gelände die zentrale Gedenkstät­te für die Opfer der sogenannte­n Euthanasie in Baden-Württember­g untergebra­cht. Erbaut wurde Schloss Grafeneck im 16. Jahrhunder­t als Jagdschlos­s der württember­gischen Herzöge auf der Schwäbisch­en Alb.
FOTO: PIERRE-CHRISTIAN FINK Schloss Grafeneck (Kreis Reutlingen), das 1940 der Sitz der Täter im Massenmord an geistig behinderte­n und psychisch kranken Menschen. In einem nahen Schuppen wurden von Januar bis Dezember 1940 mehr als 10 000 Menschen mit Kohlenmono­xid-Gas getötet. Heute ist auf dem Gelände die zentrale Gedenkstät­te für die Opfer der sogenannte­n Euthanasie in Baden-Württember­g untergebra­cht. Erbaut wurde Schloss Grafeneck im 16. Jahrhunder­t als Jagdschlos­s der württember­gischen Herzöge auf der Schwäbisch­en Alb.
 ?? FOTO: DANIEL NAUPOLD ?? Ein Kreuz auf einem Altar aus Stein in der Gedenkstät­te Grafeneck in Gomadingen-Grafeneck.
FOTO: DANIEL NAUPOLD Ein Kreuz auf einem Altar aus Stein in der Gedenkstät­te Grafeneck in Gomadingen-Grafeneck.

Newspapers in German

Newspapers from Germany