Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Immer hinterher
Freiburgs Aufholjagd bleibt in Hannover erfolglos
HANNOVER (dpa) - Die erfolgreiche Aufholjagd blieb dieses Mal aus. Die Stehaufmännchen des SC Freiburg haben auch in Hannover gekämpft und versucht, nach einem Rückstand wieder heranzukommen. Doch es gelang nicht – weshalb Spieler und Trainer Christian Streich zunehmend genervt sind, dass man nach Führungen der Gegner „immer nur am Hinterherrennen“ist. „Die Mannschaft hat eine überragende Mentalität und Einstellung. Wir haben wahnsinnig viele Spiele noch Unentschieden gespielt und das eine oder andere noch gewonnen“, sagte Streich nach dem 1:2 (0:1) bei Hannover 96. „Aber wir müssen einfach mal die Effizienz haben, in Führung zu gehen.“
96-Spieler halten Fans auf Distanz
Angreifer Tim Kleindienst hatte die Chance dazu, als er in der 23. Minute auf 96-Torwart Philipp Tschauner zulief, mit einem schwachen Schuss aber genauso scheiterte wie Lucas Höler im Nachsetzen. So waren es Waldemar Anton (28.) und der ExFreiburger Felix Klaus (54.), die Hannover 2:0 in Führung brachten.
Freiburgs Anschlusstreffer fiel zu spät: Erst zwei Minuten vor dem Ende traf Innenverteidiger Manuel Gulde aus kurzer Distanz. Damit endete eine Serie von neun Spielen ohne Niederlage.
Im Unterschied zu den Partien bei Borussia Dortmund (2:2), gegen RB Leipzig (2:1), in Frankfurt (1:1), Augsburg (3:3) oder beim 1. FC Köln (4:3 nach 0:3) gelang es dem Sport-Club nicht, die Partie in Hannover noch zu drehen. „Wir hatten nicht viel entgegenzusetzen und dann kommt am Ende so ein Ergebnis zustande, was sich knapp anhört, aber insgesamt in Ordnung geht“, erklärte Torjäger Nils Petersen. So beträgt der Vorsprung auf den Abstiegs-Relegationsplatz weiterhin nur fünf Punkte.
Weshalb Streich mit Blick auf die starken Auftritte gegen Leipzig, Dortmund oder auch beim 0:0 gegen Bayer Leverkusen erneut von einer „sehr trügerischen Situation“sprach. Seine Mannschaft sei zwar mental stabil, müsse aber versuchen, noch mehr Qualität auf den Platz zu bringen „und dann das eine oder andere Mal in Führung zu gehen.“
Der Sieger aus Hannover hatte derweil ganz andere Probleme. Trotz des Sieges pfiffen die Fans und schrien ihren Ärger hinaus. 90 Minuten hatten die Ultras das Team angefeuert – doch dann kippte die Stimmung. Die Fans fühlten sich von den Spielern wohl nicht ausreichend gewürdigt. Denn die 96-Profis blieben auf Distanz. Sie gingen nicht in die Kurve mit den Ultras, die mehrere Monate ihre Unterstützung verweigert und erst am Samstag ihren Stimmungsboykott beendet hatten.
Die distanzierende Geste der Mannschaft war demonstrativ – und abgesprochen. „Wir haben das in den letzten Spielen auch so gemacht“, sagte Kapitän Philipp Tschauner: „Deshalb haben wir gesagt, machen wir das so weiter.“
Hintergrund für die Unstimmigkeiten ist weiterhin die geplante Übernahme durch Präsident Martin Kind, der den Club und die Anhängerschaft spaltet. Ende des Monats ist eine offene Diskussion zwischen Vertretern von Fans und Clubführung geplant – ein Pastor soll moderieren und wahrscheinlich auch beruhigen.