Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Eine Reise ins Blaue
Günstige Gästehäuser und Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln lassen Mauritius im Indischen Ozean erschwinglich werden
PORT LOUIS (dpa) - Postkarten-Idylle – das muss eine Insel ja haben, deren Name die bekannteste Briefmarke der Welt ziert: Mauritius. Vielerorts hat dieser Anblick seinen Preis. Die Insel lässt sich aber auch günstig erleben.
Mauritius ist eine Reise ins Blaue. Da ist der Himmel, der nicht einfach irgendwie blau ist. Er ist azurblau am Morgen und strahlend himmelblau am Mittag. Nachmittags wird sein Blau oft meliert durch weiße Zuckerwatte-Wolken, manchmal durch graue Schauerwolken. Und da ist das Blau des Meeres rund um die Insel im Indischen Ozean. Über den Korallenriffen nimmt das Wasser ein intensives Türkis an, an tiefen Stellen einen Azur-Ton und bei Bewölkung ein eindringliches Graublau.
Die Reise ins Blaue hat ihren Preis. Die Flüge und Übernachtungen in den exklusiven Resorts treiben die Urlaubskosten nach oben. Doch es geht anders. Vielerorts kann man recht günstig in netten Gasthäusern wohnen, es gibt Apartments für Selbstversorger. Und es lässt sich bei den Ausflügen sparen, wenn man die Insel auf eigene Faust mit Mietwagen und Bus erkundet. Die großen Schnellstraßen sind besser in Schuss als viele deutsche Autobahnen. Die kleineren Straßen haben aber oft viele Schlaglöcher oder gehen gleich in Schotterpisten über. Der öffentliche Bus ist eine günstige Alternative, das Liniennetz weit verzweigt. Wer etwas mehr Zeit einplant und es nicht scheut, ein paar Meter zu Fuß zu gehen, der kann damit fast alle Sehenswürdigkeiten erreichen.
Der Osten von Mauritius wird von großen Hotelkomplexen dominiert. In Grand Baie im Inselnorden lässt sich günstiger und authentischer unterkommen. Die Region ist bei den Einheimischen beliebt wegen ihrer Bars und Clubs. Wer es beschaulich mag, kann sich in einem Gasthaus am Ortsrand in Richtung der Landzunge Pointe aux Canonniers einnisten. Hier ist Grand Baie noch das, was die Ortsmitte vor der Erschließung durch den Tourismus war: ein verschlafener Fischerort. Unten am Wasser findet abends und an den Wochenenden das Leben statt: Hier stehen die Männer an der Kaimauer und werfen Angeln aus. Dazu dudeln kitschige Liebeslieder aus einem Ghettoblaster. Die Alten sitzen schwatzend auf weißen Plastikstühlen und kommentieren den Fang. Kinder fahren auf Fahrrädern vorbei. Am meisten Spaß macht es dann, sich in einem der kleinen Supermärkte ein kühles Bier zu kaufen und sich an einer belebten Ecke zu den Menschen zu gesellen. Am besten noch 40 Cent für leckere Bananenchips mit Chili drauflegen.
Wale vor der Küste
Weiter östlich, im Stadtzentrum von Grand Baie, starten jeden Morgen die Katamaran-Touren. Mittagessen, Getränke und – je nach Boot – viel Partylaune inklusive. Es geht in rund anderthalb Stunden vorbei an der Felseninsel Gunners Coin zu den unbewohnten Eilanden Ile Plate und Ile Gabriel für einen Badeaufenthalt. Kosten für einen Tagesausflug: 90 Euro pro Person bei einer Gruppenfahrt. Mit etwas Glück und je nach Saison lassen sich Wale oder Delfine entdecken. Mit von der Partie sind meist fliegende Fische, die viele Meter weit über dem Wasser gleiten können. Reiseführer Takun hat für Tierfreunde noch einen weiteren Tipp: „Wenn man es schafft, sich etwas von der Gruppe abzusetzen, kann man beim Schnorcheln durchaus Meeresschildkröten aufspüren.“
Wer beim Schnorcheln aus der Nähe die weißen Korallen bestaunen will, sollte zur Blue Bay fahren. „Der schönste öffentliche Strand der Insel“, findet Takun. „Am Wochenende ist es dort zwar recht voll, weil auch die Einheimischen da sind. Aber oft wird dann Musik gemacht, und man kann viel Spaß haben.“Viele Hotels organisieren Tagestouren zu der Bay sowie von dort aus Fahrten zum Baden auf der winzigen Ile de deux Cocos. Aber für schon rund fünf Euro lässt sich auch spontan mit einem der Glasbodenboote durch die Bucht und über die weißen Korallen schippern. Tipp: den Bootsführer um einen kurzen Stopp zum Schnorcheln bitten.
Eine weitere Hauptattraktion auf Mauritius ist der Pamplemousses Botanical Garden im Norden – die älteste Anlage dieser Art auf der Südhalbkugel. Unter der Woche verlieren sich die einzelnen Besucher schnell in den mit hohen Palmen gesäumten Alleen und auf den geschlungenen Pfaden entlang kleiner Seen mit bis zu zwei Meter großen Seerosenblättern. Ein Abstecher zum Gehege der Riesenschildkröten in der Parkmitte lohnt sich. Rund fünf Euro kostet der Eintritt in den Garten.
Unweit des Botanischen Gartens liegt Aventure du Sucre, ein spannend gestaltetes Museum zur Geschichte der Besiedlung der Insel und ihrem Hauptprodukt Zuckerrohr. Die kurzweilige Ausstellung endet in einem Zucker- und RumTasting. Der Preis: zehn Euro. Wirklich lohnenswert für einen kleinen Aufpreis ist ein Spaziergang durch die Gartenanlage der Villa zum Fluss Riviere Baptiste. Gut und gerne einen halben Tag lang kann man von hier aus kilometerweit spazieren gehen, mehrere Wasserfälle besichtigen und sogar ein paar Runden im kühlen Nass schwimmen. Kosten: fünf bis zehn Euro.
Bergsteigen im Inselparadies
Mauritius ist zwar eine dieser Inseln, die vor allem für ihre Traumstrände bekannt sind. Aber sie hat auch eine faszinierende Bergwelt zu bieten. Einen spektakulären Ausblick auf den Berg Le Pouce hat man von der ehemaligen Kolonialvilla Eureka im Ort Moka, die dazu noch einen Einblick in die Geschichte der Insel vermittelt. Das mit Originalmöbeln aus dem 19. Jahrhundert eingerichtete Gebäude mit kreolischem Restaurant wirkt allerdings etwas heruntergewirtschaftet.
Den Bergen fehlt es an markierten Wanderpfaden, und so wird meist aus Sicherheitsgründen eine Tour mit einem Führer empfohlen. Auf das Wahrzeichen der Insel, den 556 Meter hohen Berg Le Mourne Brabant, darf man auch gar nicht ohne lizenzierte Begleitung. „Es handelt sich um ein Weltkulturerbe“, erläutert Guide Yan. „Hier oben haben sich einst geflohene Sklaven versteckt und aus Verzweiflung auch in den Tod gestürzt.“
Der zweistündige anstrengende Aufstieg bei großer Schwüle für rund 35 Euro lohnt sich: Oben am Gipfel wird einem die Schönheit der Insel noch einmal bewusst. Der Blick fällt auf tiefgrüne Hänge, weiße Strände, das Türkis der flachen Buchten, das dahinter liegende Graublau der Meerestiefen und den azurblauen Himmel mit weißen Wolkentupfen.
Anreise: Condor und Eurowings bieten Direktflüge nach Mauritius an.
Weitere Informationen: Tourism Mauritius, c/o Aviareps Tourism GmbH, Josephspitalstraße 15, 80331 München, Tel.: 089/ 552533825, E-Mail: mauritius.germany@aviareps.com