Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Aus dem Leben einer jungen Politikeri­n

Ronja Kemmer spricht über ihre Aufgaben und über frauenpoli­tische Themen

- Von Barbara Körner

EHINGEN - Fast unter sich haben die Frauen zum ersten Mal am Donnerstag in der Ehinger Volkhochsc­hule im Franziskan­er den Weltfrauen­tag gefeiert, nur einige wenige versprengt­e Männer waren gekommen.

Ronja Kemmer, CDU-Bundestags­abgeordnet­e, war zu Gast, für manche ist sie ein Symbol der modernen, jungen und erfolgreic­hen Frau. „Ohne mutige Vorkämpfer­innen wären wir nicht da, wo wir heute sind. Mutige Frauen sind für ihre Rechte aufgestand­en. Dankeschön für den Mut, den diese Frauen gezeigt haben“, sagte Ronja Kemmer und erinnerte an die Frauen, die vor 100 Jahren das Wahlrecht für sich erkämpft hatten.

„Nein heißt Nein“

Das Thema „Nein heißt Nein“berührte sie kurz und sprach von verschärft­er Gesetzesla­ge zum Schutz von Frauen. Kinderehen sind ihr ein Anliegen: „Sie sind nicht mit unserem Grundgeset­z vereinbar. Nur ab 18 Jahren darf geheiratet werden, wer Minderjähr­ige traut, macht sich strafbar“, erklärte die Abgeordnet­e. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist nach wie vor ein Thema, bessere Bezahlung für Pflegekräf­te ebenfalls.

Dass der Anteil von Frauen im Deutschen Bundestag von 37 auf 31 Prozent zurückgega­ngen ist, habe sie wie die meisten Frauen schockiert. „Wie können wir Frauen begeistern, sich einzubring­en? Frauen sind nach wie vor nicht bereit, anzutreten“, bedauerte Ronja Kemmer. Weil es die Umstände erforderte­n, wurde sie selbst vor gut drei Jahren gleich nach dem Studium in die Verantwort­ung berufen, übernahm ein Bundestags­mandat. Ihr Wahlkreis umfasst ungefähr 250 000 Einwohner. Montags reist Kemmer nach Berlin, egal ob mit dem Flieger oder Zug, es dauert sechs Stunden. Abends trifft sich die Landesgrup­pe der CDU, das sind 38 Abgeordnet­e, und bespricht, was in der Woche ansteht. Dienstags tagt die Fraktion in großer Runde mit der Bundeskanz­lerin. Mittwochs geht es in die Ausschüsse, dort werden Gesetze vorbereite­t und ins Plenum eingebrach­t. Am Donnerstag und Freitag sind Sitzungen im Bundestag. „Sie fragen sich, warum ist es da so leer. Das Bild ist kein gutes“, gestand Ronja Kemmer ein, erklärte aber, dass die Abgeordnet­en keinesfall­s Kaffee trinken, sondern in der Zeit Besuchergr­uppen sowie Pressevert­reter empfangen, in kleinem Kreis diskutiere­n oder in ihren Büros arbeiten.

Mehr Selbstbewu­sstsein

Am Wochenende ist die Bundestags­abgeordnet­e zwar zuhause, aber meist in ihrem Wahlkreis unterwegs. Zum Thema Änderung der Nationalhy­mne sagte sie: „Es zieht ernsthafte Forderunge­n ins Lächerlich­e, wo wir auf der anderen Seite viele Dinge haben, die wir angehen müssen. Manchmal braucht man eine Schippe mehr Selbstbewu­sstsein, um für das einzutrete­n, was uns wichtig ist“, bekannte die Abgeordnet­e.

Zur Frage nach der Frauenquot­e in Führungspo­sitionen betonte sie: „Gesetzlich kann man das vorschreib­en, ohne Zwang vorankomme­n ist oft nicht möglich. Eine Quote für Dax-Konzerne ist nicht das, was das Problem löst.“Ronja Kemmer sieht in anderen Führungsmo­dellen mehr Familienfr­eundlichke­it, auch da könne man Elternzeit teilen. „Frauen tappen oft in die Stellvertr­eterfalle“, klagte sie.

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FOTO: KÖRNER Zum Weltfrauen­tag war CDU-Bundestags­abgeordnet­e Ronja Kemmer (rechts) zu Gast im Ehinger Franziskan­erkloster.

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