Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Aus dem Leben einer jungen Politikerin
Ronja Kemmer spricht über ihre Aufgaben und über frauenpolitische Themen
EHINGEN - Fast unter sich haben die Frauen zum ersten Mal am Donnerstag in der Ehinger Volkhochschule im Franziskaner den Weltfrauentag gefeiert, nur einige wenige versprengte Männer waren gekommen.
Ronja Kemmer, CDU-Bundestagsabgeordnete, war zu Gast, für manche ist sie ein Symbol der modernen, jungen und erfolgreichen Frau. „Ohne mutige Vorkämpferinnen wären wir nicht da, wo wir heute sind. Mutige Frauen sind für ihre Rechte aufgestanden. Dankeschön für den Mut, den diese Frauen gezeigt haben“, sagte Ronja Kemmer und erinnerte an die Frauen, die vor 100 Jahren das Wahlrecht für sich erkämpft hatten.
„Nein heißt Nein“
Das Thema „Nein heißt Nein“berührte sie kurz und sprach von verschärfter Gesetzeslage zum Schutz von Frauen. Kinderehen sind ihr ein Anliegen: „Sie sind nicht mit unserem Grundgesetz vereinbar. Nur ab 18 Jahren darf geheiratet werden, wer Minderjährige traut, macht sich strafbar“, erklärte die Abgeordnete. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist nach wie vor ein Thema, bessere Bezahlung für Pflegekräfte ebenfalls.
Dass der Anteil von Frauen im Deutschen Bundestag von 37 auf 31 Prozent zurückgegangen ist, habe sie wie die meisten Frauen schockiert. „Wie können wir Frauen begeistern, sich einzubringen? Frauen sind nach wie vor nicht bereit, anzutreten“, bedauerte Ronja Kemmer. Weil es die Umstände erforderten, wurde sie selbst vor gut drei Jahren gleich nach dem Studium in die Verantwortung berufen, übernahm ein Bundestagsmandat. Ihr Wahlkreis umfasst ungefähr 250 000 Einwohner. Montags reist Kemmer nach Berlin, egal ob mit dem Flieger oder Zug, es dauert sechs Stunden. Abends trifft sich die Landesgruppe der CDU, das sind 38 Abgeordnete, und bespricht, was in der Woche ansteht. Dienstags tagt die Fraktion in großer Runde mit der Bundeskanzlerin. Mittwochs geht es in die Ausschüsse, dort werden Gesetze vorbereitet und ins Plenum eingebracht. Am Donnerstag und Freitag sind Sitzungen im Bundestag. „Sie fragen sich, warum ist es da so leer. Das Bild ist kein gutes“, gestand Ronja Kemmer ein, erklärte aber, dass die Abgeordneten keinesfalls Kaffee trinken, sondern in der Zeit Besuchergruppen sowie Pressevertreter empfangen, in kleinem Kreis diskutieren oder in ihren Büros arbeiten.
Mehr Selbstbewusstsein
Am Wochenende ist die Bundestagsabgeordnete zwar zuhause, aber meist in ihrem Wahlkreis unterwegs. Zum Thema Änderung der Nationalhymne sagte sie: „Es zieht ernsthafte Forderungen ins Lächerliche, wo wir auf der anderen Seite viele Dinge haben, die wir angehen müssen. Manchmal braucht man eine Schippe mehr Selbstbewusstsein, um für das einzutreten, was uns wichtig ist“, bekannte die Abgeordnete.
Zur Frage nach der Frauenquote in Führungspositionen betonte sie: „Gesetzlich kann man das vorschreiben, ohne Zwang vorankommen ist oft nicht möglich. Eine Quote für Dax-Konzerne ist nicht das, was das Problem löst.“Ronja Kemmer sieht in anderen Führungsmodellen mehr Familienfreundlichkeit, auch da könne man Elternzeit teilen. „Frauen tappen oft in die Stellvertreterfalle“, klagte sie.