Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ulmer Gymnasiasten simulieren Weltpolitik
Mit Unterstützung von Jugendoffizieren der Bundeswehr betreten sie beim Planspiel das diplomatische Parkett
ULM/ROT AN DER ROT (sz) - Schüler der Ulmer Gymnasien haben von Mittwoch bis Freitag über die Geschicke der Weltpolitik entschieden. Beim Planspiel „Politik und Internationale Sicherheit“(POL&IS) schlüpften die Teilnehmer in die Rollen von Regierungschefs sowie Außen- und Wirtschaftsministern der großen Weltregionen. Auf der Ebene der Vereinten Nationen debattierten sie über sicherheits-, handels-, und klimapolitische Themenstellungen. Jugendoffiziere der Bundeswehr standen ihnen dabei als Spielleiter beratend zur Seite.
Marius Weinkauf, der geschäftsführende Schulleiter der Ulmer Gymnasien, war mit seinem Oberstufenkurs dabei: „Bei POL&IS erleben meine Schüler die komplexen Zusammenhänge internationaler Politik und können beobachten, wie sich ihre Entscheidungen unmittelbar auswirken“, erklärt er. Nicht nur bei regelmäßig stattfindenden Reden vor der UN-Generalversammlung erhielten alle die Gelegenheit, ihre rhetorischen Fertigkeiten zu verbessern. Von der Haushaltsplanung über handels- und klimapolitische Entscheidungen bis hin zur konkreten Antwort auf bewaffnete Konflikte weltweit, erstreckten sich die Aufgaben der Seminarteilnehmer. Inzwischen gehöre die Simulation der Bundeswehr zum festen Bestandteil des Oberstufenkurses von Stefan Würtz, dem Gemeinschaftskundelehrer vom Anna-EssingerGymnasium. Er hatte weitere Schüler vom Schubart-Gymnasium dabei.
Stattgefunden hat das Planspiel im Tagungshaus St. Norbert, im idyllischen Rot an der Rot. Gleich am ersten Tag fiel für 24 Stunden die Wasserversorgung in der kleinen Gemeinde aus. Passend zum sicherheitspolitischen Kontext erlebten die Teilnehmer, was kritische Infrastruktur bedeutet, und wie abhängig moderne Zivilgesellschaften von Wasser und Strom sein können.
Seminarleiter Hauptmann Daniel Langlois hält das Ziel für erreicht, „wenn die Teilnehmenden unmittelbar erfahren, dass das politische Geschäft nicht nur aus Schwarz und Weiß besteht: Auf dem internationalen diplomatischen Parkett gibt es unzählige Grautöne.“So begreifen die Schüler schnell, dass einzelne Akteure oft individuelle Interessen verfolgen, die nicht immer dem Gemeinwohl entsprechen.
Um das Planspiel so nahe an der Realität wie möglich zu gestalten, werden auch Nichtregierungsorganisationen sowie die „Weltpresse“abgebildet: Somit können sich die Schüler gegenseitig kontrollieren, sowie wertvolle Oppositionsarbeit leisten.
Judith Walter begleitete den Gemeinschaftskundekurs vom KeplerGymnasium mit weiteren Schülern vom Humboldt-Gymnasium. Sogar aus dem Allgäu sind Schüler, die kurz vor dem Abitur stehen, zum Planspiel angereist.