Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ulmer Sparkassen-Chef Oster verabschiedet sich mit Rekordbilanz
„Begeisterter Sparkässler“- Nachfolger Stefan Bill kommt aus Bayern
ULM - Mit dem Vorstandschef der Sparkasse Ulm, Manfred Oster (65), verabschiedet sich Ende März einer der dienstältesten Vorstände in der baden-württembergischen Sparkassenlandschaft aus dem Amt und geht in den Ruhestand.
Am heutigen Donnerstag gibt es einen Festakt im Ulmer Kongresszentrum, bevor Oster am 31. März das Institut verlässt.
Nachfolger ist Stefan Bill (45), bisher Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Altötting-Mühldorf in Bayern. Im Ulmer Vorstand sind weiter Wolfgang Hach und Andrea Grusdas tätig.
Oster stammt ursprünglich aus Bietigheim-Bissingen und begann seine Laufbahn bei der Kreissparkasse Ludwigsburg, wurde Verbandsprüfer und von 1985 an Vorstand und später Chef der Sparkasse Kitzingen, die im Jahr 2000 zur Sparkasse Mainfranken-Würzburg fusionierte. Seit Oktober 2000 steht Oster an der Spitze der Sparkasse Ulm.
Oster bezeichnet sich selbst gerne als „begeisterten Sparkässler“. In einem Interview sagte er einmal: „Die Sparkassen-Idee hat immer funktioniert und rückt bei Krisen erst recht ins Bewusstsein.“Dem Gemeinwohl sei die Sparkasse verpflichtet. Ihr Auftrag: „Eine Versorgung für alle.“Daher sei eine Sparkasse „das nachhaltigste Unternehmen in der Geldwirtschaft“.
Das Ulmer Institut ist das mit Abstand größte Haus in der Region. Die Bilanzsumme dürfte 2017 bei rekordverdächtigen 6,1 Milliarden Euro gelegen haben, 2016 waren es 5,8 Milliarden Euro. 1100 Mitarbeiter sind bei der Sparkasse Ulm beschäftigt.
Herausfordernd hat Oster die Banken- und Finanzkrise in Erinnerung: Die Sparkasse Ulm kam allerdings ohne betriebsbedingte Kündigungen aus. Oster wird nachgesagt, die aktuelle Niedrigzinsphase als einer der ersten Fachleute überhaupt vorhergesagt zu haben.
Viel Ärger brachten der Sparkasse die sogenannten Scala-Verträge ein, ein langer und öffentlich ausgetragener Zoff um Zinsen machte bundesweit Schlagzeilen: Mehr als zwei Jahre lang stritten die Ulmer mit Sparern über ihr gut verzinstes Anlageprodukt. Die Bank wollte angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase Tausende Kunden aus den Scala-Verträgen herauslocken – und erlitt deshalb gerichtliche Schlappen gleich in mehreren Instanzen. Mit vielen Sparern hat man sich außergerichtlich geeinigt.
In der Ulmer Innenstadt hinterlässt die Ära Oster auch bauliche Spuren: Die Sparkasse Neue Mitte ist erst in den vergangenen Jahren durch zwei prägnante Neubauten ergänzt worden.