Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Intendant gefunden
Hartmut Dorgerloh soll Humboldt-Forum im Berliner Schloss leiten
BERLIN (dpa) - Jahrelang war Kulturstaatsministerin Monika Grütters auf der Suche nach einem weltweit renommierten Aushängeschild für das Humboldt-Forum in Berlin. Ein Kaliber vom Schlage des noch amtierenden Gründungsintendanten, des Briten Neil MacGregor sollte es mindestens sein. Nun wird es Hartmut Dorgerloh, Schlösserchef für Berlin und Brandenburg in Potsdam. Kleine Brötchen statt großer Wurf?
Die ersten Reaktionen sind gleichwohl bestens. „Mit großer Begeisterung“stehe er hinter Grütters Personalvorschlag, sagte Neil MacGregor. „Er kennt aus dem FF das Labyrinth der deutschen föderalen Demokratie und kennt sich im freundlichen Dschungel der Berliner Kulturpolitik sehr gut aus.“
Mit feinem britischen Humor hat der 71-jährige frühere Chef des British Museum in London damit genau das Minenfeld skizziert, auf dem der künftige „Generalintendant“sich bewegen muss. Nicht umsonst hat MacGregor selbst Grütters einen Korb gegeben, die ihn gern über die Gründungsintendanz hinaus an der Spitze des hochambitionierten Projekts gesehen hätte.
Und nicht umsonst standen auch andere internationale Größen aus dem Museumsbereich nicht gerade Schlange. Schon seit langem blockieren Engstirnigkeit, Eifersüchteleien und Kompetenzgerangel den großen Aufbruch. So fürchtete die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der größte künftige Nutzer des Hauses, den Zugriff auf die eigenen Sammlungen zu verlieren. Das Land Berlin lehnte die von Grütters gewünschte Leitung „aus einem Guss“ganz ab und handelte sich einen Sonderstatus aus.
Dorgerloh ist nach Einschätzung von Beteiligten der richtige Mann für diese Empfindlichkeiten. Seit 15 Jahren leitet er die vom Bund mitgetragene Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Hier konnte er reichlich Erfahrung im Spagat zwischen Bund und Ländern sammeln. Dass der 55-Jährige nicht blauäugig in das Amt stolpert, machte er mit dem Hinweis deutlich, er habe die Entscheidung nach „reiflicher Überlegung“getroffen.
„Supersache“, lobt der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann. Und selbst die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy, die im vergangenen Jahr eine Debatte über den Umgang mit dem kolonialen Erbe im Humboldt-Forum ausgelöst hatte, ist hochzufrieden.
Schon vor wenigen Tagen hatte die Preußenstiftung ein weiteres Personalproblem gelöst. Nachdem die international renommierte Stuttgarter Museumsmanagerin Inés de Castro überraschend als Sammlungsleiterin abgesprungen war, gibt es nun eine Hausbesetzung. Der bisherige Abteilungsleiter im Ethnologischen Museum, Lars-Christian Koch, soll den Posten übernehmen.