Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Von Ulm in die weite Profi-Welt
Ehemalige Spatzen-Kicker schaffen immer wieder den Sprung in eine Top-Liga – Die Meisten spielen in Deutschland, doch einen hat es ganz weit weg verschlagen
ULM - Davon, in der ersten oder zweiten Fußball-Bundesliga zu spielen, ist der SSV Ulm 1846 Fußball derzeit ja weit entfernt. Minimalziel ist die 3. Liga, die mithilfe des jüngst gefassten Entschlusses erreicht werden soll, den Verein zu professionalisieren. Trotzdem treiben sich die Spatzen irgendwie doch in europäischen Profiligen herum – in Person von Spielern, die selbst mal in Ulm gekickt haben.
Loris Karius: Der Torwart aus Biberach ist seit seinem Wechsel von Mainz 05 in die Premier League im Sommer 2016 in die Riege der internationalen Stars aufgestiegen. Hatte er in seiner Anfangsphase beim FC Liverpool noch Startschwierigkeiten, entwickelt er sich gerade in den vergangenen Wochen sehr gut und spielte in dieser Saison in zwölf Partien sechs Mal zu Null. In der Ulmer Jugend spielte er von 2001 bis 2005. Gemessen am Marktwert ist er der zur Zeit wertvollste ehemalige Ulmer. Laut des Internetportals Transfermarkt ist Karius aktuell acht Millionen Euro wert. Von Karius’ Wechsel nach England profitierte auch der SSV Ulm 1846 Fußball. Zusammen mit dem Erlös von Ex-Spatz Kai Wag- ner, der in der gleichen Transferperiode zu Schalke 04 gewechselt war, erhielten die Ulmer etwa 85 000 Euro.
Mario Gomez: Der zur Zeit wohl bekannteste ehemalige Ulmer wechselte in der Winterpause der aktuellen Saison wieder zurück zu seinem Herzensverein VfB Stuttgart. Die Laufbahn, die der Riedlinger nach seiner Zeit in der U 17 der Spatzen (von 2000 bis 2001) eingeschlagen hat, kann sich sehen lassen. Er spielte für Bayern München, Besiktas Istanbul, AC Florenz und den VfL Wolfsburg. Dazu schoss er in 71 Länderspielen für die deutsche A-Nationalmannschaft 31 Tore. Den höchsten Marktwert seiner Karriere beziffert Transfermarkt mit 42 Millionen Euro. Eine Summe, von der die Spatzen nur träumen können.
Simon Zoller: Bei einem Höchstwert von drei Millionen Euro ist Simon Zoller vom 1. FC Köln preislich zwar nicht ansatzweise so viel wert wie Gomez, für seinen stark abstiegsbedrohten Verein als Stürmer spielt er trotzdem eine wichtige Rolle. Der 26-Jährige stammt ursprünglich aus Friedrichshafen und stand von 2007 bis 2008 im Kader der Ulmer U 19. Über Stationen in Karlsru- he, Osnabrück und Kaiserslautern kam er schließlich an den Rhein. In insgesamt 73 Bundesliga-Partien erzielte er elf Treffer.
Matthias Lehmann: Einer von Zollers Teamkollege in Köln ist der 34Jährige Matthias Lehmann (Marktwert: 750 000 Euro). Der gebürtige Ulmer und jetzige Kölner ist ein Schwabe durch und durch. Er kenne niemanden, der besser Spätzle machen könne als er, behauptet er auf der Internetseite des FC. Bei den Spatzen spielte er sich durch die Jugendmannschaften bis ins erste Team, von dem er sich im Sommer 2001 in Richtung Stuttgart verabschiedete. Vom VfB Stuttgart II ging es dann über Stationen bei 1860 München, Alemannia Aachen, St. Pauli und Eintracht Frankfurt ins defensive Mittelfeld nach Köln.
Erik Thommy: Wie Lehmann ist auch der 23-jährige Mittelfeldspieler Erik Thommy gebürtiger Ulmer und momentan etwa 750 000 Euro wert. Er machte erst vor Kurzem von sich reden, als er für seinen VfB Stuttgart den Siegtreffer gegen Eintracht Frankfurt erzielte – in seinem ersten Spiel. In Ulm spielte Thommy von 2002 bis 2009 für die SSV-Jugend und kam dann über die TSG Thannhausen zum FC Augsburg. Verwurzelt ist er in der Region aber immer noch. Sein Bruder Eduard spielte beim FV Illertissen und jetzt beim SV Mindelzell (Landkreis Günzburg).
2. Bundesliga: Auch in Deutschlands zweithöchster Spielklasse tummeln sich die Ex-Ulmer. Allen voran Manuel Konrad von Dynamo Dresden. Der gebürtige Illertisser spielte nicht nur beim SSV in der Jugend, sondern auch beim TSV Obenhausen und dem TSV Neu-Ulm. Ebenfalls in der Ulmer Jugend spielte Stefano Celozzi, dessen Vater Pio lange beim SSV Jugendtrainer war. Stefano spielt aktuell beim VfL Bochum in der zweiten Liga, sammelte aber schon beim VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt Erstliga-Erfahrungen. Die hat auch Sandro Sirigu vom SV Darmstadt vorzuweisen. Der 29-jährige Mittelfeldspieler wurde in Ulm geboren und stand in den beiden Darmstädter Saisons 15/ 16 und 16/17 auf dem Feld. Zu den Hessen kam er über die Jugend der Spatzen und deren erste Mannschaft. Halt machte er noch beim SC Freiburg und in Heidenheim. Dort spielt seit Juli vergangenen Jahres auch Kevin Lankford. Der 19-Jährige Rechtsaußen wechselte 2015 aus der Ulmer Jugend in die U 19 des Zweitligisten. Acht Einsätze hat er in der laufenden Saison vorzuweisen.
Süper Lig
(Türkei): Auch in der ersten türkischen Liga gibt es Spieler, die sich an der Donau auskennen. Deniz Yilmaz zum Beispiel. Der Aserbaidschaner und gebürtige NeuUlmer steht beim aktuellen Tabellen-16. der Liga unter Vertrag. Besser platziert (Rang sieben) ist Göztepe mit Günay Güvenc, der ebenfalls in Neu-Ulm geboren wurde. Insgesamt zwölf Jahre lang spielte er bei den Spatzen.
1. Kroatische Liga: Dejan Radonjic (27) hat es aus Tettnang bis nach Kroatien verschlagen. Dort spielt er beim Erstligisten Lokomotiva Zagreb. Auf dem Weg dorthin hatte er Halt in Ulm gemacht.
Thai League: Noch weiter als Radonjic hat es Philip Roller (23) gebracht – geografisch zumindest. Er spielt in der ersten thailändischen Liga bei einem Verein mit dem klangvollen Namen Ratchaburi Mitr Phol FC. Neben dem SSV spielte er auch beim FV Illertissen.
3. Liga: Für den SSV Ulm 1846 Fußball ist die Dritte Liga auf lange Sicht das Minimalziel. Für ein paar ehemalige Spatzen ist sie Realität: Für Thomas Geyer (VfR Aalen), Kai Gehring (Sonnenhof Großaspach), Patrick Funk (Wehen Wiesbaden), RoyalDominique Fennell (Hallescher FC), Philip Türpitz (FC Magdeburg), Daniel Hägele (Großaspach), Stefan Wannenwetsch (Hansa Rostock) und Fabio Kaufmann (Würzburger Kickers).