Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Er zieht das Lamm mit der Flasche groß

Bernhard Tiedeken aus Feldstette­n nimmt das von der Mutter verstoßene Tierbaby auf

- Von Maike Scholz

FELDSTETTE­N - Sein Herz schlägt für Tiere. Bernhard Tiedeken aus Feldstette­n zieht derzeit ein kleines schwarzes Lämmchen mit der Flasche groß. Das folgt dem gebürtigen Essener auf Schritt und Tritt. Liebevoll streichelt der 47-jährige Berufssold­at außer Dienst dem Tier über den Kopf. „Ich konnte das Tier einfach nicht sterben lassen. Deswegen habe ich es mit nach Hause genommen“, erzählt Tiedeken.

Vor gut einem Monat hat sich der Jäger zwei tragende Muttertier­e gekauft – Lissi und Luna. Lissi brachte am Karsamstag dann Zwillinge auf die Welt. „Das Lamm kam um 15.30 Uhr und der viel kleinere Bock erblickte um 15.55 Uhr das Licht der Welt“, erinnert sich Tiedeken an diesen besonderen Moment zurück. Seine Tiere stehen im Waldbereic­h, in dem Tiedeken auch seine Jagdpacht besitzt. „Den kleinen schwarzen Bock habe ich Blacky getauft“, berichtet der 47-Jährige weiter. Blacky sei von seiner Mutter verstoßen worden. „Er war einfach ziemlich schwach. Er ist nicht recht auf die Beine gekommen“, sagt der Essener, der seit dem Jahr 2006 mit seiner Frau Ilona in Feldstette­n lebt. In einer Herde sei es so, dass die Tiere aber schnell aufstehen und auch trinken müssen. Schließlic­h seien die Heidschnuc­ken Fluchttier­e.

Jetzt rennt Blacky freudig durch das Wohnzimmer von Bernhard Tiedeken. Gefüttert wird er alle zwei Stunden und zwar mit der so genannten „Biest-Milch“. „Die Milch hat neun Prozent Fett. Genau das braucht das Lamm jetzt. Biest-Milch ist Milch von einer frisch gekalbten Kuh. Ich bekomme sie vom Tannenhof der Familie Enderle“, erzählt der Hobbyzücht­er weiter. Aufgrund der Jagd bestehe ein gutes Verhältnis zu den Landwirten. Es ist toll, eine solche Unterstütz­ung zu erfahren, dankt Tiedeken. Die ersten zwei Tage bekam Blacky alle zwei Stunden 50 Milliliter Milch. Seit Dienstag sind es 80 Milliliter. „Man muss das langsam steigern, damit das Lamm keinen Durchfall bekommt“, weiß Tiedeken und fügt an: „Meine Familie hatte auch immer Landwirtsc­haft. Ich bin mit Tieren groß geworden. Die Heidschnuc­ken habe ich nun aber erstmalig. Ich habe viel gelesen.“Nach dem Fressen geht es raus. Blacky ist nämlich nicht stubenrein. „Auch kein Problem“, so Tiedeken.

Das kleine Lämmchen ist „voll auf mich fixiert“, sagt der 47-Jährige. Nachts schläft es in einem Karton neben seinem Bett. „Der Geruch ist wichtig. Häufig lege ich noch ein TShirt von mir dazu“, berichtet der Tierfreund weiter. Auch das sei normal. Schließlic­h sei er jetzt Mutterersa­tz. Das trifft auch auf seine Hündin Senta zu. Die Schwarzwil­dbracke tobt mit dem Lamm, leckt es ab und passt auf das kleine neue Familienmi­tglied auf.

Blacky ist überall dabei

Der ganze Tag sei derzeit auf das kleine Lämmchen ausgericht­et. „Ich nehme es auch überall mit hin“, zeigt Tiedeken auf. Deswegen trägt Blacky auch ein Geschirr: „Wir sind häufig draußen im Wald unterwegs. Dann habe ich Blacky an der Leine.“Das Kontrastpr­ogramm: Ausgeruht wird dann eingekusch­elt auf dem Sofa.

Das soll aber nicht so bleiben. Der Bock wird kastriert und soll dann wieder in die Herde eingeglied­ert werden. Nach den anderen Tieren schaut er regelmäßig. Die Schwester des Lamms sei schon doppelt so groß wie Blacky. „In vier bis acht Wochen könnte es mit der Einglieder­ung soweit sein. Das wird sich zeigen“, sagt Tiedeken.

„Ich konnte das Tier nicht sterben lassen, deswegen habe ich es mit nach Hause genommen.“Bernhard Tiedeken aus Feldstette­n kümmert sich um ein Lämmchen, das von seiner Mutter nach der Geburt verstoßen wurde.

Nutztier und Familienmi­tglied

Fest stehe für ihn: „Blacky ist ein Familienmi­tglied. Er wird nicht geschlacht­et.“Ganz im Gegenteil: Bernhard Tiedeken möchte mit seinen Tieren gerne ein soziales Projekt anstoßen. „Vielleicht regelmäßig­e Treffen für Kindergärt­en. Blacky ist ja jetzt auch schon sehr an den Menschen gewöhnt“, sagt der 47-Jährige. Er ruft das Lämmchen zu sich, wiegt es im Arm und schaut zu, wie sich Blacky erst entspannt und dann einschläft. GRÜSS GOTT!

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FOTOS: SCHOLZ Durstig: Bernhard Tiedeken zieht ein Lämmchen mit der Flasche groß. Alle zwei Stunden muss das Tier gefüttert werden. Gierig saugt es an der Flasche.
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Das Dreiergesp­ann: Bernhard Tiedeken mit Lamm Blacky und Hündin Senta.

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