Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Der wahre Goldesel ist die Bettwanze
Climex Lectularis klingt natürlich viel schlauer als sie in Wirklichkeit ist, handelt es sich doch weder um einen Schachgroßmeister noch einen verblichenen Physiknobelpreisträger, sondern um die gemeine Bettwanze. Wobei gemein doppelt wörtlich zu nehmen ist. Pflegt das Krabbeltier doch mit Vorliebe zu nachtschlafender Zeit seine Opfer zu stechen. Das weit verbreitete Vorurteil, Bettwanzen könnten beißen, stimmt also nicht.
Der Stich des Insekts kann zu Rötungen und Schwellungen der Haut führen, was oft unangenehmem Jucken einhergeht. Bettwanzen sind überaus direkte Tiere, die immer gleich auf den Punkt kommen. Zum Beispiel haben Forscher im Vorfeld der Paarung noch nie ein Werbungsverhalten dokumentieren können. Seriöse Wissenschaftler sprechen von einem überfallsartigen Begattungsritual. Vorspiel Fehlanzeige.
Für gewöhnlich können sich Menschen glücklich schätzen, nicht von Climex Lectularis gestochen zu werden. Außer man ist Amerikaner und Mieter, in dessen Wohnung die Biester den Teppich bewohnen. Dann kann es sein, dass ein Gericht in Los Angeles den gepiesackten Leutchen für die erlittenen Qualen eine Entschädigung zuspricht. Im konkreten Fall 1,6 Millionen Dollar. Wie genau das Gericht auf diese Summe kommt, geht aus dem Urteil nicht hervor. Vielleicht zählt ein Dollar pro Stich, wobei das bei einer vierköpfigen Familie pro Person 533 333 Stiche – Kinder die Hälfte – bedeuten würde. Das wäre in der Tat hart verdientes Geld. Wie Climex Lectularis über die ganzen Sache denkt, bleibt aber unterm Teppich.