Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Drei Kandidaten: Nur einer kommt zur Vorstellun­g

Derzeitige­r Amtsinhabe­r Jörg Seibold präsentier­t sich 50 Zuhörern

- Von Maike Scholz

BLAUBEUREN - 30 Minuten Redezeit, 30 Minuten Fragezeit: Die Uhr in der Blaubeurer Stadthalle tickte. Zur offizielle­n Vorstellun­g der Kandidaten für die Bürgermeis­terwahl in Blaubeuren am Sonntag, 15. April, war nur einer gekommen: Jörg Seibold. Der derzeitige Amtsinhabe­r (parteilos) machte zu Beginn seiner Vorstellun­g auch gleich deutlich: Er will Donald Trump nicht verklagen und auch kein Bundeskanz­ler werden. Er will Bürgermeis­ter von Blaubeuren bleiben. Diese Anspielung war auf die Ziele und Vorhaben der anderen beiden Kandidaten im Rennen um das Amt am Blautopf angelegt. Die beiden Mitbewerbe­r um den Posten – Friedhild Anni Miller und Karl Scherm – waren nicht zur Vorstellun­g in die Stadthalle gekommen. Eine Präsentati­on ihrer Person, die Miller vorab an die Stadtverwa­ltung geschickt hatte, wurde nicht gezeigt. „Kandidaten müssen sich persönlich vorstellen. Das ist in der Gemeindeor­dnung und in der dazu gehörigen Verwaltung­svorschrif­t so vorgesehen“, erklärte der Blaubeurer Hauptamtsl­eiter Reiner Striebel.

50 Zuhörer sind gekommen

Etwa 50 Interessie­rte waren zur Kandidaten­vorstellun­g gekommen. Viele der gestellten Stühle blieben frei. Seibold hoffe allerdings, dass die Wahlbeteil­igung höher ausfalle, die Einwohner Blaubeuren­s die Möglichkei­t dieser speziellen Form der Bürgerbete­iligung nutzen und „möglichst Ihr Kreuzchen für mich setzen“, so der 49-Jährige, der den Rückhalt in seiner Familie betont.

Seibold verknüpfte in seiner Vorstellun­g die ihm wichtige Bürgerbete­iligung mit der Frage nach der Gestaltung von Leben im ländlichen Raum. Seine Formel: wohnen + arbeiten = leben. Bürgerscha­ftliches Engagement lasse sich in viele Bereichen erkennen. Seibold denke da beispielha­ft an die Bürgerstif­tung, an die Sommerbühn­e oder auch an die Ortschafts- und Gemeinderä­te. Die Arbeit im und mit dem politische­n Gremium bereite ihm Freude – auch, wenn Diskussion anstehen. Auch unterschie­dliche Meinungen müssten ausgehalte­n und gelöst werden. Bei Abstimmung­en gehe es nicht um Macht, sondern darum, die Stadt in ihren Planungen voranzutre­iben. Aus Ehrenamt und Hauptamt – 42 Personen arbeiten derzeit für die Stadt Blaubeuren – entstehe ein so genanntes „Wir“. Dieses „Wir“wolle Seibold auch weiter vorantreib­en – als Macher, Impulsgebe­r, Gestalter und mit der richtigen Portion Leidenscha­ft.

Chancen nutzen

„Wir haben in Blaubeuren schon viele Chancen genutzt und neue aufgetan“, meinte das Stadtoberh­aupt. Natürlich sei der Weg nicht immer einfach, sondern auch von Steinen gesäumt gewesen. Seibold denke da an die finanziell­e Situation der Stadt. Maßnahmen wie die temporäre Schließung des Hallenbads seien nötig gewesen. „Projekte müssen finanziell machbar sein. Manchmal müssen auch Einschnitt­e gemacht werden“, regte er an. Ihm seien aber klare Handlungsr­ichtlinien wichtig. Gedanken über Schwerpunk­te seien eine Grundvorau­ssetzung.

Leben im ländlichen Raum lasse sich auch an Bildungs- und Arbeitsmög­lichkeiten fest machen. 75 Erzieher gebe es derzeit in Blaubeuren. Kinder seien die Zukunft und es müsse in die Betreuung investiert werden. Beispiel seien Projekte der Kita-Pusteblume und ein Neubauvorh­aben in Seißen. Weiterführ­end gehe es dann um Schulen. Die Blautopf-Schule soll behinderte­ngerecht gestaltet werden. Gewerbe müsse gestärkt, damit Arbeitsplä­tze erhalten werden und neue entstehen. Aufwachsen und leben: „Hier in Blaubeuren fehlt es an der Tagespfleg­e. Ich halte diese für eine wichtige Ergänzung“, meinte Seibold. Derzeit würden schon Gespräche mit dem Landkreis laufen.

Weitere Themen seien die Innenstadt und der Tourismus. Letztere bilde einen Teilbereic­h, sei natürlich keine umfassende Lösung für den hohen Leerstand im Zentrum Blaubeuren­s. „Wir haben zu wenig Frequenz und wenn, dann sind wir nicht da“, sagte der 49-Jährige. Der Service-Gedanke müsse als Vorteil gesehen und genutzt werden. 100 000 Übernachtu­ngen, 40 000 Besucher im Urgeschich­tlichen Museum: Es gebe gute Ideen und Vorschläge, um die Innenstadt zu stärken, doch Kunden, Händler und die Kommune müssten gemeinsam an einem Strang ziehen. Seibold wolle Alle beteiligen.

Nachfragen aus dem Publikum

Alle Zuhörer waren es dann, die die Möglichkei­t hatten, Fragen an den Kandidaten zu stellen. Zunächst trat eine verhaltene Stille ein, dann wagten sich doch noch einige Bürger vor. Da ging es beispielsw­eise um die Sanierung der Ulmer Straße. Ein letzter Bauabschni­tt ist für das Jahr 2020 vorgesehen. Planungsge­lder sind bereits im Haushalt 2019 verankert. Diskutiert wurde auch der Roßmarkt, den Seibold als „einen Schandflec­k“bezeichnet­e. Der große „städtebaul­iche Entwurf ist uns noch nicht gelungen“, meinte der Bürgermeis­ter. Dennoch sei versucht worden, eine pragmatisc­he Lösung zu finden, um den Ist-Zustand zu verbessern. 47 Parkplätze sollen am Ende vorhanden sein – zehn mehr als derzeit. Um die Parksituat­ion Auf dem Rucken ging es einem weiteren Bürger. Die erachte Seibold jedoch als „Entschleun­igung für den Verkehr“. Es gebe keine Vorschrift, um die Bewohner anzuweisen, dass sie nur eine gewisse Höchstzahl an Autos abstellen dürfen.

Der fließende Verkehr in der Karlstraße wurde ebenfalls angesproch­en. Ein Blaubeurer fragte nach, ob nicht die Möglichkei­t eines Fahrverbot­s am Sonntag bestehe. Es gehe vor allem um den Abschnitt von Beckabeck bis zum Café Kuhn. Für Anlieger könnte die Straße frei bleiben. „Das haben wir mit Blick auf die Umstruktur­ierung der Innenstadt auch schon diskutiert“, sagte Seibold. Gelder für Poller seien im Haushaltsj­ahr 2018 vorgesehen. „Es fehlt noch an der Vereinbaru­ng zum Ob und Wie“, so der Bürgermeis­ter. Ihm sei wichtig, dass im Zuge einer solchen Maßnahme die Verkehrsst­röme funktionie­ren und beispielsw­eise die Webergasse nicht stärker belastet werde. Das sei dann nicht fair.

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FOTO: SCHOLZ Der amtierende Bürgermeis­ter Jörg Seibold hatte 30 Minuten Zeit, um sich vorzustell­en. Die beiden anderen Kandidaten – Friedhild Anni Miller und Karl Scherm – waren nicht in die Stadthalle Blaubeuren gekommen.

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