Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Wer lesen kann, der ist klar im Vorteil
Autorenlesung und Buchgeschenk zum Welttag des Buches bei der Gemeindebücherei Heroldstatt
HEROLDSTATT - Die Gemeindebücherei Heroldstatt feiert den Welttag des Buches und hat zu diesem Anlass am 23. April Geschichtenerzähler Klaus Adam zu einer ungewöhnlichen Autorenlesung für Grundschüler der Klassen drei und vier eingeladen. Auf die Kinder wartet außerdem ein spannendes Buchgeschenk.
Beides soll ein Anreiz zum Lesen und zum Griff nach dem Buch sein. Denn Lesen und Vorlesen ist für Kinder und Eltern heute nicht mehr selbstverständlich. Neue Medien wie Handy, Tablet und Computer rücken verstärkt in den Vordergrund.
Die meisten Grundschüler können zwar lesen, aber nicht flüssig genug, wie wissenschaftliche Studien der „Stiftung Lesen“belegen. Oft verlieren die Kinder nach wenigen Seiten die Geduld und legen ihr Buch wieder zur Seite. Gelingt es jedoch, den Kindern das Lesen schon früh als spannendes Freizeitvergnügen schmackhaft zu machen, fällt ihnen auch das Lernen in der Schule wesentlich leichter – bis hin zu den Textaufgaben in Mathematik.
Klaus Adam ist zu Gast
Autor Klaus Adam nimmt die Kinder mit auf eine Reise in den amerikanischen Westen. Am Ufer des Mississippi, in einer Kleinstadt, lebt Tom Sawyer bei seiner Tante Polly, zusammen mit Stiefbruder Sid. Zufällig werden sie Zeugen eines hinterhältigen Mordes und sind plötzlich mittendrin in einem aufregenden Abenteuer um Leben und Tod. Der Autor liest nicht nur vor, sondern will die Kinder auch mit Elementen aus Zauberei und Theater für eine lebendige Interaktion gewinnen – ein Anreiz zum Lesen.
Das ist das Hauptziel der Gemeindebücherei Heroldstatt, die auf diesem Gebiet sehr aktiv ist: Am Donnerstag, 21. Juni, gibt es eine weitere Autorenlesung mit Rüdiger Bertram und seinem Buch „Coolman und ich“, illustriert mit witzigen Comics. Auch der „Fredericktag“am 18. Oktober ist ein Projekt zur Leseförderung. Dieses Jahr hat die Bücherei wieder das Mitmachtheater Sturmvogel in die Berghalle eingeladen, das schon mehrfach in Heroldstatt aufgetreten ist und die Kinder prächtig unterhielt. 250 Kinderhaus- und Grundschulkinder dürfen sich auf diesen Termin freuen.
Beim Welttag des Buches am 23. April gibt es wie jedes Jahr ein spannendes Buchgeschenk für die Kinder von der „Stiftung Lesen“mit dem Titel „Lenny, Melina und die Sache mit dem Skateboard“von Sabine Zett. Die Kinder sollen nach der Autorenlesung zu Hause weiterlesen. Wichtig ist die Unterstützung durch die Familie. Dabei spielt das Vorlesen eine entscheidende Rolle.
Es motiviert die Kinder das Lesen selbst zu erlernen, auch wenn das Entziffern der Buchstaben zu Beginn anstrengend ist. „Kindern Vorlesen und gemeinsam mit ihnen die Welt der Bücher zu entdecken, ist ein wichtiges Ritual“, sagt Bücherei-Leiterin Lucia Knehr: „Der persönliche Kontakt beim Vorlesen ist durch nichts zu ersetzen.“So interessant Hörbücher, CDs, Filme oder Kindersendungen im Fernsehen sein mögen, Lesen ist und bleibt der entscheidende Zugang zur Bildung: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
Laut Befragungen der „Stiftung Lesen“liest jedoch ein Fünftel der Eltern überhaupt nicht mehr vor, weitere acht Prozent nur selten. Für mehr als jedes zweite Kind gibt es höchstens zehn Kinderbücher im Haushalt, trotz des riesigen Angebots in Bibliotheken. Was früher zum Aufwachsen dazu gehörte – ein Märchen als Gutenachtgeschichte oder ein Bilderbuch zwischendurch – ist heute nicht mehr üblich.
Seit Jahren belegen PISA-Studien daher zunehmende Defizite bei der Lesekompetenz von Kindern in Deutschland. Beispiel aus 2015: Mehr als 16 Prozent der 15-jährigen Schüler und Schülerinnen haben eine sehr schwache Lesekompetenz. Ein Trend, der seit vielen Jahren zu beobachten ist. Die Folgen: Rund 7,5 Millionen Erwachsene sind laut einer Studie von 2011 „funktionale Analphabeten“und können nicht flüssig lesen.