Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Aus für Münsinger Geburtshilfe steht fest
Belegärzte an der Albklinik hören am 4. Mai auf – Infos bei Bürgergespräch am 2. Mai
MÜNSINGEN (sz) - Die Geburtshilfe in der Münsinger Albklinik schließt. „Nachdem in dieser Woche die abschließenden Gespräche mit einem der beiden Belegärzte stattgefunden haben, steht nunmehr leider fest, dass Geburten in der Albklinik in Münsingen aus heutiger Sicht nur noch bis 4. Mai 2018 möglich sind“, teilt das Landratsamt Reutlingen mit. Die Nachsorge werde durch einen der Belegärzte bis zum 9. Mai sichergestellt. Hintergrund ist, dass die beiden Belegärzte der Geburtshilfe wegen der Belastung nicht mehr weiter machen wollen.
Über das weitere Vorgehen informieren der Landkreis Reutlingen und die Kreiskliniken gemeinsam mit der Stadt Münsingen sowie den Hebammen der Albklinik und der Bürgerinitiative bei einem Bürgergespräch am Mittwoch, 2. Mai. Die Bürgerinitiative fürs Münsinger Krankenhaus hatte zuvor bereits verschiedene Vorschläge eingebracht, wie die Geburtshilfe für eine Übergangszeit weitergeführt werden könnte – so lange, bis die vom Land bereits genehmigte Hauptabteilung aufgebaut ist. Denn das machte Antje Buck als Sprecherin der Münsinger Hebammen deutlich: Die Abteilung auch nur für wenige Monate zu schließen, wäre problematisch. Nicht nur, weil werdende Eltern sich in dieser Zeit andere Adressen suchen und womöglich schwer zurückzugewinnen sind.
Mehr als 500 Geburten jährlich
Auch das engagierte Personal – eine der Stärken der Albklinik – käme zu großen Teilen abhanden, wie Antje Buck befürchtet: Viele der Münsinger Hebammen wohnen so weit weg von Reutlingen, dass die versprochene Weiterbeschäftigung dort für sie keine Option ist: „Die suchen sich was anderes.“Was die beiden Gynäkologen geleistet hätten, „das kann sich keiner vorstellen“, betonte Antje Buck: „Das war viel zu viel.“Bei deutlich mehr als 500 Geburten jährlich ist die vom Land vor 20 Jahren noch abgelehnte Hauptabteilung inzwischen bewilligt. Das ist schon Mal die gute Nachricht. Ohne diese Bewilligung stünde die Geburtshilfe durch den angekündigten Abgang der beiden Ärzte ziemlich sicher vor dem Aus. Der Landkreis suche „mit Hochdruck“nach Fachärzten dafür, hatten wie Buck und Der BI-Sprecher Dr. Eberhard Rapp berichtetet. „Realistisches Ziel wäre, Ende des Jahres damit starten zu können“, meinte der BI-Sprecher, der aber dafür plädierte, etwa schon vorher gewonnene Geburtshelfer auf der Stelle einzuspannen. Bei einem zurückliegenden Treffen der Initiative gab es mehrere Vorschläge, wie auf unkonventionelle Weise Geburtshelfer für Münsingen geworben werden könnten. Die Hebammen wollten – zusammen mit schwangeren Frauen von der Alb – gerne über die Medien aktiv werden: „Wir suchen unseren Geburtshelfer!“Andere regten an, Ärzte-Organisationen anzusprechen, die normalerweise Ruheständler in Auslandseinsätze vermitteln. „Das wäre dann statt Lambarene halt Münsingen“, meinte Eberhard Rapp. Junge Fachärzte, die nach der Elternzeit schrittweise wieder einsteigen wollen, wären eine weitere Zielgruppe. Betont wurde aber auch immer wieder das: Geburtshelfer sind rar, einfach wird die Sache nicht werden.
Umso mehr hoffte Rapp darauf, dass die bisherigen Belegärzte wenigstens für kurze Zeit noch dabeibleiben. Dafür wären allerdings nicht nur persönliche, sondern auch strukturelle Hindernisse aus dem Weg zu räumen: Das bisherige Belegarztsystem und die künftig angestrebte Hauptabteilung mit fest angestellten Ärzten dürfen nicht parallel laufen. Diskutiert wurde auch, was in einer Übergangszeit getan werden könnte, um die Geburtshilfe in Münsingen wenigstens auf Sparflamme am Laufen zu halten. Von den Hebammen stamme der Vorschlag, für den Rest vom Jahr für den ganzen Landkreis alle Kaiserschnitte an die Albklinik zu verlagern, die im Voraus geplant und nicht mit einem besonderen Risiko verbunden sind. Andere Überlegungen sahen die Fachfrauen kritisch – die Idee, nur bestimmte Tage für Entbindungen zu öffnen. „Dann stehen die Frauen am falschen Tag halb pressend vor dem Krankenhaus.“