Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Das Fenster ist fertig – aber verhüllt
Festakt im Ulmer Münster am Pfingstsonntag
ULM (köd) - Es ging schneller als gedacht: Bereits am Donnerstag war der Einbau des 13,10 Meter hohen Friedensfensters des Künstlers Thomas Kuzio im Ulmer Münster abgeschlossen. Ein Teppich verhüllt nun das mehr als 200 000 Euro teure und knapp eine Tonne schwere Glaskunstwerk vor den Blicken Neugieriger.
Enthüllt wird das Fenster, an dem Paderborner ansässige GlasmalereiFirma Peters Studios seit neun Monaten arbeitete, am Abend vor dem Pfingstsonntag im Beisein der Spender. Der Festakt selbst wird am Pfingstsonntag im Gottesdienst stattfinden.
Der in Mecklenburg-Vorpommern geborene 59-jährige Kuzio baut mit dem Friedensfenster, das das Symbol der Taube mit dem Ölzweig aus dem ersten Buch Mose umsetzt, die Brücke zwischen dem von Karlheinz Stockhausen 1958 geschaffenen Fenster „Freiheit“, das das 47. US-Infanterie-Regiment gestiftet hatte, und den beiden Weltvollendungs- und Weltgefährdungs-Fenstern von Johannes Schreiter, die 2001 ins Münster kamen. Kuzio komplettiert damit die Fenster der Südseite, indem er sowohl farbliche Teile, die in den anderen Fenstern dieser Seite des Münsters auftreten, als auch das Kreissegment als Gestaltungselement zitiert.
Das Friedensfenster wurde in einer Technik gefertigt, die bereits im Mittelalter verwendet wurde. „Diese Technik ist eng mit dem Sakralbau an sich verbunden“, sagt Glasmalermeister Christoph Sander. Ein Netz aus Bleiruten trennt einerseits die wertvollen mundgeblasenen Farbelemente gegeneinander ab; gleichzeitig verwendet Thomas Kuzio diese Bestandteile aber auch selbst als gestalterische Elemente in seinem Motiv.
Zudem verleihen die Bleiruten dem hohen, schmalen Kirchenfenster Festigkeit. Ein patiniertes Messingprofil um die einzelnen Panele, aus denen das Friedensfenster zusammengesetzt wurde, gibt zusätzlich Stabilität und eine gewissen Beweglichkeit bei Windeinwirkung.
Das Glasfenster, an dem sowohl der Künstler selbst als auch die Glasmaler der Paderborner Firma arbeiteten, befindet sich nun kircheninnenseits hinter einer Schutzverglasung, die zudem für Belüftung sorgt. Damit hat das Kunstwerk eine quasi museale Atmosphäre, sagt Glasmalermeister Christoph Sander. „Sie verlängert die Lebenszeit, und auch Wartung wird dadurch erst später nötig.“