Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Am Fluss wird es bald international
Die elfte Ausgabe des Donaufests in Ulm und Neu-Ulm wirft neun Wochen vor der Eröffnung erste Schatten voraus.
ULM - Um die 350 000 Besucher besuchten vor zwei Jahren nach einer Schätzung der Organisatoren die bislang jüngste Ausgabe des „Internationalen Donaufests“. Bei der elften Ausgabe der vor 20 Jahren Premiere feiernden Großveranstaltung, die am 6. Juli beginnt, sollen es nicht weniger werden. Ein buchdickes Programm auf 100 Seiten mit 150 Veranstaltungen stellten am Donnerstag Ulms Finanzbürgermeister Martin Bendel, Ralph Seiffert, Kulturdezernent in Neu-Ulm, sowie das Team um Sebastian Rihm, den Geschäftsführer des Donaubüros, vor.
Das Herz des zehn Tage dauernden Fests wird wie in den vergangenen Jahren auch der „Markt der Donauländer“an den Ufern in Ulm und Neu-Ulm sein. 65 Kunsthandwerker und 36 Gastronomen sollen zu einem „Schaufenster der Kulturen an der Donau“werden, wie es Marktleiterin Frauke Kazda ausdrückte. Auch wenn es wieder die berühmten Hahnhoden aus Ungarn geben wird: Die Dominanz der Magyaren auf dem Markt sei etwas zurück gedrängt worden. Dafür gebe es etwa mehr aus Österreich. Premiere feiern die Feuerflecken, das alpenländische Pendant zum Flammkuchen. Auf Neu-Ulmer Seite werde eine serbische Bohnensuppe erstmals traditionell über Holzkohle zubereitet.
Im Weindorf gibt es heuer nicht nur Rot, Weiß, Rosé und Sliwowitz sondern auch verschiedene GinKreationen verschiedener Donauländer zu probieren. Ein Drittel der Kunsthandwerk-Anbieter sei neu. Wer will, kann sich im Töpfern sowie Korbflechten probieren oder einer Eier-Künstlerin aus der Ukraine zur Hand gehen. Für viele Besucher beschränkt sich das Donaufest auf kulinarische Genüsse. Dass jedoch weit mehr dahinter steckt, betonte Bendel: „Es ist nicht irgendein Fest sondern ein Beitrag zu europäischen Donaustrategie.“Gerade in Zeiten von Europaskepsis und nationaler Abschottung seien solche Formate internationaler Begegnungen wichtiger denn je. Das Team der Donaufest-Organisatoren, die ein Budget von 960 000 Euro zur Verfügung haben, wovon 550 000 Euro die Doppelstadt übernimmt, wollen diese Begegnungen auf verschiedensten Ebenen ermöglichen. „Europa sind wir“will als Botschaft das Internationale Donaujugendcamp aussenden. 80 Jugendliche treffen sich dieses Jahr, um in allerlei Seminaren Gemeinschaft und nicht zuletzt die politische Bildung zu fördern. 20 Jahre nach der Premiere setzen die Macher des Donaufests um die künstlerischen Leiter Volkmar Clauss, Bernd Leitner und Rainer Markus Walter auf Bewährtes und Neues. Neu ist etwa ein Donau-Varieté, das an zwei Abenden im Juli (7.und 8) im Neu-Ulmer Edwin-Scharff-Haus stattfindet. „Es wird keine Nummern-Revue“, sagt Leitner. Vielmehr ein „sinnlich-spektakuläres“genreübergreifendes Programm mit der Donau im Mittelpunkt. Neu ist auch das „Silent Cinema“, ein „KopfhörerKino“auf der Neu-Ulmer Marktseite. Jeder Gast bekommt seinen eigenen Kopfhörer, was den Vorteil hat, dass sich keine Anwohner beschweren werden. Gezeigt werden freilich Filme mit einem Bezug zur Donau.
Die Donaufest-Fahnen gestalten in diesem Jahr zwei Frauen: Ein Ufer übernimmt die Kroatin Anna Petrovic, das andere die Serbin Bossilijka Zirojevic Lecic.
Neben Kunst, Kultur und Kulinarischem werden politischen Fragen nicht ausgeklammert: Neben einer Fachkonferenz rund um nachhaltige Mobilität an der Donau geht es etwa in einem „Presseclub“um Meinungsfreiheit entlang der Donau und das Ulmer Bündnis gegen Menschenhandel diskutiert am Donnerstag, 12. Juli, um 20 Uhr in der Zentrale der Ulmer Volksbank das Thema Zwangsprostitution.
Die offizielle Eröffnung der elften Ausgabe des Donaufests ist am Freitag, 6. Juli, im Edwin-Scharff-Haus. Ob der Schirmherr, der bayerische Ministerpräsident Markus Söder nach Neu-Ulm kommt, sei noch offen, wie Donaubüro-Chef Rihm sagt.