Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ehingerin will Juso-Chefin im Land werden
Stephanie Bernickel kandidiert für den Vorsitz der SPD-Jugendorganisation
EHINGEN - Die 29-jährige Ehingerin Stephanie Bernickel möchte Vorsitzende der Jusos in Baden-Württemberg werden. Am Dienstag hat die junge Politikerin ihre Kandidatur offiziell gemacht. Der bisherige Vorsitzende Leon Hahn aus Friedrichshafen gibt den Chefposten der SPD-Jugendorganisation im Land nach drei Jahren auf.
Ihr Amt als SPD-Ortsvereinsvorsitzende in Ehingen ruht, damit Stephanie Bernickel mehr Zeit für ihre Kandidatur als Juso-Landesvorsitzende hat. „Seit einem guten halben Jahr ist der Wunsch in mir gereift, dass ich mir das Amt des Landesvorsitzenden vorstellen könnte“, sagt Bernickel, die bereits seit zwei Jahren stellvertretende Landesvorsitzende ist. „So eine Kandidatur ist ein schleichender Prozess. Je tiefer ich in das politische Geschäft als Stellvertreterin eingetaucht bin, desto mehr kam der Wunsch in mir hoch, noch mehr Verantwortung zu übernehmen“, sagt Bernickel, die beruflich als Abteilungsleiterin bei der VolksbankRaiffeisenbank Laupheim-Illertal arbeitet und in Ehingen ihr Abitur gemacht hat.
Dass ihr die Zukunft der SPD am Herzen liegt, beweist die Ehingerin auch durch ihre Mitgliedschaft in der Strukturkommission, die sich die Erneuerung der Sozialdemokraten auf die Agenda geschrieben hat. „Auch wir Jusos in Baden-Württemberg waren mehrheitlich gegen die Große Koalition. Auch ich. Wir haben die Entscheidung aber demokratisch akzeptiert und werden die Große Koalition nun kritisch begleiten“, sagt Bernickel, die sich darüber freut, dass der bundesweite Juso-Chef Kevin Kühnert mit seiner Anti-GroKo-Kampagne die Jugendorganisation der SPD noch bekannter gemacht hat.
Erneuerung der Partei
„Für mich bedeutet Erneuerung einer Partei nicht nur neue Personen. In den vergangenen Jahren haben wir als SPD nicht gewusst, wo wir hinwollen mit der Gesellschaft. Wir als Sozialdemokraten müssen uns vielmehr nun die Frage stellen, welche Visionen die Sozialdemokratie braucht, um Menschen davon zu überzeugen, wieder SPD zu wählen“, betont Bernickel. Und Visionen reifen in der 29-jährigen Ehingerin. „Ich möchte, dass das Land BadenWürttemberg im Jahr 2030 das Bundesland mit dem bezahlbarsten Wohnraum ist. Und ich möchte, dass BadenWürttemberg im Jahr 2030 das Bildungsland Nummer eins ist“, so Bernickel, die betont: „Und deswegen finde ich es nicht gut, dass die grünschwarze Landesregierung die Gemeinschaftsschule klein macht. Das ist das Schulsystem der Zukunft.“Wie es dann aber um die Realschulen stehe, in einer Zukunft voller Gemeinschaftsschulen, sei eine schwierige Frage. „Wir dürfen dieses Thema auch nicht ideologisch betrachten, sondern nach Lösungen suchen. Momentan sind Realschulen wichtige Pfeiler des Schulsystems, wie es in der Zukunft ausschaut, kann ich nicht sagen.“Dafür kann die Ehingerin aber genau sagen, welche Rolle sie den Jusos im Land zuordnet. „Wir Jusos in Baden-Württemberg sind der Motor unserer Landespartei. Wir setzen zukunftsträchtige Themen wie Digitalisierung, eine neue Gerechtigkeit und Europa“, sagt Bernickel, die übrigens die Schwester des SPD-Kreisvorsitzenden Julius Bernickel ist, der mit seinen 18 Jahren der jüngste Kreisvorsitzende der SPD in ganz Deutschland ist.
Fortschrittliche Ideen
Dass die SPD momentan weit weg von einer klassischen Volkspartei ist – das möchte Stephanie Bernickel ändern. „Wir brauchen fortschrittliche Ideen für die Zukunft, müssen digitale Vorreiter sein und Antworten geben“, betont Bernickel, die vor allem in ihrer Heimat, dem ländlich geprägten AlbDonau-Kreis, mehr Wählerstimmen für die SPD erreichen möchte. Nun zählt für Stephanie Bernickel aber vorerst ihr persönlicher Wahlkampf um den Juso-Landesvorsitz. Mit ihr um den Chefposten beworben hat sich bereits Chiara Breiner aus Heidelberg. „Sie ist auch stellvertretende Landesvorsitzende. So ist es eben in der Demokratie, möge die Bessere gewinnen.“