Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Neue Idee für Lärmschutz an der A 8
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Brunner bringt eine halbseitige Einhausung für die Autobahn ins Spiel - Bürgermeister Eisenkolb ist skeptisch
OBERELCHINGEN - Neue Vorschläge zum besseren Lärmschutz für Elchingen sind jüngst vom Bundestagsabgeordneten Karl-Heinz Brunner (SPD) gekommen: Der Politiker machte sich gemeinsam mit Elchinger Bürgern ein Bild von der Situation vor Ort – und brachte eine halbseitige Einhausung der Autobahn brachte als Alternativvorschlag zu Wall oder Wand ein. „Diese Lösung lässt sich auch über notwendige Brücken nahtlos führen und bei Bedarf an der A 7 in Richtung Süden fortsetzen.“Effektiver Lärmschutz, geringer Flächenverbrauch und vertretbare Kosten könnten sich so vereinen lassen, sagte Brunner weiter.
Grenzwerte werden überschritten
Dass die Grenzwerte für Lärm an der Autobahn derzeit nicht nur rechnerisch, sondern auch praktisch erreicht sind, erlebten die Teilnehmer beim Ortstermin hautnah, als die Argumente fast im stetigen Fahrzeuglärm untergingen.
Für den von der Autobahndirektion geplanten Lärmschutzwall wollte sich Brunner nicht begeistern lassen. Der Wall könne die Grenzwerte theoretisch auch nach Fertigstellung nicht einhalten, weshalb für einige Häuser Lärmschutzfester erforderlich seien. Auch müsste der Lärmschutzwall wegen der erforderlichen Straßenquerungen unterbrochen und durch Wände ergänzt werden.
Mit Blick in die Zukunft merkte Brunner an, dass bei einer Verbreiterung der A 7 in Richtung Kempten die Fortführung des Walls planerisch noch nicht erfasst sei. Durch den beabsichtigten Wall werde die Gemeinde Elchingen neben des Lärm einen großen Flächenverbrauch hinnehmen müssen, der zusätzlich noch durch zwei geplante Großparkplätze erhöht werde, erklärte Brunner.
Wie eine Zange umklammern die A 7 und die A 8 die Gemeinde Elchingen, während die Lärmprognosen für die Zukunft nichts Gutes verheißen: Bis zu 93 000 Fahrzeuge pro Tag sind vom Lärmgutachter Alfons Schmalzbauer für das Jahr 2030 errechnet – und diese sollen die ohnehin jetzt schon unerträgliche Geräuschkulisse noch steigern. Als „Lärm-Hotspot“bezeichnet der Fachmann den Ortsteil Oberelchingen: „Nur noch am Mittleren Ring in München ist es lauter“, erklärte Schmalzbauer im vergangenen Jahr bei einem Bürgerinformationsabend der Gemeinde. Hoffnung auf Besserung setzen die lärmgeplagten Oberelchinger derweil auf den geplanten sechsspurigen Ausbau der A 8. Im Zuge der Erweiterung soll auch der damit verbundene Lärmschutz erfolgen.
Doch bereits die Entwürfe der Autobahndirektion treiben den Bürgern die Zornesröte ins Gesicht: Ein gewaltiger Wall von bis zu 20 Metern Höhe ist auf dem Planungspapier verzeichnet. Damit würde der Erdhaufen den ehrwürdigen Kirchturm der Pfarrkirche St. Michael um nur elf Meter unterbieten.
Hinter vorgehaltener Hand spotten Bürger auch schon darüber, dass im Winter Skipisten am „Mount Autobahn“planiert werden könnten. Abgesehen von der monströsen Erhebung im Nordosten der Ortschaft befürchten Anwohner neben dem Flächenverbrauch auch tausende Lastwagen, die über mehrere Jahre die benötigten Erdmassen heranfahren würden.
Wand statt Wall lautet deshalb die Forderung aus Oberelchingen, die über Parteigrenzen hinweg ausgesprochen wird. Auch eine Bürgerinitiative hat sich deshalb gegründet. Auch wurden zahlreiche Einwendungen, unter anderem auch aus dem Rathaus, gegen die Planfeststellung erhoben. Die Gemeinde bezieht sich dabei, ebenso wie die Bürgerinitiative, weitgehend auf ein Gutachten, welches den beabsichtigten Lärmschutz weder für langfristig ausreichend, noch für baulich zweckmäßig ansieht.
„Perfekt, aber teuer“
Den Vorschlag des Bundestagsabgeordneten Brunner bezeichnet Bürgermeister Joachim Eisenkolb als „technisch perfekteste Lösung“. Doch rechnet sich der Elchinger Rathauschef dafür nur geringe Chance aus, wie er sagt: „Die Einhausung der Autobahn ist die teuerste der drei Varianten.“
Stattdessen setzt Eisenkolb auf Gespräche mit der Autobahndirektion - auch wenn die Planungsunterlagen und die damit verbundene Zuständigkeit von dort an die Regierung von Schwaben in Augsburg weitergegeben wurde.
In der vergangenen Woche setzte sich der Bürgermeister dort noch einmal für Wall und Wand ein: „Wenn wir auf die Mauer noch einen Meter drauf bekommen, haben wir in sechs Jahren Verhandlungen schon sehr viel erreicht.“Zudem soll der Wall möglichst nahe an die Fahrbahn gelegt werden, um die Brechungskante des Schalls effektiver zu machen.