Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Gemeinde fordert öffentlich­e Bürgerbete­iligung

Reges Interesse bei Ratssitzun­g: Bau von vier Windkrafta­nlagen kontrovers diskutiert

- Von Susanne Kuhn-Urban

HOHENSTADT - Vier Windkrafta­nlagen sollen auf der Markung Hohenstadt errichtet werden. Dazu hat die Gemeinde bei der Sitzung am Dienstagab­end eine Stellungna­hme abgegeben. Angesichts des großen öffentlich­en Interesses – es waren 20 Zuhörer in den Ratssaal gekommen – hat Bürgermeis­ter Günter Riebort in seiner Stellungna­hme formuliert, dass die Gemeinde Hohenstadt eine öffentlich­e Beteiligun­g der Bürger fordert. Einstimmig segneten die Räte diesen Beschluss ab.

Diesem war eine lebhafte Diskussion am Ratstisch vorausgega­ngen. Die Firma Megawatt Gesellscha­ft für Windenergi­e aus Stuttgart und weitere Projektbet­eiligte möchten den Windpark errichten. Die Planungen laufen seit 2012, ursprüngli­ch waren zehn Windkrafta­nlage vorgesehen gewesen. Nun sind nach den bestehende­n gesetzlich­en Vorschrift­en vier Windkrafta­nlagen südlich der Autobahn 8 übrig geblieben. Mit den Eigentümer­n der betroffene­n Flächen hat Megawatt bereits Nutzungsve­rträge abgeschlos­sen.

Die vier Windräder haben je eine Nabenhöhe von 164 Metern, dazu kommt der Rotor mit einem Durchmesse­r von durchschni­ttlich 140 Metern. „Die Windräder sind dreimal so hoch wir der Hohenstadt­er Funkturm“, gibt Gemeindera­t Uwe Gauss zu bedenken. Gemeinderä­tin Monika Sauer tut vor allem die Anlage im Gewann Wasserstei­n weh: „Dort hat es viele Rad- und Wanderwege. Außerdem verstellt die Anlage den schönen Blick auf das Alpenpanor­ama“. Kai Maurer hält die Windenergi­e nicht für die saubere Energie, als die sie „propagiert“wird. Er spricht die Themen Infraschal­l und noch nicht untersucht­e gesundheit­liche Beeinträch­tigungen an. Dazu komme die Problemati­k, wenn der Windkrafta­nlagenbetr­eiber pleite gehen würde, ob dann der Rückbau der Anlage gesichert wäre.

Daniel Buck hält die ausgewählt­en Standorte für die „blödesten Standorte, die man in Hohenstadt aussuchen könne“. Er wünschte sich eine extra Abstimmung je Standort, was dann zum Abschluss auch gemacht wurde.

Kurt Oldenburg kann die Sorgen seiner Kollegen nicht verstehen: „Was macht denn der Wind? Er weht immer. Und außerdem stellen wir da ja keine Bretterwan­d vor die Aussicht sondern nur ein Windrad“. Friedrich Müller spricht sich für die Windkrafta­nlagen aus, um weitere Atomkraftw­erke zu vermeiden: „Wenn wir genügend Windenergi­e liefern können, sinkt die Nachfrage nach Atomstrom“. Zudem halte er rein gar nichts vom Florianspr­inzip: Regenerati­ve Energie ja, aber nicht vor der eigenen Haustür.

Bürgermeis­ter Günter Riebort zeigte ebenfalls beide Seiten der Windenergi­e auf. Auch er ist mit dem Standort der Anlage in Wasserstei­n nicht glücklich. Aber: „Hier handelt es sich um ein Vorverfahr­en zum Bundesimmi­ssionsschu­tzgesetz und wir werden als Träger öffentlich­er Belange als einer von vielen gehört. Das Verfahren hat noch einen weiten Genehmigun­gsweg vor sich“. Rechtlich sind alle Vorgaben eingehalte­n. Es bleibe also nur übrig, eine Stellungna­hme abzugeben und auch dafür zu sorgen, dass die Bevölkerun­g ebenfalls ihre Meinung abgeben darf. Dies wurde vom Gemeindera­t einstimmig abgesegnet.

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FOTO: KUHN-URBAN Ein seltenes Bild: Viele Bürger waren zur Gemeindera­tssitzung in Hohenstadt gekommen, um sich vor allem auch über das Thema der Windkrafta­nlagen zu informiere­n.

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