Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Sichtschutzwände gegen Gaffer kommen später
Einsatzbereit ab Herbst – Bayern testet schon
RAVENSBURG - Auf Autobahnen in Baden-Württemberg sollen nach schweren Unfällen Sichtschutzwände gegen Gaffer zum Einsatz kommen. Noch im Januar hieß es aus dem Ministerium, dass das Projekt Mitte des Jahres starten soll. Doch die Umsetzung verzögert sich. In den Autobahnmeistereien wolle man mit allen Sichtschutzsystemen bis spätestens zum Ende des dritten Quartals 2018 einsatzbereit sein, teilte das Verkehrsministerium auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“mit.
Noch nicht geregelt sei zudem, welches Sichtschutzsystem für die Autobahnen im Südwesten eingesetzt werden soll. Die Ausschreibung selbst läuft derzeit noch, heißt es aus dem Ministerium. Eine Entscheidung soll bis Ende Juli fallen. Denkbar wären beispielsweise aufstellbare Wände oder eine unter anderem in Tettnang produzierte Variante einer aufblasbaren Gafferschutzwand.
Pilotversuche auf A 6 und A 9
In Bayern kommen Sichtschutzwände gegen Gaffer bei schweren Unfällen auf Autobahnen schon zum Einsatz. Seit August 2017 werden sie in den Bereichen der Autobahnmeistereien in Herrieden (A 6) und Münchberg (A 9) getestet. Die Wände seien bislang in etwa zehn Fällen eingesetzt worden, teilt das Verkehrsministerium in München auf Anfrage mit. Der Pilotversuch läuft bis Ende 2018. Danach soll entschieden werden, ob die Aktion auf weitere Regionen ausgeweitet wird. Erste Erfahrungen zeigten, dass sich Rettungskräfte hinter Sichtschutzwänden sicherer fühlen würden.
Im Polizeipräsidium Ulm befürwortet man die Pläne für BadenWürttemberg. „Sichschutzwände sind bei schweren Unfällen sehr wichtig“, sagt Sprecher Uwe Krause. Allerdings hätten die Einsatzkräfte unmittelbar nach dem Eintreffen bei einem schweren Unfall andere Dinge zu tun, als die Wände zu installieren. Doch speziell bei länger dauernden Unfallszenarien könnten die Wände helfen, auch um beispielsweise Auffahrunfälle auf der Gegenfahrbahn durch Schaulustige zu vermeiden.
So auch Mitte Mai. Damals hatte ein tödlicher Unfall auf der A 8 die Sensationsgier zahlreicher Gaffer geweckt. Diese erreichte eine neue Dimension, als Autofahrer auf der Gegenfahrbahn eine Panne simulierten, um besser gaffen zu können. Auch ein Familienvater war damals negativ aufgefallen – er hatte im Beisein seiner Kinder den tödlichen Unfall auf seinem Smartphone gefilmt.