Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Sonne, Mond und Sterne“gehen auf
Liederkranz Donnstetten lässt bei Jubiläumskonzert Kantate von Peter Schindler erklingen
RÖMERSTEIN - An ein besonderes Werk hat sich der Liederkranz Donnstetten bei seinem Jubiläumskonzert am Samstagabend in der Donnstetter Festhalle gewagt. Der Gesangsverein, der sein 175-jähriges Bestehen feierte, führte die szenische und dramatische Kantate „Sonne, Mond und Sterne“nach der Musik von Peter Schindler auf. Alle Chöre des Liederkranzes – bis auf den Kinderchor – waren in den Konzertabend eingebunden und meisterten ihre Auftritte mit Bravour. Die Chöre um Chorleiterin Martina Sturm boten eine reife und überzeugende Leistung. Der gebührende Beifall des Publikums war ihnen sicher.
Zum Festakt „175 Jahre Liederkranz Donnstetten“trug zunächst der gut gelaunte Männerchor unter der Leitung von Hans Rommel die Lieder „Das Ringlein“und „Das Heckenröslein“vor. Alle Chöre des Jubelvereins sangen das Lied „Gesang verschönert das Leben“.
Dann folgte die Aufführung der szenischen Kantate: Zunächst waren alle Chöre mit den Liedern „O Ewigkeit“und „Der Augenblick ist mein“zu hören. Der Vers „O Ewigkeit, o Ewigkeit! Wie lang bist du, o Ewigkeit“erklang. Ernst und getragen hoben Chor und Klavierbegleitung im Eingangslied an, darüber und über den Wimpernschlag des irdischen Daseins nachzudenken. Die Sängerschar schlenderte dann im nächsten Augenblick der Unendlichkeit entgegen mit „Der Augenblick ist mein“.
Von Lebenslust, Liebe und Tod
Ein Leitthema Zeit und Ewigkeit in Peter Schindlers Liederzyklus ist damit gesetzt. Die anderen Themen kreisen dann um Lebenslust und Tod, und ganz besonders um die Liebe in all ihren Ausprägungen: Liebe, die schmerzlich sein kann und unerwidert bleibt, betört oder bedrängt, die Freude und Erfüllung bringt, aber auch Schmerz und Pein. Im Wechsel präsentierten sich in der Kantate alle Chöre des Liederkranzes: so der Chor Intakt, der Gemischte Chor oder der Männerchor.
Mit souveräner Hand leitete Dirigentin Martina Sturm ihre Chöre durch den Liederzyklus, der immer wieder von Zwischenansagen – meist humoristischer Art – ergänzt wurde. Zunächst traten Karl Bächle und Erhard Widmaier mit Zylinder ans Mikrophon und sinnierten über die Ewigkeit und das Eheleben. Dann trug Horst Mall passende und nachdenklich stimmende Gedanken zu den Liedern vor.
Peter Schindler aus Altensteig bei Calw komponierte über mehrere Jahre hinweg an der Kantate für Solisten, Chor, Orchester, Schlagzeug und Klavier. „Sonne, Mond und Sterne“vereint Texte aus fünf Jahrhunderten von bedeutenden Dichtern deutscher Wortkunst, aber auch viele Texte aus der Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“. Im Jahr 2009 wurde die Kantate mit Klavier und Schlagwerk in Heidelberg uraufgeführt, 2012 erfolgte in Stuttgart die Uraufführung mit Orchester.
Die volkstümliche Gedichtsammlung „Des Knaben Wunderhorn“ist eine Fundgrube für derlei Motive. Schindler hat sie mit anderen Versen aus fünf Jahrhunderten vereint, die einen Zyklus bilden. Im Reigen der Lieder sind Gryphius und Goethe, Heine, Herder und Hoffmann von Hoffmannswaldau, Paul Fleming und Karoline von Günderrode verbunden, mit Texten, die auch heute noch aktuell sind, weil vieles im Leben einem ewigen Kreislauf unterliegt.
„Was ist die Welt“und „Gedanken über die Zeit“waren weitere Lieder, die um das Leitthema „Ewigkeit“kreisten, ehe ernstere wie humorvolle Beiträge aus der deutschen Literatur folgten. Einen interessanten Bogen spannt Komponist Peter Schindler etwa von dem barocken Choral „Wer da will der Liebe leben“über Volkslieder wie „Es tanzten zwei Gesellen“, „Es blies ein Jäger wohl“bis hin zu poppigen und jazzigen Stücken. Zwischendurch wird der Zuhörer an Orffs „Carmina Burana“und an Moritaten erinnert. Lieder etwa wie „Zärtlich, fröhlich“, „Beim Heuen“, „Auf den Mund“, „Du eine Klage“, „Hüt du dich“, „Ergo bibiamus“zeugten vom Leben im Alltag.
Zurück zur „Ewigkeit“
Nach seinem Streifzug durch das facettenreiche Leben führt Komponist Schindler zurück auf den großen Rahmen Zeit und Ewigkeit und lässt in den Schlussliedern wissen: Zeit ist unumstößlich und der Menschen Zeit ist begrenzt. Dem Schlussgedicht von Manfred Dolde folgte erneut das Lied „O Ewigkeit“aller Chöre als Klammer der szenischen Kantate „Sonne, Mond und Sterne“.
So war das schöne und gelungene Jubiläum überschrieben, entsprechend war die Festhalle auch dekoriert. Das vielseitiges Kaleidoskop mit einem breiten Stilmix haben die Sängerinnen und Sänger aus Donnstetten sehr gut in Szene gesetzt und verdienen ein dickes Kompliment. Am Keyboard begleiteten souverän Michael Holder und an den Percussion-Instrumenten Stefan Hofele.