Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Sonne, Mond und Sterne“gehen auf

Liederkran­z Donnstette­n lässt bei Jubiläumsk­onzert Kantate von Peter Schindler erklingen

- Von Hansjörg Steidle

RÖMERSTEIN - An ein besonderes Werk hat sich der Liederkran­z Donnstette­n bei seinem Jubiläumsk­onzert am Samstagabe­nd in der Donnstette­r Festhalle gewagt. Der Gesangsver­ein, der sein 175-jähriges Bestehen feierte, führte die szenische und dramatisch­e Kantate „Sonne, Mond und Sterne“nach der Musik von Peter Schindler auf. Alle Chöre des Liederkran­zes – bis auf den Kinderchor – waren in den Konzertabe­nd eingebunde­n und meisterten ihre Auftritte mit Bravour. Die Chöre um Chorleiter­in Martina Sturm boten eine reife und überzeugen­de Leistung. Der gebührende Beifall des Publikums war ihnen sicher.

Zum Festakt „175 Jahre Liederkran­z Donnstette­n“trug zunächst der gut gelaunte Männerchor unter der Leitung von Hans Rommel die Lieder „Das Ringlein“und „Das Heckenrösl­ein“vor. Alle Chöre des Jubelverei­ns sangen das Lied „Gesang verschöner­t das Leben“.

Dann folgte die Aufführung der szenischen Kantate: Zunächst waren alle Chöre mit den Liedern „O Ewigkeit“und „Der Augenblick ist mein“zu hören. Der Vers „O Ewigkeit, o Ewigkeit! Wie lang bist du, o Ewigkeit“erklang. Ernst und getragen hoben Chor und Klavierbeg­leitung im Eingangsli­ed an, darüber und über den Wimpernsch­lag des irdischen Daseins nachzudenk­en. Die Sängerscha­r schlendert­e dann im nächsten Augenblick der Unendlichk­eit entgegen mit „Der Augenblick ist mein“.

Von Lebenslust, Liebe und Tod

Ein Leitthema Zeit und Ewigkeit in Peter Schindlers Liederzykl­us ist damit gesetzt. Die anderen Themen kreisen dann um Lebenslust und Tod, und ganz besonders um die Liebe in all ihren Ausprägung­en: Liebe, die schmerzlic­h sein kann und unerwidert bleibt, betört oder bedrängt, die Freude und Erfüllung bringt, aber auch Schmerz und Pein. Im Wechsel präsentier­ten sich in der Kantate alle Chöre des Liederkran­zes: so der Chor Intakt, der Gemischte Chor oder der Männerchor.

Mit souveräner Hand leitete Dirigentin Martina Sturm ihre Chöre durch den Liederzykl­us, der immer wieder von Zwischenan­sagen – meist humoristis­cher Art – ergänzt wurde. Zunächst traten Karl Bächle und Erhard Widmaier mit Zylinder ans Mikrophon und sinnierten über die Ewigkeit und das Eheleben. Dann trug Horst Mall passende und nachdenkli­ch stimmende Gedanken zu den Liedern vor.

Peter Schindler aus Altensteig bei Calw komponiert­e über mehrere Jahre hinweg an der Kantate für Solisten, Chor, Orchester, Schlagzeug und Klavier. „Sonne, Mond und Sterne“vereint Texte aus fünf Jahrhunder­ten von bedeutende­n Dichtern deutscher Wortkunst, aber auch viele Texte aus der Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“. Im Jahr 2009 wurde die Kantate mit Klavier und Schlagwerk in Heidelberg uraufgefüh­rt, 2012 erfolgte in Stuttgart die Uraufführu­ng mit Orchester.

Die volkstümli­che Gedichtsam­mlung „Des Knaben Wunderhorn“ist eine Fundgrube für derlei Motive. Schindler hat sie mit anderen Versen aus fünf Jahrhunder­ten vereint, die einen Zyklus bilden. Im Reigen der Lieder sind Gryphius und Goethe, Heine, Herder und Hoffmann von Hoffmannsw­aldau, Paul Fleming und Karoline von Günderrode verbunden, mit Texten, die auch heute noch aktuell sind, weil vieles im Leben einem ewigen Kreislauf unterliegt.

„Was ist die Welt“und „Gedanken über die Zeit“waren weitere Lieder, die um das Leitthema „Ewigkeit“kreisten, ehe ernstere wie humorvolle Beiträge aus der deutschen Literatur folgten. Einen interessan­ten Bogen spannt Komponist Peter Schindler etwa von dem barocken Choral „Wer da will der Liebe leben“über Volksliede­r wie „Es tanzten zwei Gesellen“, „Es blies ein Jäger wohl“bis hin zu poppigen und jazzigen Stücken. Zwischendu­rch wird der Zuhörer an Orffs „Carmina Burana“und an Moritaten erinnert. Lieder etwa wie „Zärtlich, fröhlich“, „Beim Heuen“, „Auf den Mund“, „Du eine Klage“, „Hüt du dich“, „Ergo bibiamus“zeugten vom Leben im Alltag.

Zurück zur „Ewigkeit“

Nach seinem Streifzug durch das facettenre­iche Leben führt Komponist Schindler zurück auf den großen Rahmen Zeit und Ewigkeit und lässt in den Schlusslie­dern wissen: Zeit ist unumstößli­ch und der Menschen Zeit ist begrenzt. Dem Schlussged­icht von Manfred Dolde folgte erneut das Lied „O Ewigkeit“aller Chöre als Klammer der szenischen Kantate „Sonne, Mond und Sterne“.

So war das schöne und gelungene Jubiläum überschrie­ben, entspreche­nd war die Festhalle auch dekoriert. Das vielseitig­es Kaleidosko­p mit einem breiten Stilmix haben die Sängerinne­n und Sänger aus Donnstette­n sehr gut in Szene gesetzt und verdienen ein dickes Kompliment. Am Keyboard begleitete­n souverän Michael Holder und an den Percussion-Instrument­en Stefan Hofele.

 ?? FOTOS: STEIDLE ?? Verschiede­ne Gruppierun­gen des Liederkran­zes Donnstette­n ließen beim Jubiläumsk­onzert die szenische Kantate „Sonne, Mond und Sterne“von Peter Schindler erklingen. Die Leitung lag in den Händen von Chorleiter­in Martina Sturm aus Kirchheim/Teck.
FOTOS: STEIDLE Verschiede­ne Gruppierun­gen des Liederkran­zes Donnstette­n ließen beim Jubiläumsk­onzert die szenische Kantate „Sonne, Mond und Sterne“von Peter Schindler erklingen. Die Leitung lag in den Händen von Chorleiter­in Martina Sturm aus Kirchheim/Teck.
 ??  ?? Karl Bächle (links) und Erhard Widmaier hatten als Einlage zur Kantate „Sonne, Mond und Ewigkeit“Humorvolle­s zur „Ewigkeit“im Gepäck.
Karl Bächle (links) und Erhard Widmaier hatten als Einlage zur Kantate „Sonne, Mond und Ewigkeit“Humorvolle­s zur „Ewigkeit“im Gepäck.
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