Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ein gutes Storchenjahr im Federseegebiet
Weißstorch-Beauftragter Rainer Deschle hat jede Menge zu tun – Tiere werden beringt
BAD BUCHAU (sz) - Alle Hände voll zu tun hat derzeit Rainer Deschle. Als Weißstorch-Beauftragter des Regierungspräsidiums Tübingen ist der Diplombiologe auch für das Beringen der Weißstörche im Federseegebiet zuständig. Bad Buchau, Alleshausen und Oggelshausen standen auf dem Dienstplan zu dem auch die Feuerwehr mit der Drehleiter anrückte.
Im Korb der Drehleiter fährt Deschle zu den Nestern hinauf. Der Altstorch bleibt beim Nachwuchs so lange es geht bevor er laut klappernd das Nest verlässt und aus der Ferne die Sache aufgeregt beobachtet. Die Jungstörche im Nest selbst verfallen bei Gefahr sofort in die sogenannte Akinesie, eine schützende Starre. Diese kommt aber dem Storchenbeauftragten bei seiner Arbeit nur zugute. Ungestört können die Jungstörche schnell und sicher gewogen werden und die Ringe angebracht werden. Nach wenigen Minuten ist alles vorbei und schon beim Zurückfahren der Drehleiter landet einer der Altstörche wieder im Nest.
Im Bad Buchauer Nest trifft Deschle drei Wonneproppen, alle etwas über dreieinhalb Kilogramm, an. Im Nest der Hofstelle Schmid in Oggelshausen hat es dieses Jahr mit dem Nachwuchs leider nicht geklappt. Dafür sind im Nest auf dem Schullandheim gleich vier Junge mit einem Gewicht von 2550 Gramm bis 3900 Gramm. Bevor die Fahrt nach Alleshausen weitergeht, wird in Tiefenbach ein Halt eingelegt. Die Tiefenbacher haben gleich drei Storchennester mit insgesamt sieben Jungtieren, freut sich Bürgermeister Müller. Allerdings sind die alle noch etwas zu klein zum Beringen, das soll in etwa einer Woche soweit sein. Aber dass die Tiefenbacher noch nicht so groß sind, passt Deschle ins Konzept. Im Gepäck hat er ein Storchenwaisenkind aus Emerkingen, das von der Größe her zu den Tiefenbacher Jungstörchen passt. Deschle legt den Emerkinger Jungstorch in eines der Nester und hofft, dass die Tiefenbacher Storchenfamilie den Neuzugang aufnimmt. Das wird sich spätestens bei der Beringung zeigen. Im Nest auf der Alleshausener Kirche sind drei Junge, alle um die drei Kilo und mehr, zu beringen. Im Kanzacher Nest waren es anfangs vier Junge, davon fiel eines aus dem Nest und war nicht mehr zu retten.
Betzenweiler erhofft Nachwuchs
Betzenweiler sei noch in freudiger Erwartung, meint Bürgermeister Rehm lachend. Gefühlsmäßig müsste ein Nachwuchs im Nest sein, aber zu sehen sei noch nichts. Wenn dann demnächst die restlichen Jungstörche beringt sind, so Deschle, habe er allein im Federseegebiet um die zwanzig Sörche, vielleicht sogar noch einige mehr, beringen können. Das sei doch ein wirklich gutes Storchenjahr, zumal der Storch mit eines der liebsten „Haustiere“in Oberschwaben sei.