Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Es läuft gut
Federer bringt sich für Wimbledon in Form
STUTTGART (SID/dpa) - Roger Federer riss beide Arme in die Luft und lief breit grinsend in Richtung Netz. Mit einer Machtdemonstration im Finale gegen den Kanadier Milos Raonic hat der nimmermüde 36-Jährige aus der Schweiz erstmals das Rasentennisturnier in Stuttgart gewonnen. Die bedrohliche Botschaft an die Konkurrenz war eindeutig: Federer ist bereits jetzt in Wimbledon-Form. Der Publikumsliebling schlug den Aufschlagriesen Raonic mit 6:4, 7:6 (7:3) und feierte seinen 98. Titel auf der ATP-Tour.
„Jeder Titel auf Rasen ist speziell. Das erste Mal in Stuttgart zu gewinnen, ist ein Traum. Ich habe die letzten Jahre hart dafür gekämpft. Jetzt ist es endlich der Fall“, sagte Federer. „Dieser Titel hat mir noch gefehlt. Es ist absolut perfekt gelaufen die Woche.“
Federer zeigte gegen den Wimbledon-Finalisten von 2016 starke Returns und Passierschläge. Im ersten Satz gelang ihm vor den Augen seines eigens zum Finale angereisten Vaters Robert bereits im zweiten Aufschlagspiel von Raonic das entscheidende Break; im Tiebreak bewies er – wie am Vortag beim 6:7 (2:7), 6:2, 7:6 (7:5) im Halbfinale gegen Nick Kyrgios aus Australien – Nervenstärke. Zudem brillierte er mit beeindruckenden Returns. Und das gegen Raonic, der in Stuttgart zuvor weder einen Satz noch ein Aufschlagspiel verloren hatte.
Bereits mit der Finalteilnahme am Weissenhof hatte Federer die Rückkehr an die Spitze der Weltrangliste perfekt gemacht. Von diesem Montag an geht der 20-malige Major-Gewinner in seine 310. Woche als Nummer 1; er verbringt sie bei den Gerry Weber Open im westfälischen Halle, wo er seinen zehnten (!) Titel einfahren könnte. Nur wenn ihm das gelingt, startet Roger Federer auch am 2. Juli in Wimbledon als Branchenbester – sein nächstes Ziel: „Das ist das Nonplusultra auf der Tour. Wenn du der Beste bist, ist das ganz speziell.“
Und erfordert einen vollen Akku: Noch am Sonntag nach dem Stuttgarter Endspiel fuhr Roger Federer deshalb zurück in die Schweiz. Heim zu seiner Frau Mirka, den Zwillingsmädchen Charlene Riva und Myla Rose (neun Jahre) und ihren Brüdern Leo und Lenny (vier Jahre). Durchschnaufen, den Kopf frei bekommen. Für die kommenden Aufgaben: „Es ist schön, noch Ziele zu haben. Ich spiele für mein Leben gern Tennis. Wenn ich nur noch erste Runde verlieren würde, wäre es besser, aufzuhören.“
„Aber“, sagte Roger Federer dann noch und lächelte, „ es läuft ja gut.“
Die erfolgreichsten Titelsammler in der Geschichte des Profitennis: 1. Jimmy Connors (USA) 109 Titel 2. Roger Federer ( Schweiz) * 98 3. Ivan Lendl ( Tschechoslowakei/ USA) 94 4. Rafael Nadal ( Spanien) * 79 5. John McEnroe (USA) 77 6. Novak Djokovic ( Serbien) * 68 12. Boris Becker ( Leimen) 49 (* = noch aktiv)