Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Acht Minuten, um Leben zu retten
Die Feuerwehr Merklingen bereitet sich auf Prüfung für Leistungsabzeichen vor.
MERKLINGEN - „Person gerettet. Wird von uns betreut. In der Garage brennt ausgelaufener Kraftstoff. Schaumeinsatz vorbereitet. Zwei Trupps, vier Pressluftatmer, ein CRohr im Einsatz. Angeforderter Rettungswagen noch nicht eingetroffen“, tönt es vom Nebengelände der Freiwilligen Feuerwehr Merklingen. Jeder Handgriff muss sitzen, jede Meldung an die Leitstelle präzise formuliert sein und die Zeit stimmen: Zwölf Feuerwehrmänner bereiten sich auf die Prüfung für das Leistungsabzeichen in Gold vor. Diese findet am 6. und 7. Juli in Rißtissen statt.
Vorbereitung seit Februar
Bereits im Februar hat die Gruppe mit den umfangreichen Vorbereitungen begonnen. Die simulierten Szenarien sind klar, werden immer wieder durchgegangen, eingeprägt, Abläufe beschleunigt. Hinzu kommt die Theorie. Manfred Weberruß ist Gruppenführer. Der Oberbrandmeister und ehemalige Kommandant ist stolz auf seine Truppe, spornt sie immer wieder dazu an, besser zu sein. „Es wird neben einer Theorieprüfung eine Prüfung im Bereich Brandbekämpfung und eine für technische Hilfeleistung geben“, erklärt er. Dabei sei genauestens vorgegeben, welcher Schritt in welcher Zeit absolviert werden muss.
Die Feuerwehrmänner treten an. Der Gruppenführer gibt erste Anweisungen. Ein erster Trupp gliedert sich aus, läuft zum Löschfahrzeug und rüstet sich als Atemschutzgeräteträger aus. Sobald die Ausrüstung sitzt, geht es zurück zur Gruppe. Meldung wird gemacht. Die Zeit läuft mit. Maximal acht Minuten haben die Feuerwehrmänner, um das komplette Übungsszenarium zu absolvieren. Darunter zwei Minuten, um sich mit Atemschutz auszurüsten. Die Merklinger sind schnell. Nach 1,27 Minuten stehen sie parat. Der nächste Schritt wird eingeleitet. Es gilt, eine Person über Steckleiter aus einer simuliert brennenden Garage zu retten. Kraftstoff ist ausgelaufen. Schaum kommt zum Einsatz. Zwischendurch wird die Situation der Leitstelle gemeldet. Endzeit: 7,37 Minuten. „Das ist ordentlich“, so Weberruß und weiß aber doch: Bei der Prüfung kommt noch die Aufregung hinzu. Schnell kann dann auch mal etwas unerwartet passieren und die Zeit „rennt sozusagen davon“.
Bei der zweiten Übung geht es um die technische Hilfeleistung. Eine Person muss aus einem Auto gerettet werden. Hydraulisches Gerät wird benötigt. Die Einsatzstelle wird zudem abgesichert und beleuchtet. Der simuliert Verletzte wird erst versorgt und mit einer Trage aus dem Gefahrenbereich gebracht. Eine Löschwasserversorgung wird vorsorglich aufgebaut. Endzeit: 6,35 Minuten. Auch dafür hätten die ehrenamtlichen Einsatzkräfte in der Prüfung insgesamt acht Minuten Zeit.
Immer wieder trainieren
Die Feuerwehrmänner klatschen ab. Sie sind zufrieden, doch es geht gleich weiter. Immer wieder werden beide Szenarien geübt. Dann stehen noch 90 Fragen beim theoretischen Teil an. Meist kommen die zwölf Teilnehmer samstags oder sonntags zum Üben zusammen. Sie sind mittlerweile ein eingespieltes Team. Mit dabei ist auch ein Nellinger Feuerwehrmann. Kein Problem für die Gruppe, denn auch im Einsatz muss die Abstimmung unterschiedlicher Wehren funktionieren. Umso besser sei die gemeinsame Übung. Kameradschaft sei wichtig, über die eigenen Gemeindegrenzen hinaus.
Das Leistungsabzeichen in drei Stufen – in Bronze, Silber und Gold – habe durchaus seinen Sinn, so Manfred Weberruß. „Es gilt in ganz BadenWürttemberg, damit Grundvoraussetzungen sitzen und einheitlich sind“, erklärt der Oberbrandmeister. Der heute 53-Jährige trat mit 17 Jahren in den aktiven Dienst und weiß: Beim Einsatz geht es um Sekunden. Die ehrenamtlichen Kräfte müssen sich zu 100 Prozent aufeinander verlassen können und Abläufe sitzen, um bestmöglich Hilfe leisten zu können.
Weitere von den Übungsszenarien gibt es im Internet unter
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