Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Rebic schießt Messi an den Abgrund
Argentinien nach Torwart-Patzer vor dem Aus – Kroatien erreicht das Achtelfinale
NISCHNI NOWGOROD (SID) - Als der Schlusspfiff ertönt war, ging Lionel Messi mit versteinerter Miene als Erster schnurstracks in die Kabine. Der Frankfurter Pokalheld Ante Rebic (53.), Zauberfuß Luka Modric (80.) und der ehemalige Schalker Ivan Rakitic (90.+1) haben den Superstar bei der WM in Russland an den Rand des Abgrunds und Kroatien vorzeitig ins Achtelfinale geschossen. Das abgebrühte „Team Bundesliga“demütigte Argentinien und seinen weitgehend unsichtbaren „Floh“mit 3:0 (0:0).
„Es war ein perfektes Spiel. Das können wir jetzt genießen“, zeigte sich Modric im ZDF zufrieden: „Es war ein toller Abend. Wir sind in der nächsten Runde, das war unser erstes Ziel. Die argentinische Zeitung „Ole“klagte dagegen nur Sekunden nach dem Spiel auf ihrer Internetseite: „Ritter der Verzweiflung. Argentinien zerfällt in Stücke.“Nach dem 1:1 zum Auftakt gegen Island muss der Vize-Weltmeister sein letztes Gruppenspiel gegen Nigeria am Dienstag voraussichtlich hoch gewinnen, um noch eine Chance auf den Einzug in die K.o.-Runde zu haben. Argentinien war zuletzt 2002 in der Vorrunde gescheitert. Die Kroaten, die mit neun ehemaligen oder aktuellen Spielern aus der Bundesliga im Kader besetzt sind, stehen bei ihrer sechsten WM-Teilnahme erstmals seit ihrer Premiere 1998 wieder im Achtelfinale – und: Sie mausern sich nach zwei souveränen Siegen zunehmend zu einem Geheimfavoriten.
Ein nägelkauender Diego Maradona verfolgte mit ausdrucksloser Miene auf der Tribüne, wie einer seiner Landsleute das drohende Unheil für Argentinien noch beschleunigte: Ein schlimmer Fehler von Torhüter Wilfredo Caballero, dessen Chip zu einem Mitspieler dramatisch verunglückte, verhalf Rebic zum Treffer. Rebic hatte beim Sieg der Eintracht im DFB-Pokalfinale gegen Bayern München (3:1) zwei Tore erzielt.
Messi ohne Bindung zum Spiel
Beim fast verzweifelten Drängen auf den Ausgleich verhinderte der ehemalige Schalker Ivan Rakitic vor 43 319 Zuschauern in Nischni Nowgorod den Ausgleich durch Messi (64.), der wenigstens in der letzten halben Stunde aktiver und sichtbarer war. Kroatien blieb derweil durch Konter gefährlich – Modric krönte die gute Leistung seiner Mannschaft. Rakitic (86.) traf noch die Latte und kurz darauf gegen völlig desolate Argentinier ins Tor.
Argentinien hatte mit einer Dreierkette begonnen und versucht, sofort Druck zu machen. Das Vorhaben wäre beinahe grandios gescheitert, als Ivan Perisic (5.) plötzlich im Strafraum auftauchte, Caballero aber gerade noch mit dem linken Arm zur Ecke abfälschen konnte.
Messi wurde selbstverständlich gesucht von seinen Mitspielern, fand aber keine Bindung zum Spiel. Er ließ sich ins Mittelfeld zurückfallen, um besser angespielt werden zu können, doch auch von dort blieb sein Einfluss eher begrenzt. Wenn es nicht Messi wäre, der von Maradona angefeindete Trainer Jorge Sampaoli hätte den bisweilen auch lustlos wirkenden Kapitän zur Pause vom Feld nehmen müssen. Erst nach dem Rückstand ging ein Ruck durch den Messi. Die Kroaten standen derweil hinten in der Regel sicher, hatten nach eher seltenen Unsicherheiten freilich auch großes Glück, dass etwa Enzo Perez knapp am leeren Tor vorbeischoss (30.). Der Ex-Wolfsburger und Münchner Mandzukic besaß kurz darauf die große Gelegenheit zur Führung, köpfte unbedrängt neben das Tor (33.). Was sich am Ende als nicht weiter schlimm erwies.