Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Kein öffentliches WLAN wegen EU-Panne
Zunächst kommt Laichingen zum Zug, dann macht die EU-Software Probleme
LAICHINGEN - Enttäuschung herrscht im Laichinger Rathaus. Eigentlich wollte die Verwaltung Bürgern und Gästen schon in diesem Sommer das freie Surfen im Internet im Laichinger Stadtzentrum ermöglichen. Doch das muss jetzt noch ein wenig warten. Grund ist eine Panne in der EU-Software.
Im Mai hatte sich die Stadt Laichingen um Zuschüsse für einen öffentlichen WLAN-Hotspot beworben – erfolgreich. Natürlich lief das Verfahren digital ab. Auf einer von der EU-Kommission eingerichteten Seite (www.wifi4eu.eu) konnten sich Gemeinden bewerben, die freie WLANHotspots an öffentlichen Plätzen, in Büchereien oder anderen Bereichen, die für die Öffentlichkeit wichtig sind, installieren wollten. Laichingen wollte, Zuschüsse sollten fließen.
Bürgermeister Klaus Kaufmann hatte schon im vergangenen Jahr angekündigt (unter anderem bei der Hauptversammlung der Wirtschaftsvereinigung im Juli), ein solches Angebot für den Bereich rund um den Marktplatz auf den Weg zu bringen. Zur Freude unter anderem des Jugendbeirats, der einen solchen kostenlosen und freien Internetzugang für alle und jederzeit ebenso befürwortete.
Und dann kam tatsächlich grünes Licht: nicht direkt aus Brüssel, jedoch auf der Bewerbungsplattform der „Exekutivagentur für Innovation und Netze“(INEA) der Europäischen Kommission. Laichingen sei eine der Gemeinden, hieß es dort, die sich erfolgreich um Zuschüsse für die Installation eines Hotspots beworben hatten. Zur Anwendung kam das sogenannte Windhundverfahren: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Laichingen war drin. Doch nicht lange.
„Enorme Resonanz“
Im Juni dann die ernüchternde Nachricht. Auf der Plattform hieß es: Das Verfahren müsse annulliert werden. Mitgeteilt wird, dass die erste Aufforderung zur Einreichung von Anträgen „aufgrund der enormen Resonanz als großer Erfolg zu werten ist“; jedoch sehe sich die zuständige INEA zu ihrem „großen Bedauern gezwungen, die Aufforderung zu widerrufen“. Grund: ein technischer Fehler auf der Bewerbungsplattform. Diversen Antragstellern nämlich sei die Teilnahme an dem Programm „verwehrt“worden. Und dies stehe im Widerspruch zum Selbstverständnis der EU-Kommission, die in der Pflicht stehe, „für Fairness und Zuverlässigkeit des Auswahlverfahrens Sorge zu tragen“.
Diesen Herbst soll das Portal wieder in Betrieb genommen werden – sobald die technischen Probleme behoben sind. Immerhin: Alle Gemeinden, die wie Laichingen im ersten Anlauf erfolgreich waren, müssen sich nicht noch einmal registrieren.
Womöglich bestand der „Softwarefehler“schlicht darin, dass die europäische Exekutivagentur für Innovation und Netze den europaweiten Ansturm unterschätzt hat. Nach eigener Auskunft hätten sich innerhalb von Sekunden schon mehr als 5000 Gemeinden erfolgreich registriert.
Laichingen will nun abermals im Boot sein. Bürgermeister Klaus Kaufmann kann eine gewisse Enttäuschung jedoch nicht verhehlen. Denn ob die Stadt bei der erneuten Bewerbung abermals zum Zug kommt, steht in den Sternen. Und selbst wenn, dann dürfte es 2019 werden, bis in der Stadt freies WLAN zur Verfügung steht. Wobei Kaufmann davon ausgeht, dass die Installation eines Hotspots selbst schnell über die Bühne geht. Was er aber nicht will: Jetzt auf eigene Faust und ohne Zuschüsse das WLAN aufbauen. „Ich möchte die Fördermittel abwarten, denn sie einfach nur so sich entgehen zu lassen, ohne versucht zu haben, welche zu erhalten, wäre ungeschickt.“Die Kosten fürs WLAN schätzt er auf weniger als 10 000 Euro. Es sei möglich, dass der gesamte Betrag über die EU-Mittel gefördert werden kann.