Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Kein öffentlich­es WLAN wegen EU-Panne

Zunächst kommt Laichingen zum Zug, dann macht die EU-Software Probleme

- Von Johannes Rauneker

LAICHINGEN - Enttäuschu­ng herrscht im Laichinger Rathaus. Eigentlich wollte die Verwaltung Bürgern und Gästen schon in diesem Sommer das freie Surfen im Internet im Laichinger Stadtzentr­um ermögliche­n. Doch das muss jetzt noch ein wenig warten. Grund ist eine Panne in der EU-Software.

Im Mai hatte sich die Stadt Laichingen um Zuschüsse für einen öffentlich­en WLAN-Hotspot beworben – erfolgreic­h. Natürlich lief das Verfahren digital ab. Auf einer von der EU-Kommission eingericht­eten Seite (www.wifi4eu.eu) konnten sich Gemeinden bewerben, die freie WLANHotspo­ts an öffentlich­en Plätzen, in Büchereien oder anderen Bereichen, die für die Öffentlich­keit wichtig sind, installier­en wollten. Laichingen wollte, Zuschüsse sollten fließen.

Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann hatte schon im vergangene­n Jahr angekündig­t (unter anderem bei der Hauptversa­mmlung der Wirtschaft­svereinigu­ng im Juli), ein solches Angebot für den Bereich rund um den Marktplatz auf den Weg zu bringen. Zur Freude unter anderem des Jugendbeir­ats, der einen solchen kostenlose­n und freien Internetzu­gang für alle und jederzeit ebenso befürworte­te.

Und dann kam tatsächlic­h grünes Licht: nicht direkt aus Brüssel, jedoch auf der Bewerbungs­plattform der „Exekutivag­entur für Innovation und Netze“(INEA) der Europäisch­en Kommission. Laichingen sei eine der Gemeinden, hieß es dort, die sich erfolgreic­h um Zuschüsse für die Installati­on eines Hotspots beworben hatten. Zur Anwendung kam das sogenannte Windhundve­rfahren: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Laichingen war drin. Doch nicht lange.

„Enorme Resonanz“

Im Juni dann die ernüchtern­de Nachricht. Auf der Plattform hieß es: Das Verfahren müsse annulliert werden. Mitgeteilt wird, dass die erste Aufforderu­ng zur Einreichun­g von Anträgen „aufgrund der enormen Resonanz als großer Erfolg zu werten ist“; jedoch sehe sich die zuständige INEA zu ihrem „großen Bedauern gezwungen, die Aufforderu­ng zu widerrufen“. Grund: ein technische­r Fehler auf der Bewerbungs­plattform. Diversen Antragstel­lern nämlich sei die Teilnahme an dem Programm „verwehrt“worden. Und dies stehe im Widerspruc­h zum Selbstvers­tändnis der EU-Kommission, die in der Pflicht stehe, „für Fairness und Zuverlässi­gkeit des Auswahlver­fahrens Sorge zu tragen“.

Diesen Herbst soll das Portal wieder in Betrieb genommen werden – sobald die technische­n Probleme behoben sind. Immerhin: Alle Gemeinden, die wie Laichingen im ersten Anlauf erfolgreic­h waren, müssen sich nicht noch einmal registrier­en.

Womöglich bestand der „Softwarefe­hler“schlicht darin, dass die europäisch­e Exekutivag­entur für Innovation und Netze den europaweit­en Ansturm unterschät­zt hat. Nach eigener Auskunft hätten sich innerhalb von Sekunden schon mehr als 5000 Gemeinden erfolgreic­h registrier­t.

Laichingen will nun abermals im Boot sein. Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann kann eine gewisse Enttäuschu­ng jedoch nicht verhehlen. Denn ob die Stadt bei der erneuten Bewerbung abermals zum Zug kommt, steht in den Sternen. Und selbst wenn, dann dürfte es 2019 werden, bis in der Stadt freies WLAN zur Verfügung steht. Wobei Kaufmann davon ausgeht, dass die Installati­on eines Hotspots selbst schnell über die Bühne geht. Was er aber nicht will: Jetzt auf eigene Faust und ohne Zuschüsse das WLAN aufbauen. „Ich möchte die Fördermitt­el abwarten, denn sie einfach nur so sich entgehen zu lassen, ohne versucht zu haben, welche zu erhalten, wäre ungeschick­t.“Die Kosten fürs WLAN schätzt er auf weniger als 10 000 Euro. Es sei möglich, dass der gesamte Betrag über die EU-Mittel gefördert werden kann.

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FOTO: RAU Kein freies WLAN in Laichingen; dieser Zustand bleibt zunächst bestehen.

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