Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ein Damm gegen die Jahrhundertflut
Mit einem zwei Kilometer langen Wall entlang des Donauufers schützt sich Ulm
ULM - Mit Kennerblick begutachtet Umweltminister Franz Untersteller die Friedrichsau am Donauufer. Es ist schon ein paar Jahre her, lange bevor er Minister wurde, da hat Untersteller einmal Landschaftsarchitektur studiert. Mit dem, was er da sieht, ist er zufrieden. „Man erkennt: Naherholungsgebiet und Hochwasserschutz schließen sich nicht aus.“
Zusammen mit Regierungspräsident Klaus Tappeser hat Untersteller am Freitag den Schutzdamm entlang des Donauufers in der Friedrichsau eingehweit. Neun Monate haben die Arbeiten an dem Projekt gedauert, geplant waren sieben, aber Tappeser ist froh, dass die Umbaumaßnahmen des Ufers weniger als ein Jahr gedauert haben. Der Regierungspräsident begründet den Bau damit, dass „wir uns vor einem hundertjährigen Hochwasser schützen müssen“. Den Klimawandel könnten die Menschen inzwischen vor der eigenen Haustür beobachten.
Untersteller pflichtet ihm bei: Man müsse im Physikunterricht nicht besonders gut aufgepasst haben, um zu wissen, dass wärmere Luft mehr Wasser aufnehme, referiert der Minister. „Und darum fallen die Unwetter in Zukunft immer extremer aus.“Die Folge dessen ist Starkregen, der den Wasserspiegel eines Flusses so rasant ansteigen lässt, dass dieser sich zu einem reißenden Strom wandelt und über die Ufer tritt.
Als es im Juni 2013 in Bayern zu einer Jahrhundertflut gekommen war, habe man hier, an der Donau vor allem eins gehabt – Glück, sagt Untersteller. Darauf wolle sich Ulm in Zukunft nicht mehr verlassen, darum habe man sich für diese umfangreiche Hochwasserschutzmaßnahme entschieden.
Kritik an der Höhe der Investition von 2,3 Millionen Euro (davon trägt Baden-Württemberg 1,2 Million Euro, Ulm 500 000 Euro und die Stadtwerke zahlen 600 000 Euro) lässt Untersteller dabei nicht gelten. Als einer der Anwesenden anmerkt, dass ein solcher zwei Kilometer langer Damm, dessen Kamm drei Meter über dem Wasserspiegel liegt, bisher nie nötig gewesen sei, antwortet der Minister trocken: „Sie wären doch der Erste, der mich fragen würde, warum wir nichts gemacht haben, wenn erst einmal was passiert ist.“
Auch Martin Bendel, Erster Bürgermeister der Stadt ist sich sicher, dass früher oder später ein Jahrhunderthochwasser zu erwarten ist – und dann ist Ulm ab jetzt gewappnet. Mit dem Damm könnten Schäden in Höhe von 60 Millionen Euro verhindert werden, rechnet Franz Untersteller vor.
Naherholung weiter möglich
Entlang des Damms zieht sich ein Fuß- und Radweg vorbei am Ufer. Daneben wurde Gras für Liegewiesen gesät. Der Stadt und den Planern war es wichtig, dass die Hochwasserschutzmaßnahme nicht wie eine solche aussieht, sondern die Friedrichsau weiterhin zum Spazieren und Verweilen einlädt.
Ein Blick auf die bayrische Seite stimmt die Politiker zufrieden. In Neu-Ulm hatten sich die Verantwortlichen bereits 2008 für eine Mauer gegen das Hochwasser entschieden. Ebenso hoch wie der Damm auf der Ulmer Seite. Nur, da sind sich alle einig, sei die eigene Lösung doch deutlich schöner.