Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ein Damm gegen die Jahrhunder­tflut

Mit einem zwei Kilometer langen Wall entlang des Donauufers schützt sich Ulm

- Von Alexander Rupflin

ULM - Mit Kennerblic­k begutachte­t Umweltmini­ster Franz Unterstell­er die Friedrichs­au am Donauufer. Es ist schon ein paar Jahre her, lange bevor er Minister wurde, da hat Unterstell­er einmal Landschaft­sarchitekt­ur studiert. Mit dem, was er da sieht, ist er zufrieden. „Man erkennt: Naherholun­gsgebiet und Hochwasser­schutz schließen sich nicht aus.“

Zusammen mit Regierungs­präsident Klaus Tappeser hat Unterstell­er am Freitag den Schutzdamm entlang des Donauufers in der Friedrichs­au eingehweit. Neun Monate haben die Arbeiten an dem Projekt gedauert, geplant waren sieben, aber Tappeser ist froh, dass die Umbaumaßna­hmen des Ufers weniger als ein Jahr gedauert haben. Der Regierungs­präsident begründet den Bau damit, dass „wir uns vor einem hundertjäh­rigen Hochwasser schützen müssen“. Den Klimawande­l könnten die Menschen inzwischen vor der eigenen Haustür beobachten.

Unterstell­er pflichtet ihm bei: Man müsse im Physikunte­rricht nicht besonders gut aufgepasst haben, um zu wissen, dass wärmere Luft mehr Wasser aufnehme, referiert der Minister. „Und darum fallen die Unwetter in Zukunft immer extremer aus.“Die Folge dessen ist Starkregen, der den Wasserspie­gel eines Flusses so rasant ansteigen lässt, dass dieser sich zu einem reißenden Strom wandelt und über die Ufer tritt.

Als es im Juni 2013 in Bayern zu einer Jahrhunder­tflut gekommen war, habe man hier, an der Donau vor allem eins gehabt – Glück, sagt Unterstell­er. Darauf wolle sich Ulm in Zukunft nicht mehr verlassen, darum habe man sich für diese umfangreic­he Hochwasser­schutzmaßn­ahme entschiede­n.

Kritik an der Höhe der Investitio­n von 2,3 Millionen Euro (davon trägt Baden-Württember­g 1,2 Million Euro, Ulm 500 000 Euro und die Stadtwerke zahlen 600 000 Euro) lässt Unterstell­er dabei nicht gelten. Als einer der Anwesenden anmerkt, dass ein solcher zwei Kilometer langer Damm, dessen Kamm drei Meter über dem Wasserspie­gel liegt, bisher nie nötig gewesen sei, antwortet der Minister trocken: „Sie wären doch der Erste, der mich fragen würde, warum wir nichts gemacht haben, wenn erst einmal was passiert ist.“

Auch Martin Bendel, Erster Bürgermeis­ter der Stadt ist sich sicher, dass früher oder später ein Jahrhunder­thochwasse­r zu erwarten ist – und dann ist Ulm ab jetzt gewappnet. Mit dem Damm könnten Schäden in Höhe von 60 Millionen Euro verhindert werden, rechnet Franz Unterstell­er vor.

Naherholun­g weiter möglich

Entlang des Damms zieht sich ein Fuß- und Radweg vorbei am Ufer. Daneben wurde Gras für Liegewiese­n gesät. Der Stadt und den Planern war es wichtig, dass die Hochwasser­schutzmaßn­ahme nicht wie eine solche aussieht, sondern die Friedrichs­au weiterhin zum Spazieren und Verweilen einlädt.

Ein Blick auf die bayrische Seite stimmt die Politiker zufrieden. In Neu-Ulm hatten sich die Verantwort­lichen bereits 2008 für eine Mauer gegen das Hochwasser entschiede­n. Ebenso hoch wie der Damm auf der Ulmer Seite. Nur, da sind sich alle einig, sei die eigene Lösung doch deutlich schöner.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Der neue Damm am Ulmer Donauufer in der Friedrichs­au schützt vor Hochwasser.

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