Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Aufgegabelt Gut Hügle als fast perfekter Tummelplatz für hungrige Familien
Manche Gastronomiebetriebe sind nur Restaurants und sonst gar nichts. Das Gut Hügle in Bottenreute bei Ravensburg ist anders, weil noch eine ganze Menge mehr: Hotel, Erlebnisbauernhof, Minigolf-Arena, Kirschgarten zum Selberpflücken, Streichelzoo, Kinderspielscheune und Maislabyrinth. Und natürlich Gartenwirtschaft mit besten Aussichten. Wahrscheinlich ließe sich die Liste noch locker um drei, vier Punkte erweitern. Fast schon ein bisschen Wirtschaft mit Freizeitpark-Charakter.
Tatsächlich ist das Getümmel in den Ferien oder an sonnigen Sonntagen beträchtlich. Und die Küche muss in der Lage sein, auch unter Volllast darauf zu reagieren. In der Tat bietet die Speisekarte Spezialitäten von eher leichterem Charakter, dafür steht beispielhaft das umfangreiche Salatangebot. Und bis auf die Dinnete will das
Landgut offenbar auch nicht zu schwäbisch sein. Wo also anfangen? Vielleicht mit dem griechischen Bauernsalat, der mit Focaccia serviert wird. Das ist im Hügle allerdings kein fluffig-luftiges Brot, wie der italienische Name vermuten lässt, sondern ein eher kompaktes und festes mit Tomaten und Oliven, dem es ein wenig an Salz fehlt. Tadellos indes der griechische Salat: Ein üppiger Teller mit herzhaft-erfrischend angemachten Tomaten, Gurken, Paprika und Schafskäse, der von guter, geschmacksintensiver Qualität ist. Rundum gelungen: Die auf der Tageskarte stehenden frischen Steinpilze mit Bandnudeln, die den intensiven Duft kerniger Waldaromen voll zur Blüte bringen. Grundsätzlich ist an fast jedem Teller zu spüren, dass sich ein kulinarisch intelligenter Kopf Gedanken über Geschmack und mögliche Optik gemacht hat. Das hat auch schon die Flädlesuppe ausgezeichnet, die im Hügle ein sprichwörtlich bunter Teller ist, weil vermutlich mit Spinat und dem Saft von Roter Beete gefärbte Flädle die Hauptrolle spielen. Ganz kann aber die vogelwilde Pracht nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Brühe an akuter Geschmackslangeweile leidet. Dabei steht auf der Karte doch Rinderkraftbrühe. Eine Erwartung, die die dünne und im Wesentlichen nach Salz schmeckende Suppe nicht erfüllt.
Da ist die Dinnete schon ein anderes Kaliber: Ein für die schwäbische Pizza eher ungewöhnlich dicker Boden garantiert, dass nach dem Verzehr trotz der günstigen 6,20 Euro niemand hungrig den Tisch verlässt. Der Belag besteht aus einer vermutlich mit saurer Sahne und Kräutern bereiteten Grundlage, darüber tanzen vergnügt Schinkenwürfel, und rote Zwiebeln kringeln sich dazu. Natürlich dürfen ein paar Kartoffelscheiben nicht fehlen. Das gibt insgesamt ein solides Geschmacksbild, auch wenn der Teig aufgrund seiner Dicke nicht überall durchgebacken ist. Die einfache Lösung: dünner ausrollen, länger backen.
Doch trotz der einen oder anderen Möglichkeit zur Verbesserung ist das Gut Hügle mit all seinen Angeboten ein toller Tummelplatz, an dem Kinder sehr willkommen sind – was die aufmerksame und herzliche Servicebrigade die Kleinen auch spüren lässt. Nicht nur das offene Konzept des Gastraums mit viel natürlichem Holz macht das Gut zu einem Wohlfühlort, sondern auch der kräftige Hauch ungezwungenen Landlebens, wonach sich der Büromensch oft so sehr sehnt.
Gut Hügle
Bottenreute 5- 7
88214 Ravensburg Telefon 0751- 18 95 000 www. guthuegle. de
Im Sommer täglich geöffnet ab 8 Uhr. Hauptgerichte 6,20 - 19,80 Euro
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