Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
So soll die C-Klasse fit für die zweite Halbzeit werden
Neue Motoren und Oberklasse-Technik – Das meistverkaufte Modell von Mercedes tritt gegen den neuen Dreier von BMW an
Mercedes rüstet die C-Klasse für das Duell mit dem neuen Dreier. Ein halbes Jahr, bevor die Münchner mit der sportlichsten Limousine im Segment die gehobene Mittelklasse aufmischen wollen, wird deshalb der meistverkaufte Mercedes gründlich aufpoliert. Mit reichlich Technik aus der E- und der S-Klasse und einer Reihe neuer Motoren gehen Limousine und Kombi, Cabrio und Coupé am 7. Juli an den Start. Die Preise werden mit dem Ausstattungsniveau ein wenig angehoben und beginnen künftig bei 37 026 Euro für die Limousine und 36 700 für das T-Modell, das Coupé steht mit 40 466 Euro in der Liste und für das Cabrio verlangt der Hersteller 48 070 Euro.
Leider kein Touchscreen
Zwar rühmt Produktmanager Michael Hartmann die Modellpflege als die gründlichste, die es bislang in der über 40-jährigen Geschichte der CKlasse gegeben hat. Immerhin wurden 6 500 der rund 11 500 Teile geändert oder ersetzt. Doch man muss dem Auto schon sehr tief in die Augen schauen, damit man den Unterschied an den neuen Schweinwerfern oder den neuen Schürzen er- kennt. Innen sieht die Sache schon etwas anders aus. Schließlich bekommt jetzt auch die C-Klasse das digitale Kombi-Instrument aus EKlasse & Co, es gibt ein neues Lenkrad mit den Blackberry-Tasten und ein gründliches Update für das Infotainment-System.
Aber auch wenn Mercedes reichlich in die Software investiert hat, die Energizing-Funktionen aus E- und S- Klasse übernimmt und eine erweiterte Sprachsteuerung einsetzt, klafft zum Bediensystem MB UX aus der A-Klasse eine riesige Lücke und die Kunden im zweiten Jahrzehnt nach der Erfindung des iPhone auf den Touchscreen warten zu lassen, ist eine Frechheit – selbst wenn der neue Bildschirm noch so kräftig gewachsen ist und umso verlockender über der Mittelkonsole steht.
Am meisten jedoch hat sich unter der Haube getan. Denn dort stellt Daimler nicht nur auf die neuesten Normen um und baut dafür bei den Benzinern Partikelfilter und den Dieseln auf breiter Flur SCR-Katalysatoren ein. Sondern es gibt in der Palette vom C 160 mit 129 PS bis zum bestenfalls 510 PS starken C 63 auch eine Reihe ganz neuer Motoren. So kommt im C 200 künftig ein 1,5 Liter- Triebwerk zum Einsatz, das mit einem 48-Volt-betriebenen Startergenerator neue Standards in der Klasse setzen will. Denn auf der einen Seite bietet das Triebwerk 184 PS, kommt auf 250 Nm, schafft den Sprint von 0 auf 100 in der Limousine in 8,3 Sekunden und erreicht 225 Stundenkilometer, ist aber auf der anderen Seite mit 6,2 Litern zufrieden. Neu sind auch der C 300 mit einem 258 PS star- ken Vierzylinder, der mit 5,9 Sekunden, 250 Stundenkilometern und 6,5 Litern in der Liste steht, sowie der C 180d, der jetzt mit 1,6 Litern Hubraum auskommen muss. Sein Vierzylinder leistet 122 PS, schafft den Spurt auf Tempo 100 in 9,4 Sekunden, erreicht 207 Stundenkilometer und verbraucht 4,2 Liter.
Nachgeschärftes Design
Und damit niemand fürchten muss, es regiere jetzt allein die Vernunft, darf auch AMG noch einmal nachlegen. Die schnelle Eingreiftruppe hat deshalb nicht nur das Design des C 43 ein wenig nachgeschärft und näher an den C 63 gerückt, sondern auch den Motor gedopt. Mit 23 zusätzlichen PS kommt der 3,0 Liter große V6 jetzt auf stattliche 390 PS und braucht für den Sprint von 0 auf 100 künftig nur noch 4,7 Sekunden.
Seit zehn Jahren ist die C-Klasse das meistverkaufte Modell von Mercedes und mit dem Facelift wird das auch noch ein bisschen so bleiben. Doch wenn die Autobauer aus Sindelfingen ein wenig über den Tellerrand schauen, dann geht ein besorgter Blick nach München zu BMW. Denn dort läuft sich zum Jahreswechsel ein neuer Dreier warm. Und der dürfte der C-Klasse ganz schön einheizen.