Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Tote nach Unwettern in Japan
Überlebende warten auf Rettung – Konzerne stellen Produktion ein
HIROSHIMA (dpa) - Unwetter mit außergewöhnlich viel Regen haben in Japan mehr als 60 Menschen in den Tod gerissen. Weitere 45 werden vermisst, wie der Nachrichtensender NHK am Sonntag berichtete. Vier Verletzte befänden sich in kritischem Zustand. Fotos zeigten schlimme Folgen des seit Donnerstag andauernden Regens: überflutete Straßen, verschlammte Häuser, Erdrutsche.
Laut Regierungssprecher Yoshihide Suga suchen insgesamt 54 000 Helfer – darunter Soldaten und Polizisten – nach eingeschlossenen, verletzten oder toten Menschen. Premierminister Shinzo Abe rief dazu auf, bei der Suche nichts unversucht zu lassen. „Es ist ein Kampf gegen die Zeit“, sagte Abe am Sonntagmorgen (Ortszeit).
Besonders betroffen von den starken Regenfällen war die Region um die Millionenstadt Hiroshima. Allein dort wurden 37 Tote und 40 Vermisste gemeldet. Auf der südwestlichen Hauptinsel Shikoku starben 22 Menschen. Die Zahl der Opfer könnte noch weiter steigen. Berichten zufolge verließen wegen der Wassermassen Hunderttausende ihre Häuser. Andere mussten sich auf die Dächer ihrer Häuser retten und harrten dort aus, bis die Rettungsteams sie erreichten.
Tagelange Rekord-Regenfälle im Zuge eines Taifuns lösten besonders im Westen des Landes Überschwemmungen und Erdrutsche aus. Bei Tokio gab es zudem am Samstag ein Erdbeben der Stärke 5,9. Insgesamt waren rund 6 Millionen Menschen in 19 Präfekturen aufgefordert worden, ihre Häuser zu verlassen, darunter alleine 1,8 Millionen in Hiroshima. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo meldete, wurden Hunderte Häuser beschädigt.
Die Wetterbehörde warnte vor weiteren Erdrutschen und Hochwasser. Vor allem in den Präfekturen Kyoto und Gifu gebe es „noch nie da gewesene Niederschläge“. In der vom Regen betroffenen Region im Westen Japans befinden sich die Großstädte Fukuoka, Nagasaki und Hiroshima. Wegen der Überschwemmungen mussten in der Region auch die Werke von japanischen Konzernen wie Panasonic und Mazda ihre Produktion aussetzen. Auch der Lieferdienst Amazon stellte die Arbeit ein.
Es handelt sich um die schlimmste durch Regenfälle ausgelöste Katastrophe in Japan seit 2014. Damals waren bei Erdrutschen in der Region Hiroshima 74 Menschen ums Leben gekommen.