Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Gemeinschaftswerk Seniorenwohnanlage
Heute Jubiläum in Laichingen – Zeitzeugen wie Alt-Schultes Raab erinnern sich
LAICHINGEN - 22 Monate nach dem Spatenstich wurde in Laichingen am 12. Juni 1993 die Seniorenwohnanlage eingeweiht: Die 12 Millionen Mark teure Einrichtung sollte vor allen Dingen kein isoliertes Angebot darstellen, sondern Bestandteil eines Gesundheits-, Sozial- und Altenzentrums sein. „Ältere Menschen wollen nämlich nicht an den Stadtrand abgeschoben werden, sie wollen etwas erleben“, wusste damals schon der frühere Bürgermeister Andreas Raab.
Zur gesamten Anlage mit integrierter Diakonie- und Sozialstation gehörten auch das Krankenhaus sowie das projektierte Pflegeheim. Damit stand allen Bürgern der Stadt, aber auch des Umlandes, eine Einrichtung zur Verfügung, wie sie seinerzeit nur wenige Städte dieser Größenordnung hatten. „Wir sind hier wieder einmal andere Wege gegangen als anderswo üblich“, sagte Raab bei der Eröffnung und empfand es „immer schwieriger, maßgebende Stellen davon zu überzeugen, dass andere Wege auch richtig sein können“. Raab gilt bis heute als Ideengeber für das Gesamtkonzept, das zu diesem Zeitpunkt keineswegs landesüblich war. „Man redete noch von Altenarbeit und es gab keinerlei stationäre Einrichtungen im Laichinger Raum. Wir haben dann bald im Krankenhaus eine kleine ,Altenpflegestation’ geschaffen. Damit war der Anfang gemacht“, erinnert sich Raab im Gespräch mit der SZ.
Als er Mitte der 80er Jahre seine Ideen zu betreutem Seniorenwohnen und einem Seniorenpflegeheim publik machte, gab es aber auch kritische Stimmen. „Ich hörte öfters: Des braucht es net in Loichna, bei eis pflegt mr seine Alte no drhoim.“Allerdings sei es dann doch bald in einem Planungswettbewerb gelungen, die Grundlagen für die betreuten Seniorenwohnungen und das spätere Seniorenpflegeheim zu schaffen. „Wir starteten mit der betreuten Seniorenwohnanlage und spürten bei Verkauf und Vermietung schnell, dass wir auf dem richtigen Weg waren“, so Raab. Das später hinzugekommene Seniorenpflegeheim sei dann gleich doppelt so groß gebaut worden als geplant. Und alles war schnell belegt.
Als Mitstreiter dieser „tollen Erfolgsstory“benennt Raab Pfarrer Reinhold Rückle und den verstorbenen Gerhard Palm, sowie später dessen Nachfolger Werner Ott. In der Bauphase habe ihn der Leiter des Bauamtes, Günter Hascher, unterstützt und der bereits verstorbene Werner Häberle, der spätere Geschäftsführer der Diakonie. „Was uns am meisten half war eine sehr positive Gesamthaltung, auch warmherzige Zuwendung der Bevölkerung zum gesamten Projekt“, erinnert Raab.
Viele fleißige Hände
Auch wenn Bernhard Schweizer (OKV) und Günter Hascher (Bauamtsleiter) heute über den alten Plänen sitzen, ist diese positive Einstellung zur Einrichtung mit alten Geschichten gespickt. Hascher spricht von drei geplanten Bausteinen für ein späteres Gesundheits-, Sozial- und Altenzentrum. Das Krankenhaus bestand, die Seniorenwohnanlage wurde zum zweiten, das Pflegeheim zum dritten Baustein. Inhaltlich stand auch der OKV hinter dem Gedanken einer selbstbestimmten Lebensführung. „Werner Häberle hat dies über den diakonischen Gedanken umgesetzt“, erinnert Bernhard Schweizer und erzählt von Schwester Emma, der früheren Laichinger Pflegeschwester. Später habe die evangelische Kirchengemeinde die ambulante Pflege in der Stadt ins Leben gerufen.
Viele fleißige Hände stellten sich gleich zu Beginn in den Dienst der guten Sache: Neben Werner Häberle wurde dessen Frau Erika zur Ansprechpartnerin im Bereich der Nachbarschaftshilfe. Elfriede Seitter leitete den Pflegedienst der Diakoniestation und vermittelte Krankenpflege. Paula Schmid und Elke Neisser waren für die Verteilung des Mittagessens zuständig, für die Gemeinschaftsräume und die Cafeteria. Elfriede Rappold unterlag die Hausverwaltung sowie die Beratung und Vermittlung von Hilfen für Hausbewohner. Hans Frasch war Ansprechpartner für die Programmgestaltung. Elisabethe Volland und Ingeborg Raab boten ein Programm unter dem Thema „Belebung für Geist und Seele“an. Margarethe Häckel initiierte Treffen unter dem Motto „frohes Alter in der Gemeinschaft“und Sigrun Weitze lud einmal im Monat zur Vorlesestunde ein. Für Bewegung bis ins Alter sorgte Ursel Schreiner-Hobein im Auftrag des Roten Kreuzes.